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OF
COMPARATIVE ZOÖLOGY,
AN TARVARD COLLEGE, CAMBRIDGE, MASS,
Founded by private subscription, in 1861.
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BEITRÄGE
ZUR
PALÄONTOLOGIE ÖSTERREICH-UNGARNS
UND DES ORIENTS
HERAUSGEGEBEN VON
E. v. MOJSISOVICS uw» M. NEUMAYR.
IV. BAND.
MIT 30 TAFELN UND 2 ZINKOTYPIEN.
WIEN, 1886. ALFRED HÖLDER
K. K. HOF- UND UNIVERSITÄTS-BUCHHÄNDLER.
ROTHENTHURMSTRASSE 15.
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Den =
Verzeichniss
der
Abonnenten auf Band IV. der Beiträge zur Paläontologie Oesterreich-Ungarns.
Alth, Professor Dr. A. v., Krakau.
Benecke, Professor Dr. E. W., Strassburg.
Bergakademie in Leoben.
Beyrich, Geheimrath Dr. E., Berlin.
Braun, Mr., Cincinnati.
Brusina, Professor Dr. Sp., Agram.
Burmeister, Dr., Director d. Museo publico in Buenos-Ayres.
Cabinetto geologico della provinciadi Messina, Messina.
Cameraldirection, Erzherzog Albrecht’sche, Teschen.
Claus, Hofrath Professor Dr., Wien.
Cope, Professor Dr. E., Philadelphia.
Credner, Professor Dr., Leipzig.
Dames, Professor Dr., Berlin.
Delgado, Joaquim Filippe Hery, Lissabon.
Doell, Director Dr., Wien.
Drasche-Wartinberg, Dr. R. v., Wien.
Eck, Professor Dr., Stuttgart.
Enitsch, Professor Dr..A,, Prag.
Fritsch, Professor Dr. C. v., Halle a.'S.
(audry, Professor A., Paris.
Geological Society, London.
Geologische Landesanstalt, Budapest.
Geologische Landesanstalt, Strassburg.
Geologische Reichsanstalt, Wien. 2 Ex.
Geologisches Universitätsmuseum, Wien.
(Grotrian, Greheimrath, Braunschweig.
Hauer, Hofrath F. v., Wien.
Keazrer, EB, Wien:
Katholiczky, Dr., Rossitz.
Koenen, Professor Dr. v., Göttingen. Loriol, P. de, Frontenex bei Genf. Lundgren, Professor Dr., Lund. Makowsky, Professor A., Brünn. Meneghini, Professor Dr., Pisa.
Merian, Professor Dr. P., Basel.
Mösch, Director C., Zürich.
Mojsisovics, Oberbergrath Dr. E. v., Wien. Museo civico, Triest. Naturhistorisches Hofmuseum, Wien. Naturwissenschaftl. Verein, Hermannstadt. Neumayr, Professor Dr. M., Wien. Nikitin, Professor, Moskau.
OÖberbergamt, k., München. Oberrealschule in Salzburg.
Ottmer, Professor Dr., Braunschweig. Paläontolog. Universitätsmuseum, Wien. Pancic, Director Dr., Belgrad.
Petrino, ©. Freiherr v., Czernowitz. Pheophilaktow, Professor Dr., Kiew. Pilar, Professor Dr., Agram. Polytechnicum, Braunschweig. Porumbaru, Professor R., Bukarest. Reyer, Professor Dr. E., Wien. Sandberger, Professor Dr., Würzburg. Schwarz, Baron Julius, Salzburg.
IV
Abonnenten - Verzeichniss.
Sinzow, Professor Dr., Odessa. Stache, Oberbergrath Dr. G., Wien. Städtische Bibliothek, Bern.
State Museum of Natural
Albany.
Steindachner, Director Dr., Wien.
History,
Steinmann, Dr., Strassburg.
Stur, Director, Wien.
Stürtz, B., Mineral. und Paläontol. Comptoir in
Bo
nn.
Suess, Professor Dr. E., Wien. Waagen, Professor Dr. W., Prag.
Ausserdem wurden mehrere Exemplare durch Buchhandlungen pränumerirt, deren Besteller
unbekannt sind; im Ganzen gingen 136 Exemplare nach den folgenden Städten:
Aachen ı Agram 2 Athen ı
Basel ı Belgrad ı Berlin 7
Bern 2
Bonn ı Braunschweig 2 Brünn ı Brüssel ı Budapest 8 Buenos-Ayres ı Bukarest ı Cineinnati ı
Czernowitz ı
Dresden ı (Genf 2 (riessen I Göttingen 2 (araz 6 Haarlem ı Halle ı Heidelberg ı Hermannstadt ı Innsbruck 2 Kiel ı
Kiew ı Klagenfurt ı Klausenburg 2
Krakau ı
Leipzig 4 Lemberg 2 Leoben ı Lissabon ı London 8 Lund ı Mailand 3 Moskau ı München 3 Münster ı Neapel ı New -York ı Odessa ı Paris 3
Petersburg ı
Philadelphia ı Pisa ı
Prag 7
Rom 2 Rossitz 2 Salzburg 2 Stockholm ı Strassburg 4 Stuttgart 2 Teschen ı Triest ı Turin 2 Wien ı8 Würzburg 2
Zürich 2
KNIETAEIIT:
Heft I und II.
(20. Juli 1884. pag. I— 134. Taf. I—-XIV.)
Seite J. Velenovsky, Die Flora der böhmischen Kreideformation. 3. Theil (Taf. T— VIII) : ee I K. A. Penecke, Beiträge zur Kenntniss der Fauna der slavonischen Paludinenschichten. 2. Theil (Taf. IX und X) . > 15 F. Teller, Neue Anthracotherienreste aus Südsteiermark und Dalmatien (Taf. NI-XIV) 5 5 EERLE A ee Er Erik
Heft III und IV.
31. Jänner 1886. pag. 135—226. Taf. NV— XXX.) I 5
F. Wähner, Beiträge zur Kenntniss der tieferen Zonen des unteren Liasin den nordöstlichen Alpen. 3. Theil (Taf. NV- XXX) 135
(Die Autoren allein sind für Form und Inhalt der Aufsätze verantwortlich.)
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DIE FLORA DER BÖHMISCHEN KREIDEFORMATION
VON
J. VELENOYSKY.
1. "THEIE) (Tafel I-VII [XVI—XXTI])
Fam. Laurineae.
Eaurus plutonia Heer. (Taf. IV [XIX], Fig. 2, 3, 4.)
Blätter lineal-lanzettlich, gegen die Spitze sowie zur Basis verschmälert, ganzrandig, vielleicht lederartig. Der Primärnerv gerade, stark, in der Spitze verdünnt. Die Secundärnerven zahlreich, unter ziemlich spitzen Winkeln entspringend, bogenförmig gekrümmt, am Rande durch Bogen und Schlingen untereinander verbunden. Die Fläche zwischen den Secundärnerven mit dichtem Netzwerke ausgefüllt. Blattstiel gerade, nicht stark, ziemlich kurz.
Es stehen uns nur die drei abgebildeten Exemplare zur Disposition, alle aus den Perucer Thonen. Die zwei Blätter Fig. 2, 3 liegen auf demselben Stücke neben zahlreichen Zweigchen einer Seguoia und kommen von Lipenec bei Laun her; besonders auf dem Fragmente Fig. 2 ist die Nervation gut erhalten. Das Blatt Fig. 4 ist bei Kuchelbad im Jahre 1881 gefunden; ich habe dasselbe auf Grundlage der erhaltenen Hälfte ergänzt.
Ich zweifle nicht, dass diese Blätter überhaupt einer Laurus-Art angehören. Die Form des Blattes, die Art der Secundärnerven und vor Allem das dichte Maschennetz entsprechen gut diesem Typus. Das Blatt von Kuchelbad ist etwas breiter, stimmt aber im Wesentlichen mit denen von Lipenec überein. Dem Aussehen nach scheinen diese Blätter ziemlich lederartig zu seın. Der Blattstiel ist in Fig. 3 erhalten.
Unsere Blätter unterscheiden sich nicht von jenen, welche Heer aus Grönland als Z /lutonia ?) beschrieben hat. Die unserigen scheinen aber nicht so dicht stehende Secundärnerven zu haben, wodurch sie dem tertiären Zaurus primigenia Ung. noch ähnlicher werden als Heer’s Blätter von Grönland. Nach Heer soll diese Art in den älteren Kreideschichten Grönlands verbreitet sein und
auch in den jüngeren Schichten vorkommen. Mit Recht bemerkt Heer, dass Blätter, welche in
1) Vgl. Beiträge zur Paläontologie Oesterreich-Ungarns. Bd. II, pag. ı, Bd. III, pag. ı. 2) Fl. Grönl. S. 75, 1. Theil. Taf. XIX, Fig. ı—4. Taf. XX, Fig. 3, 4—6. Taf. XXIV, Fig. 6 b. Taf. XXVII, Fig. 10, ıır. Taf. XLII, Fig. 4 db. — 2. Theil. S. 30, Taf. XLII, Fig. ı a. Taf. LVIII, Fig. 2.
Beiträge zur Paläontologie Oesterreich-Ungarns. IV, 1. I
2 Velenovsky. [49]
Lesquereux’s Flora cret. unter den Namen Salir, Proteoides beschrieben sind, ebenso als Zaurus plutonia angesehen werden müssen. Demnach wäre es wieder eine Pflanzenart, welche allgemein die
Kreidezeit kennzeichnet.
Sassafras acutilobum Lesqx. (Taf. II [XVII], Fig. ı.)
Das Blatt im Umrisse rhombisch, in der Mitte am breitesten, dreilappig, am Grunde keilig verschmälert; der Mittellappen viel länger und grösser als die beiden seitlichen; alle ganzrandig, allmälig in eine feine Spitze ausgezogen. Der Primärnerv gerade, stark, in der Spitze fein, dünn. Die seitlichen Basalnerven entspringen hoch über der Basis und sind beinahe gegenständig. Die Secundärnerven bogenförmig, sehr fein, untereinander durchaderige Nervenverbunden. Feinere Nervation ist nicht erhalten. Der Blattstiel gerade, nicht zu stark, lang.
Das einzige abgebildete Blatt wurde in den gelben Perucer Thonen im Frühjahr 1831 bei Kuchelbad gefunden.
Das Blatt ist ziemlich schön erhalten; am meisten sind die fein bespitzten Lappen auffallend. Nervation ist nur theilweise hie und da erhalten. Ich habe unser Blatt als 5. acutilobum aus Nord-Amerika !) bestimmt, obzwar kein Botaniker leugnen kann, dass blosse Blattfragmente über die specifische Identität von zwei Pflanzenarten aus zwei so weit entfernten Ländern niemals entscheiden können. Die Tracht des Blattes, die Aehnlichkeit der Nervation stimmen aber so gut überein, dass es sich mit ziemlich grosser Gewissheit sagen lässt, dass sie verwandten Pflanzen gehören, welches Resultat der Phytopaläontologie genügt.
Die aus polygonalen Felderchen zusammengesetzte Nervation, soweit sie aut unserem Blatte kenntlich ist, entspricht recht gut der Nervation der Gattung Sassafras. Aehnliche Blattform haben auch einige Aralien, die Nervation hat aber einen anderen Charakter und tritt niemals so scharf hervor. Aralıa Kowalewskiana (D. Fl. d. böhm. Kreideform., I. Theil) hat auch dreilappige Blätter, die Lappen sind aber ziemlich gleich, am Ende nicht so auffallend ausgezogen, die Blattbasis nicht keilförmig verschmälert, die seitlichen Basalnerven nicht so hoch von dem Mittelnerven entspringend.
S. Pfaftiana Heer (Fl. Grönl. I. Theil, S. 29, Taf. LV, Fig. ı8) stimmt in der Form mit unserem Blatte überein. Ich finde aber unter den seitlichen Basalnerven keinen grösseren Nerv,
wie er sich auf den Sassafras-Blättern findet.
Fam. Ebenaceae.
Diospyros provecta m. (Taf. VIII [XXIII], Fig. 1—5, 10.)
Blätter lanzettlich bis länglich lanzettlich, vorne kurz zugespitzt, am Grunde allmälig herablaufend, ganzrandig. Der Primärnerv gerade, nicht stark, in der Spitze fein verdünnt. Die Secundär- nerven unter ziemlich spitzen Winkeln entspringend, durch ein polygonales Nervennetz untereinander verbunden. Blattstiel nicht stark, ziemlich lang.
In den Perucer Thonen bei Kuchelbad, Melnik an der Sazava, beiLiebenau nicht selten.
Eine schöne Blattart, von welcher leicht der ganze Umriss auch mit der Nervation reconstruirt
werden kann, weil uns Fragmente aus verschiedenen Blatttheilen vorliegen. Ueberall ist diese Art
1) Lesquereux, Flora cret. Pl. XIV.
[50] Die Flora der böhmischen Kreideformation. 3
durch die herablaufende Basis, die eigenthümliche Nervation und den dünnen Blattstiel kenntlich. Die Nervation ist besonders auf den Blattstücken von Melnik erhalten, wie sie auch auf dem Exemplare Fig. 5 angedeutet ist. Der Hauptnerv ist schwach und besonders am Ende fein verdünnt. Der Blattstiel ist gerade, dünn (Fig. 5).
In jeder Hinsicht stimmen diese Blätter mit denjenigen der lebenden Arten Diospyros Lotus L. und D. virginiana L. aus Amerika überein. Die Form des Blattes, die so charakteristische Nervation, besonders aber der schlanke Blattstiel und die schmal herablaufende Basis machen die vorweltliche Art diesen lebenden Pflanzen auffallend ähnlich. Ich halte demnach die Bestimmung dieser Fossilien für sehr wahrscheinlich.
Diospyros primaeva Heer (Fl. Grönl. I. Theil, S. 80, Taf. XVII, Fig. ıı. II. Theil, Taf. LXI, Fig, 5 a, 6, ce, S. 31) aus den jüngeren Kreideschichten Grönlands stimmt im Wesentlichen mit unseren Blättern überein, sie sind nur kürzer und breiter.
D. prodromus Heer (Fl. arct. [II]. Die Kreideflora d. arct. Zone, S. ı13, Taf. XXXII, Fig. 3—7, Taf. XXVII, Fig. 6 ec) ist auch eine sehr ähnliche Art; die Blätter sind etwas grösser und breiter; die Nervation dieselbe.
D. brachysepala A. Br. (Heer, Fl. d. Schweiz [II]. Taf. C. III) aus dem Tertiär hat dieselbe
Nervation, denselben Blattstiel, nur die Form weicht etwas ab.
Sapotacites obovata m. (Taf. III [XVII], Fig. 6.)
Das Blatt verkehrt eiförmig, vorne abgerundet und schwach (in der Spitze) ausgerandet, zur Basis verschmälert, ganzrandig. Der Primärnerv gerade, nicht zu stark, in der Spitze verdünnt. Die Secundärnerven unter spitzen Winkeln entspringend, etwas bogenförmig gekrümmt, am Rande durch regelmässige Schlingen und Bogen untereinander verbunden, sehr fein hervortretend. Nervennetz schwach kennbar.
Nur das abgebildete Exemplar fand ich in den grauen Perucer Thonen bei Kuchelbad im Jahre 1881.
Das Blatt ist in dem Gesteine nur matt abgedrückt, der Umriss und die Nervation sind aber bei näherer Untersuchung gut kenntlich. Die Secundärnerven sind bedeutend schwächer als der Primärnerv; sie theilen sich manchmal schon in der Mitte oder regelmässig bei der Spitze; die Aeste verbinden sich dann durch Bogen untereinander. Die Basis war bis zum Blattstiele erhalten, sie wurde aber unglücklicherweise abgebrochen.
In allen Merkmalen, besonders aber in der Tracht der Nervation stimmt das vorliegende Blatt mit den Blättern aus der Verwandtschaft der Gattung Dumelia und Sapota in der Familie der Sapoteen (D. tenax Willd., B. obovata, De., B. retusa Sw.) überein. D. .anugınosa Pers. aus Arkansas hat so ähnliche Blätter mit derselben Nervation, dass sie sich von unserer Sapotacıtes nur durch geringere Grösse unterscheidet.
Aehnliche Form des Blattes besitzen zwar noch sehr verschiedene Pflanzen (ich nenne z. B. Clusia, Canella, Psidium u. a.)., doch finde ich bei diesen allen die Nervation ganz anders zusammengesetzt.
S. hyperboreus Heer (Fl. Grönl. II. Theil, S. 32, Tat. LXI, Fig. 7—9) aus den jüngeren Kreideschichten Grönlands kommt, was die Form betrifft, unserem Blatte sehr nahe. 5. Zaydenti Heer aus Amerika (siehe Lesquereux, Fl. cret. Tat. V, Fig. ı) kann ebenso mit unserer Art verglichen werden.
ı*
4 Velenovsky. [51]
Aus der Tertiärzeit sind auch ähnliche Blätter unter derselben Bestimmung bekannt, wie S. sideroxylon Ett. (siehe z. B. Heer, Fl. baltica, Taf. XXVI, Fig. 21, 22) oder S. minor Ung. sp. (z. B. Heer, Fl. baltica, Taf. XXVI, Fig. 23«. — Heer, Fl. d. Schw. [I]. Theill, Taf. C' III, Fig. 9) oder S. mimusops Ett. (Ebenda Fig. 4).
Fam. Verbenaceae.
Premnophyllum trigonum m. (Taf. III [XVIll], Fig. 2.)
Das Blatt länglich-dreieckig, am Grunde abgestutzt, vornehin allmälig verschmälert, am Rande grob und ungleich gekerbt gesägt. Der Primärnerv ziemlich dünn, gerade. Zu beiden Seiten des letzteren noch ein Paar von feinen kürzeren Basalnerven, welche sich bogenförmig krümmen. Die Secundärnerven fein, unter spitzen Winkeln entspringend und bald in dem Netzwerke sich auflösend. Ein Blattstiel nicht vorhanden.
Dieses schöne Blättchen habe ich in den Perucer Schieferthonen bei VyS$Serovic gefunden.
Das Blatt ist zwar sehr schön erhalten, die definitive Bestimmung ist mir aber bis jetzt unmöglich. In der Literatur existirt nichts ähnliches; unter den lebenden Pflanzen gelang es mir keine Art zu finden, welche ähnliche Blätter besässe.
Die Form dieses Blattes ist sehr charakteristisch. Der Rand ist auffallend ungleich gesägt. Die Basal- sowie die Secundärnerven sind sehr fein, obzwar scharf hervortretend. Eine feinere Nervation ist nicht erkennbar. Die Blattspreite war dem Anscheine nach lederartig, auf der Oberfläche glatt.
In der jetzigen Pflanzenwelt habe ich dieses Blatt mit folgenden Arten verglichen:
In der Familie der Euphorbiaceen haben ähnliche Blätter einige Acalypha-Arten; sie sind aber sämmtlich von häutiger, krautiger Natur. In der Familie der Bignoniaceen kommen in der Gattung Bzgnonia und Tecoma auch etwas ähnliche, ebenso lederartige und gezähnte Blätter vor; sie sind aber meistens gefiedert und mit verschiedener Nervation.
Am ehesten scheinen mir aber die Blätter einiger Arten der Gattung Premna unter den Verbenaceen verwandt zu sein. ?. acuminata R. Br., P. ovata R. Br. (beide aus Neu-Holland) haben ganz ähnliche Blätter mit derselben Nervation. Ich habe daher das fossile Blatt provisorisch
zu dieser Gattung gestellt.
Fam. Magnoliaceae.
Illicium deletum m. (Taf. III [XVII], Fig. 5.)
Das Blatt lanzettlich, im vorderen Theile am breitesten, vorne kurz zugespitzt, am Grunde allmälig in den Blattstiel verschmälert, ganzrandig, lederartig. Der Primärnerv gerade, nicht stark, gegen die Spitze zu verdünnt. Die Secundärnerven nicht zahlreich, fein, unter sehr spitzen Winkeln entspringend, weit vor dem Rande gabelig gespalten; zwischen den einzelnen Secundärnerven noch andere, aber viel feinere und kürzere Nerven des zweiten Grades erkennbar. Ein Nervennetz nicht bemerkbar.
Nur das einzige, abgebildete Exemplar befindet sich in den Museums-Sammlungen; es liegt auf einem grösseren Thonstücke der Perucer Schichten von Lipenec unweit Laun abgedrückt.
[52] Die Flora der böhmischen Kreideformation. 5
Das vorliegende Blatt zeichnet sich durch die lang verschmälerte Basis aus, der Blattstiel selbst ist nicht erhalten. Auch die Blattspitze fehlt dem Fragmente ; sie war aber ziemlich kurz, wie die Ränder der oberen Partie andeuten, Das Blatt zeigt eine feste, lederartige Beschaffenheit, die Ränder waren scharf und fein umgerollt, wie es auf dem Abdrucke gut zu sehen ist.
Die Secundärnerven sind im Verhältnisse zum Primärnerv sehr fein, aber ziemlich gut hervortretend. Sie verzweigen sich weit vor dem Rande, die Zweige verbinden sich durch sehr schwach hervortretende Bogen und Schlingen.
Es ist schwierig, dieses Blatt, obwohl es recht gut erhalten ist, mit Bestimmtheit einer Gattung zuzuzählen. Ich habe es mit Blättern lebender Arten der Gattungen Apocynum (Apocyno- phyllum), Andromeda, Nyssa, Daphne verglichen, aber bei all diesen Pflanzen fand ich, wie in der Nervation, so auch in anderen Merkmalen so bedeutende Unterschiede, dass unsere fossile Art sehr wahrscheinlich mit ihnen nichts zu thun hat.
Eine auffallende Aehnlichkeit finde ich aber in den Gattungen Z/lerum und Drimys. Hier sind überall ähnlich lederartige Blätter mit scharfen umgerollten Rändern, mit demselben Primärnerv und ganz ähnlich herablaufender Basis. Eine feinere Nervation zwischen den Secundärnerven ist nicht vorhanden, woraus sich schliessen lässt, dass sie auch auf unserem fossilen Blatte nicht entwickelt war.
Dieselbe Form des Blattes hat Drömys insularis Daill. aus Australien, die Nervation ist aber dichter und schärfer hervortretend, die Secundärnerven gehen unter stumpferen Winkeln aus und bilden sehr starke Anastomosen. Bei den verwandten /. anisatum L. und /. religiosum, bei welchen freilich die Blätter viel breiter sind, findet man aber dieselbe Nervation. Hier sind die Secundärnerven ebenso spärlich an Zahl, ebenso unter spitzen Winkeln entspringend und vor dem Rande gabelförmig gespalten. Zwischen ihnen sind auch andere schwächere Secundärnerven zu sehen.
Ein Nervennetz ist auch nicht entwickelt.
Fam. Combretaceae.
Terminalia rectinervis m. (Taf. V [XX], Fig. ı, 2.)
Blätter lanzettförmig, zur Spitze sowie zur Basis allmälig verschmälert, ganzrandig. Der Primärnerv gerade, besonders am Grunde stark, zur Spitze hin fadenförmig verdünnt. Die Secundärnerven beiderseits 6—ı0, nicht stark, gerade, unter spitzen Winkeln ent- springend, dicht am Rande sich verlierend (keine verbindenden Bogen sind bemerkbar). Ein Nervennetz und feinere Quernerven nicht erkennbar. Blattstiel etwa ein Drittel der Länge des Primärnerven erreichend, gerade, nicht stark.
Von dieser Art stehen uns zwei Blätter zur Verfügung, von welchen Fig. ı sehr schön auch mit dem ganzen Blattstiele erhalten ist, dieses war in den Perucer Thonen bei Kaunic gefunden; das zweite kommt auch von diesem Fundorte her, es ist aber in anderen Thonschichten abgedrückt.
Der Primärnerv verliert sich schon vor der Blattspitze. Die. Secundärnerven zweigen sich von dem -Hauptnerv unter spitzen Winkeln ab und sind auf. dem Gesteine ziemlich schwach kenntlich. In dem. oberen Theile des Blattes entspringen sie unter viel stumpferen Winkeln. Die Secundär nerven verschwinden ebenso .am Rande, so dass irgend welche Anastomosen nicht erkennbar sind
Eine feinere Nervation lässt sich nirgends beobachten.
6 Velenovsky. [53]
Die Bestimmung dieser Pflanzenreste unterliegt vielen Schwierigkeiten; die Blattform ist einfach lanzettlich, ganzrandig, nicht gezähnt, also der gewöhnlichste Typus, welcher den verschie- densten Blättern gemeinsam ist. Uebrigens ist keine Nervation erkennbar, so dass weitere Beob- achtungen an anderen Exemplaren noch sehr nothwendig erscheinen.
Die grösste Aehnlichkeit mit diesen Blättern in dem lebenden Pflanzenreiche lässt sich in der Familie Comdretaceae und Cinchonaceae verfolgen. In der zweiten sind aber die Secundärnerven zu stark, bogenförmig und unter stumpfen Winkeln entspringend, der Blattstiel meistens stark, kurz. Nuclea calycina Bart! aus Luzon steht unseren Fossilien am nächsten.
Grössere Verwandtschaft zeigen die Blätter der Gattung Terminalia. T. Brownei Fenzl aus Aethiopien hat etwas kleinere Blätter, aber von derselben Form. Die Secundärnerven sind fein genug und besonders am Grunde des Blattes unter spitzen Winkeln entspringend. Der Blattstiel ist ebenso lang, gerade und stark, wie bei 7. rectinervis.
Die Gattung Rramnus hat auch ähnlich geformte Blätter, die Secundärnerven treten aber aus der Blattfläche scharf hervor und die Nervation ist meist entwickelt und deutlich.
Die tertiäre Art 7. Radobojana Unger ist, was die Tracht der Nervation und annähernd auch
die Form betrifft, unseren Blättern sehr ähnlich.
Fam. Sapindaceae.
Sapindus apiculatus m. (Taf. VII [XXI], Fig. 1ı—8.)
Blätter lineal-lanzettlich, vorne in eine lange Spitze verschmälert, am Grunde abgerundet oder verschmälert, ganzrandig, kürzer oder länger gestielt. Der Primärnerv gerade, scharf hervortretend, nicht stark, in der Spitze verdünnt. Die Secundärnerven zahlreich, unter beinahe rechten Winkeln entspringend, bogenförmig gekrümmt, am Rande durch Bogen untereinander verbunden. Zwischen den Secundärnerven sind noch andere feinere Nerven zweiten Grades bemerkbar. Das Nervennetz ziemlich gut hervortretend; die stärkeren Nerven desselben in schiefer Richtung auf die Secundärnerven. Das Blatt von fester, wenn nicht lederartiger Natur.
Diese Blätter sind in den Perucer Schieferthonen bei Kaunic eine gewöhnliche Erscheinung.
Sie sind unter anderen Abdrücken selbst in kleineren Blattfetzen sofort durch ihre schart hervortretende Nervation erkennbar.
Die abgebildeten Blätter gehören sicher einem grösseren unpaarig gefiederten Blatte an. Wir finden sie sehr oft auf dem Gesteine in Menge beisammen; nicht selten sind noch einige in Verbindung, wie es z. B. in Fig. ı, 3, 6, 7 zu sehen ist. In Fig. 7 ist der mittlere Theil des gefiederten Blattes erhalten, wo noch zwei seitliche Blättchen auf dem gemeinschaftlichen Stiele sitzen. Die endständigen Blättchen sind länger gestielt (Fig. ı, 4, 6), die seitlichen fast ungestielt und an der Basis nicht so verschmälert.
Sapindus Morisoni Lesg. (Heer, Fl. Grönland.) hat sehr ähnliche Blätter, sie sind aber grösser, breiter und nicht so fein zugespitzt.
Uebrigens weist die Blattform sowie die Tracht der Nervation diese Blattreste sicher einer Pflanze aus der Verwandtschaft der Gattung Sapindus zu. Aehnlichen Typen begegnet man auch in der Familie Meliaceae und Cedrelaceae; ich erwähne z. B. die Gattungen Trichilia, Guarea und Ceadrela
selbst, welche ganz ähnliche Blätter besitzen.
[54] Die Flora der böhmischen Kreideformation.
|
Sapindophyllum pelagicum Ung. sp. (Taf. VII [XXII], Fig. 9. Taf. VII [XXI], Fig. 6—o0.)
Blätter gross, aus breitem Grunde länglich, vorne mässig verschmälert, stumpf endigend, unten eiförmig oder verschmälert, ganzrandig. Der Primärnerv im unteren Theile sehr stark, gegen die Spitze hin verdünnt, ziemlich gerade oder etwas hin und her gekrümmt. Die Secundärnerven wechselständig, unter halbrechten Winkeln entspringend, im Verhältnisse zum Primärnerv dünn, nicht gerade, am Rande .durch grosse Schlingen untereinander verbunden. Aus dem Nervennetze sind nur grössere Quernerven hie und da bemerkbar. Der Blattstiel etwa 2 cm lang, gerade, sehr stark.
In dem Perucer Schieferthone von VySerovic und Kaunic häufig.
Die Blätter dieser Art sind ziemlich gross; ein prächtig erhaltenes Exemplar stellt uns Fig. 9. Taf. VII (XXI) vor. Der Blattgrund ist verschieden geformt; bald ist er abgerundet, bald stark zum Stiele verschmälert (Fig, 6, 8, 9). Die Secundärnerven sind auffallend feiner als der starke Primärnerv, durch welchen sich auch kleinere Fragmente dieser Art kennzeichnen. Den Blattstiel sieht man ganz erhalten in Fig. 6, 7. Eine feinere Nervation finde ich nirgends entwickelt. Aehnliche Blätter findet man bei einigen Sapindaceen; besonders die Gattungen Cupania und Sapindus weisen ähnliche Typen auf; Cupania laurifolia Hb. aus Neu-Holland steht unserem Sapindophyllum sehr nahe.
Phyllites pelagicus Ung. (Kreidepflanzen aus Oesterreich, Taf. II, Fig. 13). Ich zweifle nicht, dass Unger’s PAyllites mit unserer Art specifisch identisch ist; alle Merkmale stimmen gut überein. Unger vergleicht sein Blatt mit einer Magnolia, mit welcher Gattung ich aber gar keine Aehnlichkeit finde. Daphnophyllum crassinervium in Heer’s Flora von Moletein in Mähren ähnelt ebenfalls unseren Blättern,
Fam. Camelliaceae.
Ternstroemia crassipes m. (Taf. III [XVII], Fig. 3, 4.)
Blätter gross, breit lanzettlich, an der Basis keilförmig verschmälert, vorne kurz zugespitzt, am Rande mit grossen, stumpfen, etwas unregelmässigen Zähnen, Der Primärnerv sehr stark und dick,inderBlattspitze feinverdünnt. Die Secundärnerven unter spitzen Winkeln entspringend zahlreich, fein, vor dem Blattrande in ein Adernetz sich auflösend. Das Nervennetz schwach hervortretend, aus unregelmässigen Felderchen zusammengesetzt Der Blattstiel ziemlich lang, sehr dick, gerade.
Eine schöne Blattart, welche uns in zwei Exemplaren aus den Schieferthonen von Vy$erovic vorliegt. Das eine von ihnen ist gross (Fig. 3), schön erhalten; seine Spitze ist leider bei dem Transporte verloren gegangen, sie hatte aber dieselbe Form wie bei dem kleinen Blatte (Fig. 4). Die beiden Blätter zeigen derb lederartige Consistenz. Die feinere Nervation tritt schwach hervor. Die dünnen Secundärnerven spalten sich manchmal schon in der Mitte in grosse Gabeläste.
In der Familie Ternstroemiaceae finden wir mehrere Pflanzen, welche ganz ähnliche Blätter besitzen. Sie sind ebenso lederartig, mit ähnlicher Zahnung und derselben eigenthümlichen Nervation; besonders aber kennzeichnet diese Blattart der robuste Primärnerv, welcher sich in dem oberen Theile so schnell verdünnt,
Ja, schon die gewöhnliche, allgemein cultivirte Camellia japonica hat sehr ähnliche Blätter, wiewohl in kleineren Dimensionen; 7. dentata Sw. aus Guiana hat aber so ähnliche Blätter, dass ich nicht im Stande bin, einen wesentlichen Unterschied von der fossilen böhmischen Art zu finden. Ich halte deshalb die Bestimmung dieser Pflanzenfossilien für ziemlich sicher.
g Yelenovsky. [55]
Fam. Ampelideae.
Cissus vitifolia m. (Taf. 11 [XVII], Fig. 6, Taf. IH [XVII], Fig. 1.)
Blätter handförmig, 3—7lappig, die Lappen grob gekerbt oder noch 2—3mal in kleinere Läppchen getheilt. Die Blattspreite mehr häutig als lederartig. Die Hauptnerven nicht stark, aber scharf hervortretend. Die Secundärnerven unter spitzen Winkeln entspringend, fein, nicht zahlreieh. Blattstiel stark.
Ich habe nur die zwei abgebildeten Fragmente bei der Hand; sie waren in dem bröckligen gelblich-grauen Perucer Sandsteine auf Vydovle bei Prag gefunden.
Das grössere Blattstück (Fig. 6) sieht auf dem Gesteine sehr unansehnlich aus; bei der näheren Untersuchung treten aber die Conturen des ganzen unteren Theiles gut hervor; der vordere Theil ist sammt dem Gesteine abgebrochen, die auslaufenden Basalnerven berechtigen uns aber, das Blatt noch mit 2 oder 3 grösseren Lappen zu ergänzen. Die Nerven sind scharf abgedrückt, nicht stark; sie zweigen in mehrere Nerven des zweiten Grades ab, welche in die einzelnen Segmente auslaufen. Der Blattstiel war stark und ragte auf der Rückseite der Blattspreite hervor, ich kann aber nicht mit Sicherheit sagen, ob er auf dem Abdrucke ganz erhalten oder theilweise abgebrochen ist. Das Blatt- ragment Fig. I hat eine andere Form und Theilung der Blattspreite; ich meine, dass es etwa drei- lappig war; am Grunde ist es unsymmetrisch. Es ist möglich, dass dieses Fragment einer anderen Art angehört; die Art der Nervation, die Theilung der Blattspreite machen aber denselben Eindruck, wie das grössere Blatt Fig. 6. Es stammt aus derselben Schicht und demselben Orte auf Vydovle.
Unter den lebenden Pflanzen finde ich bei den Gattungen Cissus und Vztzs die ähnlichsten Blätter. Bei mehreren Arten dieser Gattungen kommt zwar derselbe Typus von Blättern vor, aber ich kann keine Species nennen, welche in allen Merkmalen der Kreideart entspräche.
Cissites insignis Heer (Fl. v. Nebrasca, S. I19—20, Taf. II, Fig. 3, 4) ist von ausgestorbenen
Arten der unserigen am nächsten verwandt.
Fam. Mimoseae.
Inga latifolia m. (Taf. V [XX], Fig. 6, 7.)
Blätter eiförmig bis elliptisch, ganzrandig, am Grunde unsymmetrisch, vorne kurz zugespitzt. Der Primärnerv gerade, stark, am Ende verdünnt. Die Secundärnerven unter spitzen Winkeln entspringend, nicht zahlreich, etwas bogenförmig gekrümmt. Ein Nervennetz nicht erkennbar. Die Blattspreite von fester, lederartiger Natur.
Die beiden abgebildeten Blattstücke wurden in den Perucer Schieferthonen bei VySerovic gefunden. Diese Blätter zeigen eine feste, lederartige Beschaffenheit; es scheint mir, dass sie auf der Oberfläche glatt oder glänzend waren. Das Exemplar Fig. 6 hat sehr unsymmetrische Basis, was bei dem zweiten nur angedeutet ist. Die Secundärnerven sind nur schwach, am Rande durch undeutliche Bogen untereinander verbunden. Von Hymenaea primigenia unterscheiden sie sich durch breite, eiförmige Gestalt, den ganzen Blattrand und verschiedene Nervation.
Ich kann diese Fossilien am ehesten mit Arten der Gattungen Zymenaea, Cassia, Bauhinia
und /»ga vergleichen. Die ähnlichsten Repräsentanten weist die Gattung /nga auf.
[56] Die Flora der böhmischen Kreideformation. ; 9
Fam. Caesalpinieae.
Hymenaea primigenia Sap. (Taf. V [XX], Fig. 4, Taf. VI [XXI], Fig. 1—4.)
Blätter lanzettlich, gegen die Spitze sowie zur Basis verschmälert, am Grunde ‘sehr ungleich- seitig, zu zweien auf kürzeren Stielen in einem geraden, längeren Blattstiel verbunden, am Rande entfernt grob kerbig gezähnt, selten ganzrandig. Der Primärnerv gerade, stark, in der Spitze feiner. Die Secundärnerven nur wenige an der Zahl, stark, bogenförmig, unter sehr spitzen Winkeln entspringend, vor dem Rande durch undeutliche Anastomosen unter- einander verbunden, die unteren besonders stark und lang. Das Nervennetz aus feinen Nervillen zusammengesetzt, nur stellenweise hervortretend.
Wir haben eine Reihe von verschiedenen Blättern dieser Art, welche in den Perucer Thon- schiefern bei VySerovice und Kaunic sehr häufig vorkommen.
Die gewöhnliche Form stellt uns Fig. 4 vor. Die Blätter sitzen zu zweien auf gemeinsamem Stiele; nicht selten findet man aber einzelne, gestielte Blätter (Fig. 2, 3), welche aber nicht nur durch ihre Form, die ungleichseitige Basis, die grobe Zahnung am Rande, sondern auch durch ihre ausgezeichnete Nervation ihren Ursprung sogleich verrathen. Die Secundärnerven sind auffallend scharf hervortretend und langbogenförmig gekrümmt; die tieferstehenden unter ihnen entspringen manchmal am Grunde des Blattes als grosse Basalnerven (Fig. 4, Taf. V |XX]). Feinere Nervation ist nur selten gut erhalten; theilweise ist sie in Fig. 4 angedeutet. Die meisten Blätter sind am Rande in der vorderen Hälfte grob gekerbt, gesägt; die Zähne sind entfernt und nicht selten beinahe verwischt; seltener kommen auch Exemplare mit ganzem Rande vor (Fig. ı, 3). Die Grösse, wie in Fig. I, 4, ist die gewöhnlichste, aber ich habe auch Blätter von dieser Art gefunden, welche fast zweimal so gross sind.
Saporta (Le monde des plantes, P. 199, F. 2): Zymenaea primigenia. Das hier abgebildete Blattpaar entspricht unseren Blättern gut; Saporta hatte zufällig ganzrandige Exemplare, welche, wie schon erwähnt wurde, bei Vy$erovic und Kaunic ziemlich selten erscheinen. Saporta’s Blatt stammt auch von VySerovic, so dass die specifische Identität mit unseren Blättern nicht zweifelhaft ist.
Ettingshausen’s /nga Cottai (Kreideflora von Niederschöna in Sachsen, Taf. III, Fig. 18) ist zwar eine verschiedene Art, der 4. primigenia steht sie aber jedenfalls sehr nahe.
In dem jetzt lebenden Pflanzenreiche haben ähnliche Blätter die Gattungen ymenaea, Bauhinin und die verwandte /nga. Ich nenne z. B. 7. Courbaril L. aus Mexico und Martinique oder H. verrucosa Gärtn. aus Java, welche aber sämmtlich nur ganzrandige Blätter besitzen. Es wäre ein
merkwürdiger Fund, wenn auch Früchte der fossilen Zymenaea in den Kreideschichten entdeckt würden.
Hymenaea inaequalis m. (Taf. VI [XXI], Fig. 2, 5.)
Blätter zu zweien mit längeren Stielen in einen gemeinsamen langen Stiel verbunden, länglich lanzettlich, ganzrandig oder grob ungleich eingeschnitten, vorne allmälig in eine Spitze verschmälert, am Grunde stark ungleichseitig; die Blattspreite auf der einen Seite zum 'Stiele verschmälert, auf der anderen beinahe abgerundet. Der Primärnerv ziemlich stark,
Beiträge zur Paläontologie Oesterreich-Ungarns. IV, ı. z
Io Velenovsky. [57]
zur Spitze allmälig verdünnt, gerade. Die Secundärnerven zahlreich, unter fast rechten Winkeln entspringend, am Rande durch undeutliche Bogen untereinander verbunden. Die Blattspreite von fester, lederartiger Natur.
Die zwei abgebildeten Blattexemplare waren im Jahre 1870 bei Kuchelbad in den gelb- lichen Perucer Thonen gefunden.
Diese Blätter machen durch ihre Form einen eigenartigen Eindruck. Der längliche, ganz- randige oder grob, unregelmässig geschnittene Umriss und die stark ungleichseitig entwickelte Basis charakterisiren sie am besten. Sie scheinen sehr lederartig zu sein. Die Nervation ist sehr schlecht angedeutet; sie besteht aus wenigen fast parallelen Secundärnerven, welche vor dem Rande undeutlich
anastomosiren.
Diese Blattart möchte auch der Gattung Aymenaea zugezählt werden, die längliche Form aber und den auffallend langen Blattstiel kann ich bei keiner lebenden Art finden. Am ehesten lässt sich in dieser Hinsicht die Javaische Caesalpinee Z/onesia Aroca Roxb. mit unseren Blättern vergleichen.
Die Blätter dieser Art sind ebenso lang, mit derselben Nervation.
Verdächtig scheint mir, dass sich bei #. inaequalis, sowie bei der vorigen H. primigenia auf den Enden der Blattstiele keine verbindenden Gelenke bemerken lassen, wie sie bei den lebenden Arten derselben Gattung so charakteristisch sind. Aehnlich gepaarte Blätter wie 7. zunaegualis haben
auch einige Drignonia-Arten.
Hymenaea elongata m. (Taf. V [XX], Fig. 3, 5.)
Blätter zu zweien mit längeren Stielen in einen gemeinschaftlichen Stiel verbunden, länglich lanzettlich, zur Spitze, sowie zur Basis allmälig verschmälert, ganzrandig, gleichseitig. Der Primärnerv ziemlich stark, zur Spitze verdünnt, gerade. Die Secundärnerven kaum bemerkbar. Die Blattspreite
von fester, lederartiger Natur.
Ich habe nur zwei Blattpaare von dieser Art zur Disposition. Das eine von ihnen Fig. 5 ist sehr schön erhalten mit ganzem, gemeinschaftlichem Stiele; dieses wurde im Jahre 1870 bei Kuchelbad gesammelt und zwar in demselben gelblichen Perucer Thone wie die vorhergehende Art. Die Blätter sind in dem Thone bräunlich abgedrückt, zeigen feste, lederartige Natur, aber gar nichts von der Nervation. In demselben Thone findet man nicht selten ganz ähnliche, länglich lanzettliche Blätter, welche jedoch nicht gepaart sind; weil aber auf denselben keine Nervation kennbar ist, wagte ich
nicht, diese zu derselben Art wie das Blattpaar Fig. 5 zu reihen.
Höchst interessant ist das Fragment Fig. 3, welches uns ein ganz ähnliches Blattpaar vorstellt wie Fig. 5. Ich finde zwischen den Beiden keinen Unterschied. Das erstere Blattpaar (Fig. 3) befindet sich aber auf einem Sandsteine abgedrückt, welcher den jüngsten böhmischen Kreideschichten (Chlomeker-Schichten) bei Böhm.-Leipa zugehört. Ganz ähnlich bemerkte ich in diesen Sandsteinen Abdrücke einzelner länglich lanzettlicher Blätter wie bei Kuchelbad, welche nicht gepaart sind. Ich halte es für sicher, dass diese beiden Blattreste von Kuchelbad und Böhm.-Leipa, wenn nicht derselben Art angehören, doch wenigstens ihr nächst verwandt sind und demnach wäre es dann eine Pflanzenart, welche sich in der ganzen böhmischen Kreideperiode erhält.
So viel kann man über die Identitat der beiden Pflanzenreste behaupten; viel schwieriger ist es aber zu sagen, welcher Pflanzenart sie zugezählt werden müssen. Die Form, die Art der Verbindung
in einem Blattstiele ist von derselben Beschaffenheit, wie bei /7. znaegualis, so dass es keinem Zweifel
[53] Die Flora der böhmischen Kreideformation. IE unterliegt, dass diese zwei Arten verwandt sind. Von dem Typus der Blätter einer Aymenaea
weicht aber 7. elongata sehr viel ab. Etwas ähnliche Blätter sind diejenigen, welche Heer in seiner Flora grönlandica (1883) als
Dewalguea bezeichnet. Bei unseren Blättern ist es aber ganz klar, dass sie immer nur paarweise verbunden sind, und nicht ein handförmig gefiedertes Blatt zusammensetzen, wie wir es bei der böhmischen Dewalguea sehen werden,
Jedenfalls müssen noch weitere Beobachtungen bei diesen Pflanzenarten angestellt werden;
eine grössere Zahl von Exemplaren mit besser erhaltener Nervation können hier entscheidend sein.
Fam. Araliaceae.
Aralia decurrens m. (Taf. IV [XIX], Fig. 5—7.)
Blätter dreilappig, Lappen gleich gross oder die seitlichen kleiner, lineal, gegen die Spitze sowie zur Basis verschmälert, am Rande mit grossen, scharfen, entfernten, seitwärts abstehendenZähnen. DieBlattränder laufen aufdem Stiele lang herab. Die Basalnerven gerade, überall gleich dick. Die Secundärnerven unter spitzen Winkeln entspringend, bogenförmig gekrümmt, vor dem Rande durch undeutliche Schlingen untereinander verbunden. Nervennetz kaum stellenweise hervortretend. Der Blattstiel gerade, bis 3 cm lang.
Im Jahre 1881 habe ich mehrere Stücke von dieser Art im Steinbruche des Herrn Stupecky bei VySerovic gefunden. Die belehrendsten Exemplare sind abgebildet.
Schön erhalten sind die Blätter Fig. 5, 7, wo auch die Nervation noch kennbar hervortritt. Auf dem Exemplare Fig. 5 ist der ganze Blattstiel erhalten. Sehr charakteristich sind für diese Art die grossen, entfernten Zähne und die herablaufende Basis.
Das Fragment Fig. 6 gehört einem grossen Blatte an. In jeder Hinsicht können diese Blätter am besten mit dem Typus der Aralien-Blätter
verglichen werden. A. trifoliata Mayer von den lebenden Repräsentanten hat ähnliche Blätter; die Lappen sind aber am Grunde beinahe stielartig verlängert und die Basis läuft nicht herab; die
Zahnung stimmt überein. Ein ähnliches Blatt aber mit ungezähntem Rande ist A. Förgenseni Heer (D. tertiäre Fl. v.
GronleiranherlS. 110, Dat GT, ie. ı).
A. formosa Heer, welche in den Perucer Schichten Böhmens verbreitet ist (D. Fl. d. böhm. Kreideformation, I. Theil), ist zwar der A. decurrens sehr ähnlich, aber specifisch sicher verschieden. A. formosa hat nicht so lange, schmale Lappen, die Zähne am Rande sind nicht so gross und scharf, die Lappen verschmälern sich am Grunde nicht so auffallend und der Blattrand läuft nicht herab.
Aralia coriacea m.
(Taf. I [XVI], Fig, ı—9 Taf. II [XVII], Fig. 2.)
Blätter lanzettförmig, gegen die Spitze sowie zur Basis verschmälert, am Grunde oft ungleichseitig, in der oberen Hälfte grob gekerbt-gezähnt, in der unteren ganzrandig. Der Primärnerv gerade, ziemlich stark, fast in gleicher Stärke bis in die Blattspitze auslaufend. Die Secundärnerven zahlreich, unter sehr spitzen Winkeln
entspringend, am Rande durch feine Schlingen untereinander verbunden. Das
2*
12 Velenovsky.
[59]
Nervennetz selten hervortretend, aus kleinen, in der Richtung der Secundärnerven gereihten Felderchen zusammengesetzt. Der Blattstiel bis 2 cm lang, gerade.
In den Schieferthonen bei Vy$erovic und Kaunic, in den rothen Thonen bei Liebenau, in den Schiefern bei M$eno und Peruc, in den Sandsteinen bei Jinonic auf Vydovle, endlich in den grobkörnigen Sandsteinen bei Melnik an der Elbe und bei Peruc sehr häufig und verbreitet; sämmtlich in den Perucer Schichten.
Diese Pflanze musste zur Zeit der Bildung der Perucer Schichten allgemein verbreitet sein. Sie bildete vielleicht den grössten Theil der Vegetation an den Ufern der Gewässer, weil man ihre Blätter immer in grosser Zahl und Menge zwischen anderen Arten beisammen findet, In dem Gesteine sind sie immer gut und recht deutlich abgedrückt, meist braun gefärbt. Die Blattspreite ist nicht selten zerrissen und gesprengt, welche Umstände sowie das ganze Aussehen für die ehemalige sehr lederartige Beschaffenheit dieser Blätter sprechen; sie waren nebstdem auf der Oberfläche glatt und vielleicht glänzend.
Die Nervation tritt selten deutlich hervor; die Secundärnerven sind kaum stärker als die Nervillen des Nervennetzes. Ich habe mich bemüht, in der Abbildung Fig. 8 die Nervation so fein als möglich anzudeuten; auch in Fig. ı ist sie theilweise erhalten. Sehr auffallend ist der Primärnerv, welcher bis in das Ende der Blattspitze mit geringer Abnahme der Stärke ausläuft. Die Zähne am Rande stehen bald in grösserer, bald in geringer Anzahl stets näher der Blattspitze ; nur selten fehlen sie ganz oder sind sie nur schwach angedeutet (Fig. 2, 7). Der Blattgrund ist fast immer etwas ungleichseitig, mehr oder weniger auf dem Stiele herablaufend; sehr ungleichseitige Exemplare sieht man in Fig. 3, 6, 8. Die gewöhnliche Grösse und Form stellen uns Blätter Fig. 4, 1, 8, 2 dar. Auf Vydovle bei Jinonic kommt diese Pflanzenart auch häufig vor, die Blätter sind aber von denen von Vy$erovitz oder M$eno und Peruc durch bedeutende Länge und zahlreiche Zähne am Rande verschieden (Fig. 6).
Nicht selten finden sich diese Blätter in mehreren Exemplaren beisammen, und so geordnet, wie wenn ihre Stiele aus einem Punkte ausgingen. Sehr schön sieht man es in Fig. ı, dann in Fig. 5 und 7. Diese Erscheinung darf nicht für eine zufällige gehalten werden, weil sie so häufig vorkommt und die Ungleichseitigkeit der Basis der Blätter mit derselben im Zusammenhange ist. Diese Blätter gehören nämlich zu einem grösseren, handförmig gefiederten Blatte; daraus lässt sich die Menge, in welcher sie in den Schichten vorkommen, die eigenthümliche Zusammenstellung in Fig. ı, 5, 7, und die Umsymmetrie des Blattgrundes leicht erklären. Die Blätter dieser Aralie waren zu einem gefiederten Blatte gelenkig verbunden, so dass sie im Alter leicht abfielen. j
Aehnlich gefiederte Blätter haben mehrere der lebenden Aralienarten, und man hat sie auch schon in Ablagerungen verschiedenen Alters gefunden. Es ist das Verdienst Saporta’s, zuerst auf die Verwandtschaft dieser Blattart mit den Aralien hingewiesen zu haben (Le Sud-Est de la France. — 1865. Annales d. sc. Bot. P. ıı8 Pl. XVI F. ı, Aralia (Panax?) inquirenda). Früher wurden sie von den Autoren theils zu Dryandroides, theils zu Myrica gezählt. Von diesen Gattungen sind aber unsere Blätter nicht nur durch die Form, sondern auch durch die Nervation verschieden. Bei Dryandroides sind die Blätter schmäler, mit schärferen Zähnen und deutlicher Nervation, bei Myrica sind die Secundärnerven stärker und vor dem Blattrande durch deutliche Bögen untereinander anastomosirend. Die oben erwähnte tertiäre Art Saporta’s ist unseren Blättern sehr ähnlich, so dass beide sicher einer Gattung angehören. Das tertiäre Panax longissimum Ung. aus Sotzka ähnelt unseren Blättern wenig,
aber dasselbe von Haering (Ettingshausen, Fl. v. Haer., S. 65, Taf. XXII, Fig. ı2) stimmt mit ihnen mehr überein.
[60] Die Flora der böhmischen Kreideformation. 3
Aralia (Panax) dentifera m. (Taf. II [XVII], Fig. 3—5).
Blätter lineal-lanzettlich, an der Basis sowie zur Spitze verschmälert, am Grunde fast ungleich- seitig, am Rande gekerbt, gezähnt, mit einwärts gerichteten Zähnen, am Grunde ganzrandig. Der Primärnerv gerade, nicht stark, in der Spitze fein verdünnt, Die Secundärnerven unter spitzen Winkeln entspringend, zahlreich, etwas bogenförmig vorwärts verlaufend, am Rande sich in feine Schlingen auflösend. Das Nervennetz aus feinen, schwach hervortretenden Felderchen zusammengesetzt.
In den Perucer Thonen bei Kuchelbad ziemlich selten.
Ich konnte mich nicht darüber entscheiden, ob die vorliegenden abgebildeten Blätter der vorigen Art oder einer Yyrzca, oder überhaupt einer neuen Art zugezählt werden sollten. Die schmalblättrigen Formen von Arabia coriacea sind diesen Blättern sehr ähnlich. Allgemein ist aber die vorige Art von A. dentifera folgendermassen unterschieden: das Blatt ist breiter, nicht so lang vorgezogen, die Zähne mehr und nur in der vorderen Hälfte kerbig (also nicht so weit zur Basis hinreichend wie bei A. den&f.), der Primärnerv ist stärker, in der Spitze nicht verfeinert.
Der Umstand, dass diese Blattart nur aut einem Standorte sich vorfindet und keine deutlichen Uebergänge zur A. coriacea bildet, darf ebenso nicht vernachlässigt werden, weil er für ihre specifische Selbständigkeit spricht.
Eigenthümlich ist es bei diesen Blättern, dass die Blattspitze seitwärts gebogen ist.
Es bleibt uns noch die zweite Möglichkeit, ob diese Blätter nicht einer Myrica angehören.
In einem solchen Falle müssten sie in die Verwandtschaft von 7. serrata Vel. gestellt oder sogar mit derselben verbunden werden, Von M, serrata sind sie aber sicher verschieden. Sie sind viel grösser, breiter, mit groben einwärts gebogenen Zähnen; die Nervation stimmt mit der Nervation einer Myrzca gar nicht überein. Wir finden hier keine deutlichen Bogen, welche die Secundärnerven bilden, die Zusammensetzung des Nervennetzes ist auch eine andere,
Ich habe mich also für die dritte Möglichkeit entschlossen, nämlich dass diese Blätter zur Gattung Aralia resp. Panax gehören, und zwar, dass es eine Art ist, welche der A. coriacea am nächsten verwandt ist. Für diese Auffassung spricht nicht nur die Blattform, sondern auch die Bezahnung, die ungleichseitige Basis, die Art der Nervation, welche überhaupt an die Nervation einer Panax-Art erinnert. In dem oben citirten Werke beschreibt und bezeichnet Saporta Blattstücke
als Panax, welche sämmtlich mit unseren Blättern auffallend übereinstimmen.
Aralia elegans m. (Taf. IV [XIX], Fig. 1.)
Blätter handförmig gefiedert, Abschnitte noch 2—3zmal gabelig getheilt, lineal, ganzrandig. Die Hauptnerven nicht stark, ziemlich gerade. Die Blattränder an den Nerven sehr ungleichseitig herablaufend. Secundärnerven und Nervennetz nicht erkennbar.
Dieses wunderbare Blattfragment fand ich in den mergeligen Schieferthonen bei VySerovic. Die auffallende Unsymmetrie der einzelnen Abschnitte charakterisirt dasselbe am besten. Es musste handförmig gefiedert sein, worauf die Zusammenstellung der abgebrochenen Abschnitte zunächt
hinweist. Eine Nervation ist gar nicht bemerkbar, sie trat vielleicht auf den lebenden Blättern dieser Art nicht hervor.
14 VelenovskY. [61]
Das Fragment ist von so eigenthümlicher Gestalt, dass es sehr schwer fällt, sich über die Verwandtschaft mit einer lebenden Pflanzenart zu äussern.
Annähernd ähnliche Blätter findet man zwar in der Gattung /atrophka (Euphorbiaceae) und Vitex (Verbenaceae), doch scheint es mir, dass die nächsten Verwandten der fossilen Art in der Familie der Araliaceen zu suchen seien. Aehnlich getheilte Blätter sehen wir bei Cussonia partıta Vel., bei Aralia quinquepartita Lesqux. und A. denticulata Hos. et v. d. M.
Die Vergleichung mit anderen Pflanzentypen muss dennoch weiter verfolgt werden.
Dewalquea pentaphylla m. (Taf. VIII [XXI], Fig. 11, 12.)
Blätter fussförmig, 5zählig (folia pedata). Blättchen länglichh, am Grunde verschmälert oder beinahe abgerundet, kurz gestielt, ganzrandig. Der Primärnerv gerade, stark. Die Secundärnerven nicht zahlreich, bogenförmig gekrümmt, stellenweise verwischt. Der gemeinsame Blattstiel gerade, lang.
In den Perucer Schichten bei Landsberg und Kuchelbad.
Es liegen uns nur die zwei abgebildeten Exemplare vor. Das eine (Fig. ı2) von Landsberg ist schön erhalten mit dem ganzen Blattstiele, das andere (Fig. ıı) von Kuchelbad war bei dem Transporte ins Museum theilweise zerbrochen. Das Blatt von Kuchelbad hat Blättchen mit viel stärker verschmälerter Basis als die Blättchen von Landsberg; meiner Ansicht nach ist es aber vielleicht nur eine und dieselbe Art.
In der Zusammensetzung der Blättchen, besonders aber in der Nervation stimmen diese Blätter mit der Gattung Dewalguea, von welcher zuerst Saporta, dann Heer in seiner grönländischen Flora und Hosius in der westfälischen Flora einige Arten beschrieben haben, überein.
Saporta reiht diese Gattung in die Verwandtschaft der Ranunculaceen und zwar zunächst an die Helleboreen an.
D. haldemiana Sap. et Mar. steht unserer Art sehr nahe, hat aber viel schmälere und längere Blättchen, vielleicht in grösserer Anzahl auf gemeinsamem Stiele.
Aehnliche Blätter haben auch einige Arten der Gattung Viter. Vitexr montevidensis Cham. et Sch. aus Brasilien sieht unseren Blättern sehr ähnlich; die Blätter sind nur kürzer gestielt. “Ich erwähne in dieser Beziehung noch die australische Vier Ouajaci. Die Nervation der Gattung Vifer
scheint aber wenig mit der Nervation unserer Fragmente übereinzustimmen.
BEITRÄGE ZUR KENNTNISS DER FAUNA DER SLAVONISCHEN PALUDINENSCHICHTEN )
VON
KANREZALPHONS- PENECRE (Mit Taf. IX und X [VI und VII].)
II. Congeria, Pisidium, Cardium und die Gasteropoden. Congeria Partsch.
Die Gattung Congeria ist in den Paludinenschichten Slavoniens nur durch eine Form vertreten, die durch alle Horizonte durchreicht. Es ist dies:
Congeria polymorpha Pall.)
1776. Mytilus polymorphus, Pallas, Reise durch Russland I,, pag. 375.
Diese Form, die oft mit erhaltener Farbenzeichnung sich findet, ist sehr häufig in den Paludinenschichten. Sie wurde von Prof. Neumayr°) und von Herrn Brusina®) als mit der recenten Form identisch erkannt. Ueber ihr fossiles Auftreten überhaupt verweise ich auf Brusina, 1. c. p. 121.
C. polymorpha liegt mir vor:
Aus den unteren Paludinenschichten des Capla-Graben (31 Klappen),
„ dem Horizont der Vivrpara bifarcinata von Sibin (2),
. & , s 2 stricturata von Cigelnik (II),
& e 5 R s notha von Malino (69),
5 R 2 n : Sturi von Sibin (II), Malino (30), Novska (r),
r ‘ ® 5 s Hörnesi vom Capla-Graben (1), Repusnica (49),
: a 5 5 r Zelebori vom Capla-Graben (67), Kovacevac (5) und
Repusnica (108).
') Vergl. Beiträge zur Paläontologie Oesterr.-Ung. Vol. IIl, pag. 87.
?) Für vollständige Literaturangaben verweise ich hier wie bei den übrigen Formen auf Brusina’s Binnenmollusken,
®) Die Congerien- und Paludinenschichten Slavoniens und deren Fauna. Ein Beitrag zur Descendenztheorie von Dr. M. Neumayr, a. ö. Universitätsprofessor und C. M. Paul, Bergrath an der k. k., geologischen Reichsanstalt. Wien 1875. Abhandlungen der k. k. geologischen Reichsanstalt.
*) Fossile Binnenmollusken aus Dalmatien, Kroatien und Slavonien, nebst einem Anhang von Spiridion Brusina. Agram 1874.
16 Penecke. [16]
Cardium Linne.
Aus den mittleren oder oberen Paludinenschichten liegen mir zwei Schalenfragmente eines kleinen, sehr dünnschaligen Pelecipoden vor, der nach dem Schlossbau wohl zur Gattung Cardıum zu stellen sein dürfte. Falls sich die Richtigkeit dieser Bestimmung bestätigt, so ist diese Form als
letztes Glied jener Brackwassercardien der Congerienschichten von grossem Interesse.
Cardium tenuescens nov. form.
Die sehr dünne Schale ist eiförmig, quer verlängert, beiderseits abgerundet, wenig bauchig, glatt, mit schwachen Zuwachsstreifen versehen. Der Wirbel ist niedrig, nicht eingerollt, stärker als der übrige Theil der Schale. Der Schlossrand fast gerade, der Bauchrand bogig. Das Schloss der linken Klappe besteht aus einem kleinen spitzen Hauptzahn und leistenförmigen Seitenzähnen, von denen der hintere eine zahnartige Erhöhung auf seiner hinteren Hälfte trägt.
Diese interessante Form, deren Fundortsbezeichnung leider verloren gegangen, deren Herstammen aus den mittleren oder oberen Paludinenschichten aber ausser allem Zweifel ist, zeigt auf der Innenseite der Schale eine sehr schwache, kaum merkbare Andeutung einer radialen Streifung. Auffallend ist ferner der Umstand, dass der embryonale Schalentheil stärker ist als der jüngere, wodurch der Wirbel scharf von dem übrigen Theil der Klappe abgesetzt ist. Dieses Dünnerwerden der Schale wollte ich durch das Formepitheton Zenxescens ausdrücken. Cardium tenuescens steht isolirt da. Ein glattes, „papierdünnes® Cardium, dessen Wirbel ebenfalls nicht vorspringt, wurde vom Prof. R. Hörnes als C. Bayerni aus den Thoneisensteinen von Kumisch-Burun in der Krim beschrieben), doch ist dieses viel grösser als unsere Form, und die Andeutung der Rippung viel stärker, auch zeigt C. Zenuescens deutliche Anwachsstreifen, welche bei Cardıum
Bayerni fehlen.
Pisidium Pfeiffer.
Pisidien sind in den Paludinenschichten ziemlich häufig und kommen in allen Horizonten derselben vor. Leider wurde das mir vorliegende Material durch einen „unglücklichen Fall“ zum grossen Theile zerstört, wobei auch die Fundortnotizen verloren gingen. Unter den noch geretteten fanden sich vier Formen ?. priscum Eichw., P. slavonicum mit Uebergängen zu ?. Clessini (beide Neum.), ?. fropinguum Neum. und in wenigen Stücken ?. solitarium Neum. Ich füge hier noch eine Notiz bei, welche das Auftreten der Angehörigen dieser Gattung in den einzelnen Horizonten zeigt, die aber vor der genaueren Formbestimmung gemacht wurde.
Pisidium sp. div. liegen vor:
Aus den unteren Paludinenschichten des Capla-Grabens (4 Klappen), von Malino (3), Novska (6), dem Horizont der Vrvipara bifarcinata von Malino (4), sirieturata von Cigelnik (15), notha von Cigelnik (1), Malino (46), Sibin (3), Star! von Cigelnik (plura), Malino (25),
» » » ” » D) » >
» 2 » > >
!) Tertiär-Studien. Von Rudolf Hörnes. Jahrbuch der k. k. geol. Reichsanstalt, XXIV. Band. pag. 68 (36), 1874.
[17] Beiträge zur Kenntniss der Fauna der slavonischen Paludinenschichten. 17
Aus dem Horizont der Vivipara Hörnesi von Cigelnik (17), Novska (11), Zelebori von Repusnica (10), Kovacevac (pl.), Capla (Io),
> » » » »
» 3 3 s : Vucotinovici von Novska (78).
Neritina Lamark.
Neritinen sind häufig in allen Horizonten der Paludinenschichten. Sie zeigen ihre Farben- zeichnung in vorzüglicher Erhaltung. Trotz des grossen Formenreichthums lassen sich nur drei Typen
trennen, in welche ich die übrigen namentlich von Brusina beschriebenen Formen zusammenziehe.
Neritina transversalis Ziegler. (Tab. X [VII], Fig. 26— 29.)
1828. Neritina transversalis, Ziegler und Pfeiffer, Naturgeschichte der deutschen Land- und- Süsswassermollusken. Vol. III, pag. 48.
Prof. Neumayr (l. c. pag. 34) beschreibt diese Form aus den unteren Paludinenschichten von Cernik und Tomica und erwähnt, dass diese fossilen Vorkommnisse ausserordentlich gleichartig sind und fast gar nicht variiren. Dies ist auch für die Exemplare aus den unteren Paludinenschichten ganz richtig, während die Formen aus den mittleren und oberen Paludinenschichten eine sehr grosse Variabilität zeigen, sowohl in der Farbenzeichnung, als auch in der Gestalt der Mündung; sie gehen jedoch so in einander über, dass eine wirkliche Sonderung in einzelne nur halbwegs bestimmte Typen eine willkürliche wäre. Die häufigste Formvarietät ist jene, welche Prof. Neumayr von Tomica abbildet; andere schliessen sich an jene Form an, die Porumbaru!!) als N. guadrifasciata aus den Sanden von Bucovatzu abbildet, wieder andere sind jene, die Brusina als N. amethystina beschrieben hat.
N. transversahs liegt vor:
Aus den unteren Paludinenschichten von Malino (212 Stück),
dem Horizont der Vivipara bifarcinata von Sibin (18), Malino (17),
) » stricturata von Malino (3), Cigelnik (6),
> » » » >»
= r £ s m notha von Sibin (36), Malino (16), R 5 R 5 ; Sturi von Malino (1),
5 N £ A s Vucotinovici von Novska (7).
Neritina semiplicata Sandberger. (Tab. X [VII], Fig. 30—35.)}
Neritina semiplicata ist die häufigste Form. Sie zeigt gleichfalls grosse Variabilität und stimmt vollkommen mit jenen Formen überein, die Prof. Neumayr von Vargyas und Arapatak unter diesem Namen beschrieben hat?). Die gewöhnlichste Form ist die mit glatter, ebener Spindelplatte und mit violetten oder braunvioletten, enger oder weiter gestellten Zickzackstreifen; doch kommen auch einerseits ganz weisse, andererseits fast oder ganz violette Gehäuse vor, welch letztere Brusina
als V. capzllata beschrieben hat. Alle Formen zeigen ausserdem feine, sehr regelmässige Anwachsstreifen.
1) Etude geologique des environs de Craiova, parcours Bucovatzu-Cretzesca par R.-C. Porumbaru, ingenieur des mines, licenci@ des sciences. Premiere partie, Paris 1881. 2) Jahrbuch der k. k. geol. Reichsanstalt. Vol. XXV, pag. 412. 1875.
Beiträge zur Paläontologie Oesterreich-Ungarns. IV, ı. 3
18 Penecke. [18]
N. semiplicata liegt mir vor: Aus den unteren Paludinenschichten des Capla-Grabens (73 Stück), dem Horizont der Vivipara bifarcinata von Sibin (19), Malino (4),
»
stricttrata von Sibin (12), Malino (10),
R 3 = s 5 notha von Malino (35), Cigelnik (4),
2 z L S n Sturi von Malino (85), Capla-Graben,
N ; ; 5 5 Hörnesi von Cigelnik (3), Capla (109), Novska (2), Repusnica (20),
R R 5 5 a Zelebori von Capla (55), Kovacevac (20),
s ; r 5 5 Vucotinovici von Novska (45).
Neritina militaris Neum. (Tab. X [VII], Fig. 36—40.)
1869. Neritina militaris, Neum., Jahrbuch der geol. Reichsanstalt. Vol. III, pag. 379, Tab. 83, Fig. 12, 13.
Diese durch die Berippung der Schale ausgezeichnete Form ist gleichfalls ziemlich häufig und sehr veränderlich in der Form und Anzahl der Rippen und in der Farbenzeichnung. N. platy- stoma Brus. gehört jedenfalls hierher. Sehr nahe scheint auch die von Porumbaru (l. c.) als N. Prlidei beschriebene Form zu stehen. N. mzlitaris zeigt eine fortschreitende Entwicklung, indem die Formen aus den unteren Horizonten kleiner und enger gerippt erscheinen, auch viel weniger variiren, während die aus den höheren Horizonten (besonders aus dem obersten Lager der V. Stxrz von Malino und dem Horizont der I”. Hörnes? von Novska) grösser und mit stärkeren, weiter von einander entfernten Rippen geziert sind, auch ist die Farbenzeichnung viel veränderlicher; doch kommen mit diesen noch Exemplare vor, die vollständig mit jenen Formen aus den unteren Horizonten übereinstimmen.
N. milıtaris liegt vor:
Aus dem Horizont der Fivipara bifarcinata von Malino (6 Stück), 5 s s e \ nolha von Sibin (336), Malino (24),
Sturi von Malino (40),
» » » » »
» > > 3 5 Hörnesi von Novska (If).
Melania Lamark.
Von der Gattung Melania liegt mir nur eine Form aus den Paludinenschichten vor; es ist
das die von Prof. Neumayr beschriebene:
Melania ricinus Neum. (Tab. X [VII], Fig. 5, 6.)
1875. Melania ricinus, Neum., Paludinenschichten, pag. 36, Tab. VII, Fig. 34.
Wie die meisten Arten ist auch diese sehr formenreich; ich bringe zwei extreme Typen zur Abbildung, von denen die kleinere aus den unteren Paludinenschichten des Capla-Grabens, die grössere aus dem Horizont der V. notka von Sibin stammt.
M. ricinus, von der Prof. Neumayr nur ein Exemplar aus Cigelnik, muthmasslich aus dem Horizont der V. S/uri, und zwei Bruchstücke von Novska aus unbekanntem Horizonte vorlagen
habe ich:
[19] Beiträge zur Kenntniss der Fauna der slavonischen Paludinenschichten. 19
Aus den unteren Paludinenschichten des Capla-Grabens (4 Stück), dem Horizont des Vivipara bifarcinata von Sibin (3), Malino (5), notha von Sibin (15), Malino (1), Cigelnik (1),
Sturi von Malino (1).
» >» » » » »
> » » » »
Melanopsis Fer.
Die Angehörigen der Gattung Mel/anopsis bilden mit jenen der Gattungen Vrvipara und Unio die herrschenden Typen in den Paludinenschichten Slavoniens. Sie sondern sich in zwei Formenreihen, von denen die eine jene Formen umfasst, die Prof. Neumayr als Formenreihe der M. Boueı beschrieb, und die die gerippten, schlanken Formen vereinigt, andererseits jene glatten gedrungenen Formen, die ich unten in die Formenreihe der M. decollata zusammenfasse. Die erste
Formenreihe, die der M. Douei, wird gebildet von:
Melanopsis harpula Neun. Melanopsis hybostoma Neun. " lanceolata , & VECUTTENS s 5 hastlata 3 5 Braueri : A croaltica Brus. & slavonica 5 E clavigera Neum. R decostata mih.
Die zweite, jene der M. decollata vereinigt die:
Melanopsis decollata Stol. Melanopsis pterochtla Brus. n subpyrum mih. 5 eurystoma Neum. A pyrum Neum. 5 cf. Esperi Fer.
Isolirt steht von den mir vorliegenden Angehörigen dieser Gattung M. Sandbergeri. Das genetische Verhältniss der Melanopsiden der slavonischen Paludinenschichten und ihr
geologisches Auftreten soll durch folgende Tabelle versinnlicht werden.
3*
20 Penecke. i I 20]
VE mn = 5 | og z | nn e) = Frormiene Grau e Formen-Gru e A = | SH el = =) Sa 9 der der se: | = | za EB Melanopsis Bouei | Melanopsis decollata Ai ie) | | 'S 3: S | Esperi S } o , & | R slavonica Braueri | 5 S \ / hybostoma elavigera ‚pterochila ei N recurrens || | | o a je A m a Q | | a, | o 8 decostata clavigera | Q recurrens & N || eurystoma pyrum pterochila SQ ceroatica | ae hastata-hybostoma croatica | | S lanceolata he | eurystoma pyrum pterochila 2) hastata | | S | | S lanceolata hastata eurystoma pyrum pterochila S - Y 2y IDrenat 5) i | i | = | - | \ | | | | : \ © | S | || : \ / nl S : \ / 3 | S lanceolata hastata | : pyrum ln is | | i | | 5 | : 0 (| : | 3 | Kabel! EEE: =) | S | 5 S lanceolata hastata || : 'S ee | pyrum < lanceolata | p / S ! 129. 10 20er BER SEN, _L _ ze j D / ö : | 8 harpula RA UN B | decollata
a) Formenreihe der Melanopsis Bou&i. ‚Melanopsis harpula Neum.
1875. Melanopsis harpula, Neumayr, Paludinenschichten, pag. 38, Tab. VII, Fig. ı. Ich habe der Neumayr’schen Schilderung dieser Form nichts zuzufügen. Mir liegt M. harpula von demselben Fundort, von dem sie beschrieben wurde, vor, es sind dies die unteren Paludinen-
schichten des Capla-Grabens (25 Stück).
[21] Beiträge zur Kenntniss der Fauna der slavonischen Paludinenschichten. 21
Melanopsis lanceolata Neum.
1875. Melanopsis lanceolata, Neumayr, Paludinenschichten, pag. 39, Tab. III, Fig. 5, 15.
M. lanceolata reicht durch die mittleren Paludinenschichten durch bis in die unteren Horizonte der oberen. In den tiefern Horizonten ihres Auftretens sind es einerseits Exemplare, die sich an ihre Stammform, die M. harpula, anschliessen, andererseits Uebergangsformen zur M. hastata; in den oberen Lagen liegen zumeist Exemplare, die durch das Glattwerden der unteren Windungen sich immer mehr der M. recurrens nähern, bis sie in den obersten Horizonten der Paludinenschichten zur M. recurrens selbst geworden sind.
M, ianceolata liegt mir vor:
Aus dem Horizont der Vivipara bifarcinata von Sibin (39) und Malino (10),
stricturata von Malino (4),
» » » » » a » > 5 notha von Malino (51), » » » 5 s Stur: von Malino (55), von Cigelnik (1).
Melanopsis hastata Neum.
1875. Melanopsis hastata, Neumayr, Paludinenschichten, pag. 40, Tab. VII, Fig. 7, 8.
Aus dem Horizont der Vivipara notha von Sibin liegt mir ein Exemplar vor, das zwischen M. hastata und croatica steht, sich jedoch mehr der Stammtype nähert und eine Farbenzeichnung zeigt. Diese besteht aus gelbbraunen Flecken, welche hie und da zu Zickzacklinien verschmelzen, die quer über die Windungen verlaufen. M. Hörnes beschreibt eine ähnliche Farbenzeichnung an M. Bouei. Sie stimmen ganz mit den Farbenzeichnungen der Melanopsiden aus der Formenreihe der M. decollata überein. Ob dieses Verhältniss auf nähere genetische Beziehungen der beiden in den Paludinenschichten auftretenden Formenreihen der Gattung Melanopsis hindeutet, wage ich nicht zu entscheiden.
M. hastata liegt mir vor:
Aus dem Horizont der Vrvipara bifarcinata von Sibin (32),
3 5 5 5 5 stricturata von Malino (pl.), Cigelnik (14), 3 5 5 £ S notha von Sibin (77), Malino (59), Cigelnik (32), s . x s ; Sturi von Malino (107).
Melanopsis croatica Brus.
(Tab. X [VII], Fig. 10.)
1875. Melanopsis costata, Neumayr, Paludinenschichten, pag. 41, Tab. VII, Fig. 10— 11. Vergleiche die übrigen Citate daselbst.
Indem ich mich den Ausführungen von Prof. R. Hörnes über das Verhältniss der von Neumayr als 7. costata und c/avigera beschriebenen Form zu der Olivier'schen 47. costata vollständig anschliesse !), trenne ich die in Rede stehende Form von Olivier's 7. costata als selbständige Art
ab. Unsere slavonische fossile Form unterscheidet sich von der Ölivier'schen recenten Art neben
1) Ein Beitrag zur Kenntniss fossiler Binnenfaunen (Süsswasserschichten unter den sarmatischen Ablagerungen am Marmarameer) von Dr. Rudolf Hörnes. Aus dem LXXIV. Bande der Sitzungsberichte der k. Akademie der Wissenschaften in Wien, Il. Abth., Juni-Heft, Jahrg. 1876, pag. 13—ı5.
22 Penecke. [22]
der bedeutenderen Grösse hauptsächlich dadurch, dass die Rippen unserer Form glatter und nicht so geknotet sind als bei jener, die Spitze des Gehäuses ist schlanker, die unteren Windungen sind bauchiger, ferner sind die Windungen der MW. costata treppenförmig durch einen starken Kiel, der knapp unter der Naht die oberen Knötchen verbindet, von einander abgesetzt, während bei M. croatica ein solcher Kiel vollständig fehlt ?). IM. croatica liegt mir vor: Aus dem Horizont der Vivipara Sturi von Malino (Uebergang v. d. M. hastata), N \ 2 5 3 Hörnesi des Capla-Grabens (795), Novska (4), von Repusnica (pl.). Aus dem Liegenden des Zeledori-Horizontes von Capla (unter dem Flötz) (1748).
Melanopsis clavigera Neum.
1876. Melanopsis clavigera, Neumayr, Paludinenschichten, pag. 41, Tab. VII, Fig. ı3, 14. M. clavigera, deren Beschreibung ich nichts Neues zuzufügen habe, liegt mir vor: Aus dem Horizont der Vivzpara Hörnesi von Cigelnik (m), Zelebori vom Capla-Graben (79) und Kovacevac (pl.).
> » > > »
Melanopsıs decostata nov. form.
(Tab. X [VII], Fıg. 7.)
Das bauchig-thurmförmige Gehäuse besteht aus etwa 8 Windungen, von denen die oberen mit Rippen, die quer über sie verlaufen, geziert sind. Diese Rippen werden auf den unteren Windungen auffällig niedriger und stehen immer weiter von einander ab, bis sie auf der Schlusswindung verschwunden sind, so dass diese fast glatt erscheint. Die Mündung ist eiförmig, nach oben zugespitzt, die Lippen scharf. Der Spindelrand namentlich oben wulstig verdickt.
In den allgemeinen Formen und in den oberen Windungen stimmt WM. decostata vollständig mit M. croatica überein, während sie durch das Verschwinden der Rippen auf den Schlusswindungen sich von ihr unterscheidet. Dieses Verlieren der Sculptur auf den Schlusswindungen ist hier nicht der einzige Fall in der Fauna der slavonischen Paludinenschichten. Er findet sich wieder bei M. recurrens Neum., die sich aus der MW. /anceolata ebenfalls durch Verlieren der Rippung entwickelt, und bei Vivipara reccurrens mih., die durch das Verschwinden der Knoten auf der Schlusswindung aus Vivipara Sturi hervorgeht.
M. decostata stammt in drei Exemplaren aus dem linken Seitengraben von Repusnica, aus
dem Horizont der Vivipara Hörnest.
Melanopsis hybostoma Neum. (Tab. X [VII], Fig. 11—14.) 1875. Melanopsis hybostoma, Neumayr, Paludinenschichten, pag. 42, Tab. VII, Fig. 28, Brusina hält, „obwohl es ihm nicht gelungen ist, Uebergänge von dieser Art zu der vorgenannten
(der 7. pterochila) aufzufinden, sie doch unzweifelhaft für verwandt mit 7. pterochila, so dass man die
!) Ich hatte einen neuen Namen für diese Form gegeben; während der Correctur erfahre ich jedoch, dass Professor ?
Brusina dieselbe in einer soeben erscheinenden Arbeit über die Agramer Congerienschichten (diese Beiträge Bd. III, Heft 4)
als M. croatica bezeichnet; dieser Name konnte noch eingefügt werden, eine weitere Bezugnahme aber war nicht möglich.
[23] Beiträge zur Kenntniss der Fauna der slavonischen Paludinenschichten. 23
eine von der andern nicht trennen kann“. Eine Ansicht, die schon Prof. Neumayr nicht zu theilen scheint, indem er WM. hybostoma in seine Formenreihe der M7. Douei stellt, während er 7. pterochila als isolirte Type anführt. Mir liegen nun aus dem untersten Theile des Horizontes der Vivipara Sturi von Malino Exemplare der M. kastata vor, die durch ihre Gedrungenheit und Verkürzung der Spindel auffallen und sich sehr gut an gestreckte Exemplare der 7. hydostoma anschliessen und so die Stellung unserer Form in die Formenreihe der M. Bouei rechtfertigen. M. hybostoma zeigt an gut erhaltenen Stücken, wenn auch selten, eine Zeichnung der Schale mit Flecken, gleich der von M, hastata beschriebenen Farbenzeichnung. Auch jene oben erwähnten Zwischenformen von Malino zeigen die gleiche Zeichnung. Schliesslich sei noch erwähnt, dass das von Prof. Neumayr abgebildete Exemplar ein aberrantes und extremes Individuum ist, während die gewöhnliche Form viel enger und gleichmässiger gerippt erscheint.
M. hybostoma liegt im Horizont der Vrvipara Zelebori im Capla-Graben (478 Stück) und von Kovacevac (50).
Melanopsis recurrens Neum.
(Tab. X [VII], Fig. 8, 9.)
1875. Melanopsis recurrens, Neumayr, Paludinenschichten, pag. 44, Tab. VII, Fig. 20, 21.
M. recurrens schliesst sich eng an M. lanceolata an, andererseits bilden ihre gestreckten Formen Uebergänge zur M. Braueri, ihre gedrungenen zur M. slavonzca.
M. recurrens liegt mir vor:
Aus dem Horizont der Vivipara Hörnesi vom Capla-Graben (485) und von Repusnica (plura). Zelebori vom Capla-Graben (1504) und Kovacevac (pl.).
» ” » » »
Melanopsıs Braueri Neum.
1875. Melanopsis Braueri, Neumayr, Paludinenschichten, pag. 43, Tab VII, Fig. 26, 27. Dieser Namen vereinigt die gestrecktesten Formen der M. recurrens mit der sie im Capla-
Graben und in Kovacevac im Horizont der V. Zeleborzi vorkommt.
Melanopsis slavonica Neum.
1875. Melanopsis slavonica, Neumayr, Paludinenschichten, pag. 45, Tab. VII, Fig. 25, Wie die vorhergehende Form die gestrecktesten, so umfasst 7. s/avonica die gedrungensten
Vorkommnisse der M. recurrens. Sie kommt mit beiden an gleichem Ort und in gleichem Horizont vor.
6) Formenreihe der Melanopsis decollata.
Melanopsis decollata Stol. (Tab. X [VII], Fig. ı7, 18).
1862. Melanopsis decollata, Stoliczka, Verhandlungen der Wiener zool,-bot. Gesellschaft, pag. 536, Tab. 17, Fig. 8. Ich habe der Schilderung dieser Form, die von ihrem Autor aus den Congerienschichten am Plattensee beschrieben wurde und von Prof. Neumayr aus den oberen Congerienschichten von Ferklevce aus den Congerienschichten von Zavrzie bei Sibin und aus den unteren Paludinenschichten von Cernik, Oriovac und l'omica angeführt wird, nur zuzufügen, dass ihr glattes, glänzendes Gewinde mit gelben,
viereckigen Fleckchen versehen ist, die eine verschoben-schachbrettartige Zeichnung hervorbringen.
24 Penecke. [24]
Mir liegt diese Form aus den unteren Paludinenschichten von Malino vor, wo sie mit V. Neumayrı und Fuchsi und mit U. Neumayri, Partschi und maxımus ziemlich häufig vorkommt (504 Stück liegen mir vor).
M. decollata ist die Stammform einer Reihe glatter, gedrungener Melanopsiden, die alle jene Fleckenzeichnung zeigen; häufig verschmelzen die schräg übereinander stehenden Flecken zu gelben Zickzackbinden, die quer über die Windungen verlaufen.
Die Formen in den oberen Horizonten werden gedrungener, die Windungen tiefer von einander
abgesetzt, der Spindelrand wulstiger.
Melanopsis subpyrum nov. form. (Tab. X [VII], Fig. ı9, 20.)
Das verlängert spitzeiförmige Gehäuse besteht aus sechs Windungen, von denen die unterste mehr als die Hälfte der Gesammthöhe des Gehäuses einnimmt; die einzelnen Windungen sind durch mehr oder minder tiefe Nähte von einander abgesetzt, die Mündung ist schief eiförmig nach oben zugespitzt der Aussenrand scharf, der Spindelrand mässig wulstig verdickt. Die Öberfläche zeigt gelbe Flecken, die häufig zu Zickzackstreifen verschmelzen.
M. subpyrum schliesst sich einerseits eng an M7. decollata, andererseits an 47. pyram an und verbindet diese zwei Formen auf das innigste. Sie stammt aus den unteren Paludinenschichten des
Capla-Grabens !) mit V. Szess? und U. Hörnesi (es liegen mir 27 Stücke vor).
Melonopsis pyrum Neun.
1875. Melanopsis pyrum, Neumayr, Paludinenschichten, pag. 48, Tab. VII, Fig. 33.
M. pyrum, die in den mittleren und oberen Paludinenschichten sehr häufig ist, schliesst sich eng an die vorher beschriebene M. subpyrum an und unterscheidet sich von ihr in den typischen Exemplaren hauptsächlich durch kräftigere Wulstung des Spindelrandes. Andererseits ist sie auch aufs engste mit M. pterochila verbunden, mit der sie gemeinschaftlich vorkommt, doch tritt M. Zyraum bereits im Horizont der V. dzfarcinata auf, während M. pterochtla erst im Horizont der V. notka beginnt, dagegen reicht M. pyrum bis in den Horizont der V. Stxr: hinauf, während M. pterochila noch im Horizont der V. Zelebori häufig vorkommt. An Orten (Malino), wo beide Formen zusammen auftreten, ist es geradezu unmöglich, sie scharf von einander zu trennen.
M. pyrum liegt mir vor:
Aus dem Horizont der Vivzpara bifarcinata von Sibin (80 Stück), stricturata von Cigelnik (6),
» » » 2 » 5 5 5 5 5 notha von Sibin (4), S B) 5 5 3 Star! von Malino (1I0) mit Zwischenformen zur M. pterochita.
Melanopsis pterochila Brus. (Tab. X [VII]. Fig. 21—23). 1874. Melanopsis pterochila, Brusina, Binnenmollusken, pag. 30, Tab. I, Fig. 5, 6. M. pterochrla ist durch Zwischenformen, die namentlich in Malino, im Horizont der V. Sturz
liegen, mit M. pyrum so eng verbunden, dass eine Sonderung dieser zwei Formen an diesem Orte
1) Die Fauna der unteren Paludinenschichten des Capla-Grabens halte ich nach Allem für jünger als jene der unteren
Paludinenschichten von Malino.
[25] Beiträge zur Kenniniss der Fauna der slavonischen Paludinenschichten. 25
ganz willkürlich ist. Im Horizonte der V. Hörnesi? und Zelebori erreicht sie erst ihre extreme Entwicklung, obwohl schon im Horizont der Y. »notka Formen liegen, die sich mehr an die M. pterochila als an die M. pyrum anschliessen. M. pterochila liegt mir vor: Aus dem Horizont der Vivzpara notha von Malino (29 Stück), Sturi von Malino (mit der M. pyruon),
» » » » >» » R N . R Hörnesi des Capla-Grabens (1671), z 3 s = 5 Zelebori von Repusnica (87), Kovacevac (pl.), des
Capla-Graben (429).
Melanopsis eurystoma Neum.
(Tab. X [VII], Fig. ı5, 16.)
1875. Melanopsis eurystoma, Neumayr, Paludinenschichten, pag. 49, Tab. VII, Fig. 30.
Ich schliesse M. eurystoma an M. subpyrum an, indem sich mit letzterer Formen finden, die zu M. eurystoma durch sehr schwache Wulstung der Spindel uud durch die Grösse der Mündung hinneigen; freilich ist der Anschluss nicht so eng als bei der Hauptreihe unserer Formengruppe, nämlich in der Reihe der M. decollata-subpyrum-pyrum-pterochila.
M. eurystoma liegt mir vor:
Aus dem Horizont der Virvipara notha von Sibin (6 Stück), Sturi von Sibin (2) Malino (4), Hörnesi vom Capla-Graben (4), Novska (27).
» » » » »
» » » » »
Melanopsis Esperi Fer. (Tab. X [VII], Fig. 24, 25.)
1823. Melanopsis Esperi, Ferussac, Monographie du genre Melanopsis. 1875. Melanopsis Esperi, Neumayr, Paludinenschichten, pag. 49. Jene Form, die Prof. Neumayr mit der recenten M. Esperi vereinigt, liegt im obersten
Horizont der Paludinenschichten mit Vivipara Vucotinovici (mir liegen 257 Stück vor). Gut erhaltene Exemplare zeigen eine mit gelben Flecken bemalte Oberfläche, bei zwei kleinen Exemplaren ziehen zwei gelbe Längsbinden über das Gewinde, von denen die obere unmittelbar unter der Naht, die andere über die Stelle der Windung zieht, an die sich die nächstuntere anschliesst, so dass sie nur an der letzen Windung zu sehen ist. Ob eine solche Farbenzeichnung auch bei der recenten M. Esperi vorkommt, weiss ich nicht. Als ihre Stammform betrachte ich M. decollata aus den unteren Paludinen- schichten von Malino, wo auch die Stammform der Viv. Vucotinowici, die Viv, Rudolphi liegt. Sie
unterscheidet sich nur durch schlankere Gestalt von jener.
Melanopsis Sandbergeri Neum.
1869, Melanopsis Sandbergeri, Neumayr, Jahrbuch der geol. Reichsanstalt. Band XIX, pag. 372, Tab. ı7, Fig. 5. Für diese Form finde ich keinen Anschluss an andere Angehörige der Gattung Melanopsis aus den slavonischen Paludinenschichten. Sie steht jedoch der Formengruppe der M. decollata nahe.
Sie liegt mir nur aus den unteren Paludinenschichten des Capla-Grabens vor (17 Stück).
Beiträge zur Paläontologie Oesterreich-Ungarns. IV, ı. 4
26 Penecke. [26]
Vivipara Lam.
In den slavonischen Paludinenschichten „spielt die Gattung Vrvrpara (mit Einschluss von Tulotoma) weitaus die erste Rolle an Menge der Individuen, wie der verschiedenen Form. Professor Neumayr hat in seiner Beschreibung der Fauna dieser Schichten diese Gattung so gründlich bearbeitet, dass ich dieser Arbeit umsomehr mich anschliessen und auf diese verweisen kann, als sich die Ausführungen des genannten Herrn durch das grosse mir vorliegende Material in ihrer Gänze bestätigten. Ich kann mich daher sehr kurz fassen und will nur neben einer Angabe der mir vorliegenden Formen und ihres geologischen Auftretens die paar neuen Formen hier mittheilen, die ich zu beschreiben habe. Nur über die Ableitung der Viv. arthritica werde ich mir etwas beizufügen
erlauben, indem ich bezüglich dieser Form zu anderen Anschauungen gekommen bin als Prof. Neumayr.
Vivipara Neumayri Brus.
1874. Vivipara Neumayri, Brusina, Binnenmollosken, pag 74. Diese Stammform sämmtlicher slavonischer Viviparen liegt in den unteren Paludinenschichten von Malino und Novska. Eine graphische Darstellung der von dieser Form abstammenden Arten
nebst ihrer stratigraphischen Verbreitung gibt nachstehende Tabelle.
a) Formenreihe der Yivipara Suessi. Vivipara Suessı Neum.
1875. Vivipara Suessi, Neumayr, Paludinenschichten, pag. 53, Tab. IV, Fig. 5.
Diese Form liegt in den unteren Paludinenschichten von Novska (91 Stück) und im Capla- Graben (2032 Stück).
Vivipara pannonica Neum.
1875. Vivipara pannonica, Neumayr, Paludinenschichten, pag. 53, Tab. IV, Fig. 8.
Liegt mir mit der vorigen aus dem Capla-Graben vor, mit der sie aufs engste durch Uebergänge verbunden ist.
Vivipara bıfarcinata Bielz.
1864. Vivipara bifarcinata, Biel, Verhandlungen des siebenbürg. Vereins für Naturwissenschaften, pag. 77. 1875. Vivipara bifarcinata, Neumayr, Paludinenschichten, pag. 54, Tab. IV, Fig. 10, ıı.
Liegt mir vor aus dem nach ihr benannten und durch sie bezeichneten Horizont von Sibin (12) und Malino (990).
Vivipara stricturata Neum.
(Tab. IX [VI], Fig, 15).
ı869. Vivipara stricturata, Neumayr, Jahrb. der geolog. Reichsanstalt, Vol. XIX, pag. 375, Tab. IV, Fig. 6.
1875. Vivipara stricturata, Neumayr, Paludinenschichten, pag. 54, Tab. IV, Fig. 13, 14.
Stammt aus dem durch sie bezeichneten Horizont von Cigelnik (427), Malino (1655), aus dem Capla-Graben (circa 50) und aus dem Horizont der Viv. notha aus Sibin (120).
Beiträge zur Kenntniss der Fauna der slavonischen Paludinenschichten. 27
[27] e) B | ji ® En os Formen-Gruppe | Formen-Reihe w | “ 8 | je @) | 5 ha) der | eS 3 E | 5 2 a en } Tylopoma -— | U y 7 r au 9 ae A | melanthopsis a I INES | S Re | .S Pauli Vucotinoviei ovulum | Ss | i | S ii S | m I , er E' I | I . I | S || BES arthritica Zelebori | Se | ri | o 7 | - — Ee) EA E si = | o RI Hörnesi NER arthritica H S £ \ avellana :S rudis 5 | S ornata l Dezmanniana-Zelebori : | Pilari / Ä | \ N nr recurrens SS /} ! | S ornata altecarinata Dezmanniana | avellana | 2 Sturi : | | \ j | S notha altecarinata Dezmanniana oncophora - \ / | | (e) N / H | | m : | o S N N | S \ | a 3 strieturata Dezmanniana ambigua ! | oncophora 3 f : | 5 ® / | | 7 2 | ze A S : | S ! | || S hi || 'S bifarcinata Brusinai / Sadleri \ | melanthopsis I No apn | | ah} ab ul ana aan seiten eh leicht Fnmstrn mn alas son A pannonica leiostraca | Rudolphi o e ze Seil / | 8 uessi Fuchsi - Denn um | = a | eumayri | I} I}
Unter den Exemplaren von Malino fand sich ein missgebildetes Individuum mit einem dritten Kiel auf der Schlusswindung (Tab. IX [VI], Fig. 15).
Das hoch-kegelförmige Gehäuse dieses Krüppels besteht aus 6 Umgängen, von denen der letzte fast die Hälfte der Gesammthöhe der Schale ausmacht. Die oberen Umgänge stimmen vollständig mit denen eines schlanken Exemplares der V. s/ricturata. Auf der Schlusswindung treten drei Kiele auf, von denen der obere mässig gewulstet und durch eine scharfe Furche vom mittleren getrennt ist. Dieser, seiner Lage und Form nach dem unteren Kiel eines normalen Exemplares der
4*
28 Penecke. [231
Viv. stricturata entsprechend, ist niedriger als der obere und durch eine grubige Furche vom dritten unteren, abnormen Kiele getrennt. Letzterer ist schmal, hoch und kantig, durch ihn ist die Basis vorgeschoben, so dass sie gegen die Flanke der letzten Windung fast rechtwinklig abstösst. Die Mündung steht schief nach rückwärts und unten.
Vivipara notha Brus.
1874. Vivipara notha, Brusina, Binnenmollusken, pag. 82, Tab. VII, Fig. 5, 6.
1875. Vivipara notha, Neumayr, Paludinenschichten, pag. 55, Tab. IV, Fig. ı6.
Liegt in dem durch sie charakterisirten Horizont von Cigelnik (430), Malino (1163) und Sibin (1895).
Vivipara Sturi Neum.
1860. Vivipara Sturi, Neumayr, Jahrb. d. geol. Reichsanst., Bd. XIX, pag. 377, Tab. ı4, Fig. ı2.
1875. Vivipara Sturi, Neumayr, Paludinenschichten, pag. 55, Tab. V, Fig. 2, 3.
V. Sturi liegt in dem durch sie bezeichneten untersten Horizont der obern Paludinenschichten von Novska (pl.), Cigelnik (240), Malino (1538) und Sibin (22).
Vivipara recurrens nov. form.
(Tab. IX [VI], Fig. 6, 7.)
Das Gehäuse ist kegel-treppenförmig, besteht aus circa 6 Umgängen, von welchen der letzte mehr als die Hälfte der Gesammthöhe einnimmt. Die Windungen tragen kräftige Kiele, die durch eine breite eingedrückte Furche getrennt sind. Der untere Kiel der oberen Windungen ist mit Knoten verziert, der der Schlusswindung wird wieder glatt. Die Mündung ist breit-eiförmig, die Ränder zusammenhängend, einfach.
V. recurrens lässt sich sehr leicht charakterisiren als eine V. Sturz, deren unterer Kiel auf der Schlusswindung wieder glatt wird.
V. vecurrens stammt aus dem obersten Theil der Schichte mit V. Stur! von Malino (circa 30 Stück) und bildet ein schönes Beispiel des Rückschlages einer Form zu ihrer Stammform, indem
sie auf den ersten Blick sehr an die Uebergangsformen der V. notka zur VW. Sturi erinnert.
Vivipara ornata Neum.
1875. Vivipara ornata, Neumayr, Paludinenschichten, pag. 56, Tab. IV, Fig. 19.
V. ornata liegt mit V. Hörnesi, deren Stammform sie ist, in dem nach der letzteren benannten
Horizont der oberen Paludinenschichten von Cigelnik, Novska und Repusnica.
Vivipara Hörnesi Neum.
1875. Vivipara Hörnesi, Neumayr, Paludinenschichten, pag. 56, Tab. IV, Fig. 2ı. Liegt mit der vorhergehenden in dem nach ihr benannten Horizont von Cigelnik (292), Podivin (pl. Steinkerne), Capla-Graben (7), Novska (140) und Repusnica (299). (Die eingeklammerten Zahlen
[29] Beiträge zur Kenntniss der Fauna der slavonischen Paludinenschichten. 29
geben die Anzahl der V. ornata und V. Hörnesi zusammen an, nachdem diese durch Uebergänge so sehr verbundenen Formen, wo sie zusammen vorkommen, in vielen Fällen nur willkürlich zu
trennen sind, wenn sie sich auch in ihren typischen Exemplaren leicht unterscheiden lassen.)
5) Formenreihe der Yivipara Fuchsi. Vivipara Fuchsi Neum.
1872. Vivipara Fuchsi, Neumayr, Verhandl. d. geol. Reichsanst., pag. 69. 1875. Vivipara Fuchsi, Neumayr, Paludinenschichten, pag. 58, Tab. V, Fig. >. Liegt mir aus den unteren Paludinenschichten mit V. Neumayri und Unio Partschi, Neuma yri
maximus von Malino vor (207).
Vivipara Rudolphi nov. form. (Tab. IX [VI], Fig. 14.)
Das spitzkegelförmige, eng genabelte Gehäuse besteht aus sieben Umgängen. Das Embryonalende ist spitz. Die Flanken der Windungen sind schwach gewölbt, die der letzten gegen die Basis winkelig abgesetzt. Die dadurch gebildete schwache Kante trägt eine feine, deutlich erhabene Fadenlinie. Zwei weitere solche Linien zieren die Flanken der letzten und vorletzten Windung. Die Mündung ist breit oval, oben winkelig, schief. Die Mundränder sind scharf, zusammenhängend, der Nabel ist deutlich. V. Rudolphi steht jedenfalls der V. Fuchsi, mit der sie in Malino sehr selten vorkommt (3 Exemplare liegen mir vor) nahe und ist aus dieser abzuleiten. Aehnlich ist auch die V. alta, die Prof. Neumayr von Ärapatak in Siebenbürgen beschrieben (Jahrbuch der geol. Reichsanstalt, Bd. XXV, pag. 414, Tab. XVI, Fig. 5), unterscheidet sich aber von ihr durch eine schmale Mündung und hauptsächlich durch den deutlichen Nabel.
V: Rudolphi ist die Stammform der V. Vucotinovicı, mit der sie die hohe Gestalt, die grosse Anzahl der Umgänge und die Form des Nabels gemeinsam hat, und deren Sculptur sie in embryonaler Weise vorbildet.
Vivipara Vucotinovici Frauenfeld. (Tab. IX [VI], Fig. 8, 9, 20.)
1864. Vivipara Vucotinovici, Frauenfeld, Verhandlungen der Wiener zool.-bot. Gesellschaft, Band XIV, Tab. 5, Fig. 7, S.
1875. Vivipara Vucotinovici, Neumayr, Paludinenschichten pag. 63, Tab. VII, Fig. 5.
V. Vucotinovici liegt in sehr grosser Menge im obersten Horizont der oberen Paludinenschichten von Novska (mir liegen 1713 Stück vor). Ich füge die Abbildung noch einiger Exemplare bei, die durch die grössere Anzahl der Kiellinien auffallen und sich hiemit der verwandten V. Pauli nähern. Auffallend ist auch, dass, wie bei mehreren anderen Angehörigen der Gattung, gestreckte und
gedrungene Exemplare vorkommen.
Vivipara Pauli Brusina. (Tab. IX [VI], Fig. 10—13, 21.)
1874. Vivipara Pauli, Brusina, Binnenmollusken, pag. 87. 1875. Vivipara Pauli, Neumayr, Paludinenschichten pag. 63, Tab. VII, Fig. 6. Liegt im Horizont der V. Vucotinoviei von Novska (55 St... Schon ganz junge Exemplare
zeigen die für unsere Form charakteristische Sculptur.
30 Penecke. [30]
Vivipara ovulum Neum.
1875. Fivipara ovulum, Neumayr, Paludinenschichten, pag. 64, Tab. VII, Fig. 7. Kommt selten im Horizont der V. Vucotinovic:, mit der sie nahe verwandt ist, in Novska vor
(14 Stück); manche Exemplare zeigen eine schwache Andeutung der Kiellinien der V. Vucotinowzeı.
Sie bildet im V. Vucotinovici-Stamm das der Y. Pauli entgegengesetzte Extrem.
Vivıpara Sadleri Partsch.
1875. Vivipara Sadleri, Neumayr, Paludinenschichten, pag. 59, Tab. V, Fig. ı8. Liegt im Horizont der V. drfarcinata von Malino (1) und Sibin (16).
Vivipara leiostraca Brus.
1874. Vivipara leiostraca, Brusina, Binnenmollusken, pag. 75, Tab. I, Fig. ı3, 14. 1875. Vivipara leiostraca, Neumayr, Paludinenschichten, pag. 64, Tab. V, Fig. 8. Selten in den unteren Paludinenschichten des Capla-Grabens.
Vivipara ambigua Neum. +
1875. Vivipara ambigua, Neumayr, Paludinenschichten, pag. 66, Tab. V, Fig ı5. Selten im Horizont der V. stricturata vom Malino (4).
c) Formenreihe der Yivipara Brusinai. Vivipara Brusinai Neum.
1875. Vivipara Brusinai, Neumayr, Paludinenschichten, pag. 66, Tab. VI, Fig. 8.
Selten in dem Horizont der PV. difarcinata von Sibin.
Vivipara Dezsmanniana Brus.
1874. Vivipara Dezmanniana, Brusina, Binnenmollusken, pag. 81, Tab. II, Fig. 67. 1875. Vivipara Dezmanniana, Neumayr, Paludinenschichten, pag. 67, Tab. VI, Fig. 9, 10, ı6, 17, 18. Häufig in den mittleren und den unteren Horizonten der oberen Paludinenschichten. Sie liegt mir vor: Aus dem Horizont der Vivipara stricturata von Cigelnik (22 Stück), notha von Malino (257), Sibin (1), Sturi von Malino (964), Cigelnik (6). Hörnesi vom Capla-Graben (202).
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Vivipara altecarinata Brus.
1874. Vivipara altecarinata, Brusina, Binnenmollusken, pag. 80, Tab. II, Fig. 8, 9. 1875. Vivipara altecarinata, Neumayr, Paludinenschichten, pag. 67, Tab. VI, Fig. 20. Kommt mit der vorigen namentlich in den oberen Schichten allenthalben vor. Sie ist als eine
extrem gekielte V. Desmannıa aufzufassen.
[3] Beiträge zur Kenntniss der Fauna der slavonischen Paludinenschichten. 31
Vivipara Zelebori Hörnest.
(Tab. IX [VI], Fig. ı6, 17.)
1875. Vivipara Zelebori, Brusina, Paludinenschichten, pag. 68, Tab. VI, Fig. 13— 195.
Häufig in dem durch sie charakterisirten Horizont der Paludinenschichten, wo sie einerseits mit Uebergangsformen von V. Desmanniana, andererseits mit solchen zur V. arthritica vorkommt. Sie liegt mir vor von Kovacevac (1231) und aus dem Capla-Graben (1918).
Aus dem Capla-Graben liegen mir zwei Krüppel vor, die wohl hierher gehören; der eine ist eine V. Zelebori, die den untern Kiel verloren, während der andere auf der Schlusswindung keinen Kiel mehr trägt, wodurch er bauchig-gerundet erscheint; bei beiden lässt sich aber am Embryonalende
die Zugehörigkeit zu.V. Zelebori erkennen.
Vivipara arthritica Neum.
1869. Vivipara arthritica, Neumayr, Jahrb. d. geolog. Reichsanst., Bd. XIX, pag. 375, Tab. XIV, Fig. 7— ro.
1875. V. arthritica, Neumayr, Paludinenschichten, pag. 69, Tab. VI, Fig. 2ı.
Die typische V. arthritica kommt nur in Repusnica, also an dem am meisten gegen Westen gelegenen Fundorte Slavoniens vor, und zwar im Horizont der V. Hörnesi (124) und dem nächst höhern Horizont, in welchem sie allein auftritt (912) und die V. Zeledori vertritt, welche weiter östlich vorkommt. Schon in Repusnica finden sich Zwischenformen von V. arthritica zur V. Zelebori, und eine solche bildete Prof. Neumayr auf Tab. VI, Fig. ıı seiner Paludinenschichten als V. arthritica von Repusnica ab, während die typischen Exemplare mit den übertriebenen und unregelmässig gewulsteten Kielen und von fast krüppelhaftem Aussehen in den Fig. 7—1o, namentlich aber in Fig. 8 auf Tab. XIV des XIX. Bandes des Jahrbuches der geologischen Reichsanstalt abgebildet sind. Solche Zwischenformen finden sich dann noch häufiger mit V. Zelebori an den östlichen Fundorten, sie schliessen sich an V. Zeledori in der gemässigteren und regelmässigeren Knotung des obern Kiels an, an arthritica durch die etwas gedrungene Gestalt und das Fehlen der Knotung auf dem untern Kiele. Nach alledem fasse ich V. arthritica als eine monströse Localform der V. Zelebori auf und schliesse sie demgemäss an diese direct an und nicht an jene ägäischen Formen V. Hippocratis und Forbesi. Letztere Form ähnelt wohl, namentlich in der Rückenansicht, sehr der V. arthritica, doch zeigen die beiden Formen, von welchen ich durch die Güte des Herrn Prof. Neumayr die Originale sehen konnte, durch ihren weiten Nabel, der von einem kielähnlichen Wulst umzogen wird, ein so fremdartiges Aussehen, dass ich mich nicht getraue, sie als directe Ahnen
der besprochenen Form anzusehen.
Vivipara Pilari Brus. 1874. Vivipara Pilari, Brusina, Binnenmollusken, pag. 84, Tab. II, Fig. 4, 5. 1875. V. Pilari, Neumayr, Paludinenschichten, pag. 60, Tab. VIII, Fig. ı.
Liegt mir nur verschwemmt aus dem Capla-Graben vor, ihr Lager ist der Horizont der V. Hörnesi daselbst.
32 Penecke. [32]
Vivipara rudis Neum. (Gab IXS VI] Rıg. 0.22) 1875. Vivipara rudis, Neumayr, Paludinenschichten, pag. 69, Tab. VIII, Fig. 3. V. rudis liegt im Horizont der V. Hörnesi von Cigelnik (16), von Podwin (als Steinkerne) und von Novska (780). An letzterem Fundort ist sie mit der von ihr abstammenden PY. Novskaensis durch
Uebergänge aufs engste verbunden.
Vivipara Novskaensis nov. form. (Tab. IX [VI], Fig. 4-5)
Das dickrandige, kegel-eiförmige Gehäuse besteht aus circa 5 Umgängen, von denen der letzte fast ?/, der Gesammthöhe einnimmt; dieselben sind treppenförmig abgesetzt, eckig, tragen zwei scharfe Kiele, die zu wulstigen, unregelmässigen Knoten aufgelöst sind, zwischen denen tiefe, faltige Gruben liegen. Die Mündung ist breit eiförmig, nach oben ein wenig zugespitzt. V. Nowskaensis schliesst sich eng an V. radis an und unterscheidet sich von ihr durch die übertrieben starke Knotung anf der Schlusswindung. Sie liegt mit ihrer Stammform im Horizont der V. HZörnesi in Novska (151). An
beiden sind, ähnlich wie bei V. Vucotinovici, gestreckte und gedrungene Individuen zu unterscheiden.
Tylopoma Brusina.
Brusina!) trennte vor kurzem die Formenreihe der Vivipara melanthopsis Neumayr's als selbstständige Gattung Zylopoma ab, ein Vorgang, dem ich mich umsomehr anschliesse, als die hierhergehörigen Formen, neben andern auffallenden Eigenthümlichkeiten durch ihren dicken kalkigen Deckel und ihr spitzes Embryonalgewinde sich auffallend von den übrigen Angehörigen der Gattung Vivipara unterscheiden. Der Anschluss unserer Formen an Vivipara lignitarum und durch diese an V. leiostraca scheint mir dem thatsächlichen Verhältniss nicht zu entsprechen; vielmehr dürfte sich die Gattung 7ylopoma an Bythinia anschliessen; es zeigen wenigstens die jungen Gehäuse in
ihrer äusseren Form viel Aehnlichkeit mit DAytkınza.
Tylopoma melanthopsis Brus.
1874. Vivipara melanthopsis, Brusina, Binnenmollusken, pag. 74, Tab. II, Fig. ı2, 13. 1875. V. melanthopsis, Neumayr, Paludinenschichten, pag. 71, Tab. VIII, Fig. 0, 10. 1882. Tylopoma melanthopsis Brusina, Orygoceras pag. 6.
Liegt mir vor aus dem untersten Horizont der mittleren Paludinenschichten mit P. difarcinata von Sibin (3). Tylopoma oncophora Brus.
1874. Vivipara oncophora, Brusin, Binnenmollusken, pag. 73, Tab. II, Fig. 10, rı. 1875. V. oncophora, Neumayr, Paludinenschichten, pag. 7:, Tab. VIII, Fig. 13, 14. 1882. Tylopoma oncophora Brusina, Orygoceras pag. 6. Liegt mir vor aus den mittleren Paludinenschichten, und zwar: Aus dem Horizont der Vivipara stricturata vom Capla-Graben (pl.), Cigelnik (6), notha von Sibin (59), Malino (70), Cigelnik (10).
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1) Orygoceras. Eine neue Gasteropodengattung aus dem Dalmatinischen Melanopsidenmergel im II. Bd. der Beiträge zur Paläontologie Oesterreich-Ungarns. Von Neumayr und Mojsisovics. pag. 37.
33
Beiträge zur Kenntniss der Fauna der slavonischen Paludinenschichten.
[33]
Tylopoma awellana Neum.
1869. Vivipara avellana, Neumayr, Jahrb. d. gevl. Reichsanst., Bd. XIX, pag. 317, Tab. I, Fig. 14, 15.
1875. 1882. Tylopoma avellana Brusina, Orygoceras
V. avellana, Neumayr, Paludinenschichten, pag. 72, Tab. VIII, Fig. 17, 19.
Liegt mir vor: Aus dem Horizont der Vivipara Sturi von Sibin (4 Stück), Novska (pl.), Malino (2gı),
Cigelnik (32), Hörnesi von Novska (5), Repusnica (1).
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Bythinia Gray.
Die Gattung Bytkinia liegt mir in drei Vertretern vor, B. tentaculata, B. Podwiniensis und B. Pılari (?), die von Brusina beschriebene B. Vucotinowici fehlt mir. Da ich den Ausführungen Prof. Neumayr's nichts beizufügen habe, werde ich blos die Formen mit dem betreffenden Citat aus Neumayr
und dem Horizont, aus dem sie stammen, beifügen.
Bythinia tentaculata Linne.
1758. Helix tentaculata, Linne, Systema naturae, ed. X, pag. 774. 1875. Bythinia tentaculata, Neumayr, Paludinenschichten, pag. 73. Diese Form ist häufig in den Paludinenschichten Slavoniens, sie liegt mir vor: Aus den unteren Paludinenschichten des Capla-Grabens (24 Stück), von Malino (40). dem Horizont der Vivzpara bifarcinata von Sibin (1),
> notha von Malino (1),
» > » > > ; N ; s 5 Sturi von Malino (5), 5 s a 5 5 Hörnesi vom Capla-Graben (3).
Bythinia Podwiniensis Neum.
1875. Bythinia Podwiniensis, Neumayr, Paludinenschichten, pag. 74, Tab. IX, Fig. 6.
Liegt mir vor: Aus dem Horizont der Vivipara Zelebori des Capla-Grabens (20 Stück) und von Kovacevac (4).
? Bythinia Pilari Neum.
1875. Bythinia Pilari, Neumayr, Paludinenschichten, pag. 73, Tab. IX, Fig. 5. Diese seltene Form, die Brusina neuestens wohl mit Recht mit seiner Gattung Tylopoma
vereinigt, liegt mir nur in einem fraglichen Exemplare vor. Aus dem Horizont der Vivipara Hörnesi von Repusnica (1).
Beiträge zur Paläontologie Oesterreich-Ungarns, IV, 1.
34 Penecke. [34]
Lithoglyphus Münhlfeld.
Diese Gattung ist in einem Vertreter sehr häufig in den genannten Paludinenschichten. Die zweite von Prof. Neumayr als Zithoglyphus histrio aus den unteren Paludinenschichten von Malino
beschriebene Form fehlt mir!). Lithoglyphus fuscus Ziegler.
1875. Lithoglyphus fuscus, Neumayr, Paludinenschichten, pag. 74 L. fuscus ist eine der verbreitetsten Formen in den Paludinenschichten, in denen sich sehr häufig mit ihm auch Deckel finden, die wohl nach Grösse undForm zu urtheilen zu ihm gehören dürften. Er liegt mir vor: Aus den unteren Paludinenschichten vom Capla-Graben (65), von Malino (41) und Novska (11). Aus dem Horizont der Vivzpara bifarcinata von Sibin (11) und Malino (1), 3 a % a strieturata von Malino (41) und Cigelnik (74), 5 3 ä N ei notha von Sibin (8), Malino (280) und Cigelnik (4), Stur! von Malino (182) und Cigelnik (11), Hörnesi von Novska (20), Cigelnik (3) und Repusnica (219), Zelebori vom Capla-Graben (185), von Kovacevac (6) und Repusnica (256),
Vucotinovici von Novska (166),
Hydrobia Hartmann.
Die Gattung Aydrobia ist in den Paludinenschichten weit verbreitet. Die häufigste Form ist H. longaeva, die ich beim Waschen der grösseren Arten aus den Paludinenschichten oft zu Hunderten erhielt; die übrigen Formen mit Ausnahme von 7. pupula sind selten und fast nur auf die unteren
Paludinenschichten beschränkt.
Hydrobia longaeva Neum.
1875. Hydrobia longaeva, Neumayr, Paludinenschichten, pag. 76, tab. IX, Fig. 13.
Diese Form ist sehr häufig in den slavonischen Paludinenschichten und reicht durch die ganze Schichtfolge hindurch. In den unteren Paludinenschichten von Malino liegen Exemplare, die durch schlankere Gestalt und dadurch, dass die obere Ecke der Mündung etwas herabgezogen und ein wenig
verdickt ist, Uebergänge zur 4. sepulcralis aus denselben Schichten bilden.
Hydrobia sepulcralis Partsch. 1848. Paludina sepulcralis, Partsch, in Czizek, Erläuterungen zur geologischen Karte von Wien, pag. 23. 1875. Hydrobia sepulcralis, Neumayr, Paludinenschichten, pag. 76, Tab. IX, Fig. 14. Diese durch die herabgezogene und verdickte obere Ecke der Mündung ausgezeichnete Form liegt mir aus den unteren Paludinenschichten von Malino und aus dem Horizont der Vivipara bifarcinata von Sibin vor; von ersterem Fundpunkte stammen auch die oben erwähnten Zwischenformen zwischen
ihr und #. longaeva.
1) Lithoglyphus histrio wurde von mir auf zwei etwas monströse Exemplare von Bythinia tentaculata gegründet, die ich vollständig verkannt hatte; die Art muss somit eingezogen werden. M. Neumayr.
[3 5] Beiträge sur Kenntniss der Fauna der slavonischen Paludinenschichten. 35
Hydrobia syrmica Neum.
1875. Hydrobia syrmica, Neumayr, Paludinenschichten, pag. 76, Tab. IX, Fig. ır. Diese aus Karlovitz beschriebene Form liegt mir in einigen Exemplaren aus den unteren
Paludinenschichten von Malino vor
Hydrobia pupula Brus.
1874. Hydrobia pupula, Brusina, Binnenmollusken, pag. 64. 1875. H. pupula, Neumayr, Paludinenschichten, pag. 77, Tab. IX, Fig. ı2. Verbreitet in den mittleren und oberen Paludinenschichten.
Hydrobia slavonica Brus.
1874. Hydrobia slavonica, Brusina, Binnenmollusken, pag. 65, Tab. IV, Fig. 13, 14. 1875. H. slavonica, Neumayr, Paludinenschichten, pag. 77. Diese seltene Form fehlt mir, wohl aber liegt mir jene verwandte Type mit flachen Umgängen
vor, die Prof. Neumayr |. c. erwähnt und die ich abtrenne als:
Hydrobra tenuis now. form. (Tab. X [VII], Fig. 4.)
Das spitzthurmförmige Gehäuse besteht aus sieben flachen Umgängen. Die Mündung ist eiförmig, oben zugespitzt, die Mundränder sind scharf, zusammenhängend, die Innenlippe angewachsen, eine Nabelritze angedeutet.
Diese Form, die schlankste Z/ydrodia der slavonischen Paludinenschichten, stammt aus dem Horizont der Vivrpara bifarcinata von Malino und Sibin und aus dem Horizont der V. stricturata
von Sibin. Hydrobia turricula Neum.
1875. Hydrobia turricula, Neumayr, Paludinenschichten, pag. 77, Tab. IX, Fig. 17. Von dieser aus Karlovitz beschriebenen Form liegt mir ein einziges sehr kleines Exemplar
aus den unteren Paludinenschichten von Malino vor.
YValvata Müller.
Die Vertretung der Gattung Valvata in den Paludinenschichten Slavoniens ist eine gute und formreiche und ist dadurch von besonderem Interesse, dass Uebergänge von der glatten V. piscinals zu den gekielten Formen, von nordamerikanischem Typus aus der Untergattung Zropzidina vorhanden sind, ein ähnliches Verhältniss wie es die Gattung Vivipara in diesen Schichten aufweist, bei welcher sich auch aus den glatten Formen von europäischem Typus jene gekielten und verzierten 7ilotoma- Formen von nordamerikanischem Habitus entwickelten. Auffallend ist das Auftreten von sehr niederen und von hohen Individuen bei derselben Form.
5*
36 Penecke. [36]
Valvata piscinalis Müller.
1875. Valvata piscinalis und V. Sulekina, Neumayr, Paludinenschichten, pag. 78. (Daselbst die Citate der Abbildungen.)
V. piscinalis tritt in hohen und sehr niederen Individuen in den Paludinenschichten auf und Brusina hat die letzteren als V. Sulekina abgetrennt. Ich vereinige diese Formen wieder aus dem Grund, weil sie erstens durch vollständige Uebergänge verbunden sind, andererseits bei den gekielten Formen, die durch ihre Sculptur sicher charakterisirt sind, gleichfalls hohe und niedere Individuen auftreten und daher der immerhin auffallende und bedeutende Höhenunterschied der Gehäuse eine individuelle und keine typische Verschiedenheit bedeutet.
V. piscinalis liegt mir vor:
Aus den unteren Paludinenschichten von Malino (17 Stück), „ dem Horizont der Vivipara bifarcinata von Sibin (5),
strieturata von Cigelnik (6),
notha von Sibin (1) und Malino (17),
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x R s z 5 Sturi von Novska (1), Malino (12) und Cigelnik (2),
5 s : s S Hörnesi vom Capla-Graben (12) und Cigelnik (6),
E 5 s R R Zeleboriı vom Capla-Graben (114), Kovacevac (4) und Repusnica (3),
s s n 5 5 Vucotinovici von Novska (5).
Valvata subcarinata Brus.
1880. Valvata subcarinata, Brusina in Porumbaru, |. c. pag. 39, Tab. IX, Fig. 10.
„An zwei Exemplaren“ (von V. piscinalis) „habe ich bemerkt, dass die oberen Umgänge gegen die Mitte zu in eine scharfe, kielartige Kante auslaufen; dieser Kiel verliert sich dann langsam, bis er am letzten Umgang ganz verschwunden ist, welcher Umstand an recenten Exemplaren mir noch nicht vorgekommen ist.“ (Brusina, Binnenmollusken, pag. 89.) Solche Exemplare liegen mir in grösserer Anzahl und verschieden starker Ausbildung des Kieles vor, und sie bilden eine zusammenhängende Uebergangsreihe zu jenen gekielten Formen, die den nordamerikanischen Tropidinentypus in den Paludinenschichten vertreten. V. sudcarinata liegt mir aus verschiedenen Horizonten der mittleren und oberen Paludinenschichten vor. Jedoch ist eine stricte Trennung von P. piscinalis wegen der vollständigen Uebergänge nicht durchzuführen. Andererseits geht sie dadurch, dass sie den Kie schärfer ausbildet und auf die Schlusswindung fortsetzt, ganz allmälig in die V. Szdinensis über. Sehr typische Exemplare stammen aus dem untern Theil des Horizontes der Vivipara-Stur! von Malino
und aus dem der V. Hörnes: des Capla-Grabens.
Valvata Sıdbinensis Neum.
1875. Valvata Sibinensis, Neumayr, Paludinenschichten, pag. 78, Tab. IX, Fig. 19. Diese mit einem Kiele gezierte Form, über deren Abstammung man das oben Gesagte vergleiche, ist die häufigste der gekielten Valvaten der Paludinenschichten. Sie liegt mir vor: Aus dem Horizont der Vivipara bifarcinata von Sibin (1 Stück),
5 e = n A stricturata von Malino (2),
[37] Beiträge zur Kenntniss der Fauna der slavonischen Paludinenschichten. 37
Aus dem Horizont der Vivipara notha von Malino (3), Sturi von Malino (2),
Zelebori vom Capla-Graben (25), Repusnica (3).
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Valvata Eugeniae Neum.
1875. Valvata Eugeniae, Neumayr, Jahrb. d. geolog. Reichsanst., Bd. XXV, pag. 426, Tab. XVII, Fig. ı.
Diese Form steht der vorhergehenden sehr nahe und ist von ihr nur durch das Auftreten einer zweiten unteren Kiellinie auf der Flanke der Windungen verschieden.
Sie liegt mir vor:
Aus dem Horizont der Vivipara Zelebori von Repusnica (4 Stück).
Valvata Ottiliae nov. form.
(Tab. X [VII], Fig. ı, 2.)
Das in seiner Höhe ziemlich schwankende Gehäuse besteht aus drei gekielten, treppenförmigen Umgängen. Von der Naht treten die Windungen horizontal ab, bis zu einem scharfen Kiel, von dem die mit erhabenen fadenförmigen Kiellinien gezierten Flanken fast senkrecht abfallen. Der weite Nabel ist gleichfalls durch eine Kiellinie scharf abgegrenzt. Die Zahl der die Flanken zierenden Kiele ist eine schwankende, das stärkstverzierte Gehäuse trägt deren I0. Um die Schwankungen in der Gesammthöhe des Gehäuses, die nicht schwächer sind als die von Valvata piscinalis (incl. Sulekiana) zu
versinnlichen, lasse ich die Masse eines hohen und eines niederen Individuums folgen.
Mass des hohen Individuums: des niederen: Höhe 5 mm Höhe 2!/;, mm Breite 5 mm Breite 3!/, mm Höhe der letzten Windung 3 mm Höhe der letzten Windung 2 mm
V. Ottiliae schliesst sich eng an die vorhergehenden Formen an und unterscheidet sich von ihnen durch das Auftreten der grossen Anzahl von Kiellinien. Sie liegt mir vor: Aus dem Horizont der Vrvrpara Hörnesi von Repusnica (6 Stück) und Zelebori von Kovacevac (1), Repusnica (3), Capla-Graben (1).
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Valvata bifrons Neum.
1875. Valvata bifrons, Neumayr, Jahrb. d. geolog. Reichsanst., Bd. XXV, pag. 426, Tab. XVII, Fig. 3.
Diese Form zweigt von V. Fugeniae ab, indem sie den oberen Kiel verliert, wodurch das Gehäuse von oben gesehen glatt erscheint und die Windungen nicht treppenförmig abgesetzt sind. Prof. Neumayr bildet ein Bindeglied zwischen der P. Zugeniae und unserer Form mit einem schwachen oberen Kiel untere der Bezeichnung V. cf. Eugeniae ab, mir liegt ein ähnliches mit noch schwächerem, kaum angedeutetem Kiele vor. V. drfrons stammt
aus dem Horizont der Vivzpara Hörnesi. von Repusnica (7 Stück) und
Zelebori von Repusnica (6).
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38 Penecke. [38]
Valvata Hörnesi nov. form. (Tab. X [VII], Fig. 3.)
Das niedrige weitgenabelte Gehäuse besteht aus drei Umgängen, von oben gesehen ist es glatt, fast scheibenförmig. Der Nabel ist sehr weit, trichterförmig und durch eine scharfe, fadenförmig
erhabene Spirallinie umgrenzt. Die Mundöffnung ist fast kreisrund, mit einem zusammenhängenden
scharfen Mundsaum. Unter der Valvata piscinalis, besonders unter den niederen Individuen finden sich Exemplare,
die durch die Grösse ihres Nabels auffallen, einige von diesen zeigen auch die schwache Andeutung der Kiellinie, die den Nabel der V. Hörnes? umzieht, und bilden dermassen Uebergänge zu dieser. Auf diese Uebergangstype beschränkt könnte allenfalls Brusina’s V. Sulekiana erhalten bleiben. Typische V. Hörnes? liegt mir vor: Aus dem Horizont der V. Zeledor: von Repusnica (2 Stück) und aus dem Capla-Graben (3), Nach alledem lässt sich der genetische Zusammenhang der Valvaten der slavonischen Paludinenschichten folgendermassen graphisch darstellen:
Ottihae bifrons
NEE
Eugeniae Szbinensis Hörnesı
subcarinata (Sulekiana)
/
piscinalıs.
Emmericia Brusina.
Von dieser Gattung liegen mir zwei Formen: die Zrmmericia candida und die E. Fenkiana vor, Die dritte von Prof. Neumayr beschriebene Z. glodulus fehlt mir. Da ich der Darstellung Prof. Neumayr’s
nichts beifügen kann, so führe ich im Nachstehenden blos die mir vorliegenden Formen mit den
Horizonten, aus denen sie stammen, an.
Emmericıa candida Neum.
1875. Emmericia candida, Neumayr, Paludinenschichten, pag. 79, Tab. IX, Fig. 10. Liegt mir vor: Aus dem Horizont der Vivipara bifarcinata von Sibin (3 Stück), Malino (10), notha von Sibin (13).
» » » » »
Emmericia Fenkiana Brus.
1875. Emmericia Jenkiana, Brusina, Binnenmollusken, pag. 57, Tab. IV, Fig. 7, 8.
1875. Emmericia Jenkiana, Neumayr, Paludinenschichten pag. 79, Tab. IX, Fig. 7, 8.
Schliesst sich an Individuen der vorhergehenden Art an, die eine schwache Andeutung der Spirallinie zeigen. Die Exemplare aus den tieferen Horizonten zeigen eine schwächere Sculptur als
die aus den höheren. £. Fenkiana liegt mir vor: Aus dem Horizont der Vrvipara bifarcinata von Sibin (4 Stück),
> 5 5 5 5 stricturata von Malino (4),
[39] Beiträge zur Kenntniss der Fauna der slavonischen Paludinenschichten. 39
Aus dem Horizont der Vivipara notha von Malino (23), und Sibin (1),
3 3 5 . 5; Situri von Malino (7), » » 3 5 5 Hörnes! von Repusnica (1) und Novska (3), s R 5 s $ Vucotinowici von Novska (6).
Planorbis Guettard.
Wenn auch im Allgemeinen selten, so ist diese Gattung doch durch drei Formen in den
slavonischen Paludinenschichten gut vertreten ; diese sind:
Planorbis cf. albus Müller.
1874. Planorbis sp., Brusina, Binnenmollusken, pag. 101. 1875. Planorbis albus, Sandberger, Land- und Süsswasserconchylien, pag. 781, Tab. 33, Fig. 22 (vergl. daselbst die Citate). Eine dem recenten Planorbis albus Miller sehr nahestehende Form ist die häufigste in den slavonischen Paludinenschichten. Brusina erwähnt sie von Neu-Gradisca, mir liegt sie vor: Aus den unteren Paludinenschichten von Malino (45 Stück),
dem Horizont der Vevipara stricturata von Malino @)
»
r : 5 5 5 notha von Malino (2), > 5 5 h 5 Zelebori vom Capla-Graben (8), und von Kovacevac (I).
Planorbis cf. spirorbis Linne.
Eine dieser recenten Form sehr nahe stehende Form liegt mir in drei kleinen Exemplaren
aus dem Horizont der V. difarcinata von Malino vor.
Planorbis transsylvanicus Neum.
1875. Planorbis transsylvanicus, Neumayr, Jahrbuch der geol. Reichsanst. Bd. XXV, pag. 427, Tab. XVII. Fig. ı6. Von dieser aus Vargyas beschriebenen Form erwähnt Prof. Neumayr eines Exemplars aus dem Horizont der V. Zeledor: aus dem Capla-Graben. Mir liegt ?. transsylvanicus vor: Aus dem Horizont der Vrwrpara notha von Malino (ı Stück), - s 3 5 n Zelebori von Repusnica (1) und aus dem Capla-Graben (9).
Limneus Lamark.
Vertreter dieser Gattung sind selten in den Paludinenschichten und meist nur als unbestimmbare Fragmente erhalten.
Limneus cf. pereger.
Aus den unteren Paludinenschichten von Malino liegt ein grösseres und zwei kleine Exemplare eines Angehörigen der Gattung Zzwmneus vor, der dem recenten Z. pereger ziemlich nahe steht. Brusina führt ebenfalls hieher gehörige Formen von Podwin, Neu-Gradisca und Kovacevac an. Den von
Repusnica beschriebenen Z. acuarius Neumayr habe ich nicht zu Gesicht bekommen.
40 Penecke. [40]
Helix Linne.
Auch die Vertretung dieser Gattung ist in unseren Schichten eine sehr mangelhafte. Ein unbestimmbares Fragment eines kleinen Exemplares liegt mir aus Cigelnik aus dem Horizont der Vivipara Sturi vor und ein Exemplar der 7. rufescens Penn. aus dem Horizont der Vivipara stricturata
des Capla-Grabens.
Helix rufescens Penn. (Tab. IX [VI], Fig. 19.) Helix rufescens Pennant, Brit. Zool., pag. ı31, Pl. LXXXIV, Fig. 127. 1875. Helix rufescens, Sandberger, l.and- und Süsswasserconchylien pag. 88retc., Tab. XXXIIl, Fig. 41 etc., vergleiche
daselbst die übrigen Citate, Aus dem Horizont der Vivipara stricturata des Capla-Grabens liegt ein Exemplar einer Hedx
vor, die vollständig mit der #7. rufescens übereinstimmt. Ob sie wirklich fossil oder zufällig erst
später in diese Schichte gelangt ist, lässt sich nach der Erhaltung des Stückes nicht bestimmen.
Reste anderer Organismen als von Mollusken sind in den Paludinenschichten selten und sehr mangelhaft.
Reste kleiner Fische, namentlich Wirbel, seltener Zähne (ähnlich denen der Gattung Zexezscus) und Flossenstachel finden sich allenthalben in den verschiedenen Horizonten.
Aus dem Horizont der V. Sturz von Malino liegt mir der Schneidezahn eines kleinen Nagers vor; ob dieser Rest wirklich fossil ist, oder aber vielleicht zufällig in die Schichten gelangte, ist
zweifelhaft. Schalen einer sehr kleinen Cy/rzs (?) sind im Horizont der V. Zelebori (hier V. arthritica)
von Repusnica häufig. Von Pflanzenresten liegen mir blos Früchte von Chara in guter Erhaltung vor. Sie stehen
jenen der recenten Chara fragtilis sehr nahe und stammen aus den unteren Paludinenschichten von
Malino und aus dem Horizont der V. Zeledori vom Capla-Graben.
[4] Beiträge zur Kenntniss der Fauna der slavonischen Paludinenschichten. 41
GEOLOGISCHE SCHLUSSBEMERKUNGEN.
Der Güte des Herrn Prof. Hörnes verdanke ich folgende Notizen über die Lagerungsverhältnisse der Schichten, aus denen die vorher beschriebene Faune stammt.
Jene Gliederung, wie sie die Herren Prof. Neumayr und Bergrath Paul in den Paludinenschichten Slavoniens durchführten, wurde durch diese neuerliche Aufsammlung vollständig bestätigt und als den thatsächlichen Verhältnissen entsprechend befunden, Es kann daher hier auf die von den genannten Herren gegebene Schilderung verwiesen und es mögen nur einige Zusätze angeschlossen werden.
Repusnica. Der Race durchschneidet eine alte Terrasse, die aus dem umgelagerten Materiale der Paludinenschichten besteht, in ihr liegen Formen aus verschiedenen Horizonten durcheinander,
wie folgende Liste hier aufgesammelter Conchylien zeigt:
Unto slavontcus, Vivipara Fuchst, » Nowskaensıs, » hıgnitaria, » ptychodes, > ambigua, » Sturz, > supria-hgnitaria, Melanopsis hastata, » lerostraca, » croatica, ) ornata, » VECUTTENS, » ornata-Hörnest, s pyrum, » Hörnesi, » lanceolata, > Novskaensts, » hastata-croatica, » Sturt, » croatica-clavigera, > arthritica.
Erst ®/, Stunden ober Repusnica zeigt sich im Wasserrisse ein blauer anstehender Tegel, darüber fluviatiler Sand und Schotter. An der Grenze dieser beiden liegen Haufen abgerollter Conchylien.
Erst ı Stunde von Repusnica trifft man anstehende Schichten mit V. arthritica, die hier den Horizont der V. Zelebori bezeichnet: in ihm liegen mindestens 4 Kohlenflötze von geringer Mächtigkeit. Unter dem Horizont mit V. artkritica liegt noch das der V. Hörnes? aufgeschlossene; so dass nicht blos faunistisch, sondern auch stratigraphisch das Lager der I”. arthrıtıca, das bis jetzt unbekannt war, als Horizont der V. Zeleborz sichergestellt ist.
Novska. Lagerungsverhältnisse der Paludinenschichten an diesem Orte wurden ganz so angetroffen, wie sie der von Neumayr und Paul gegebene Durchschnitt zeigt. Beizufügen wäre nur, dass an jener Stelle des Profils, die als Schichten mit gekielten und geknoteten Viviparen angegeben ist, und die die genannten Herren bei ihrem zweiten Besuche verschwemmt vorgefunden, der Horizont der V. Hörnes? und darunter der der I. Sturz beobachtet wurde. In einem rechten Seitengraben liegen im Horizont V. Hörnesi in grosser Menge die V. rudis und Novskaensis.
Kovacevac. Von diesem in nächster Nähe von Neu-Gradisca gelegenen Orte stammen wohl jene älteren Einsendungen aus den slavonischen Paludinenschichten mit der Bezeichnung Neu- Gradisca, welche Fundortsangabe später bezweifelt wurde. Anstehend wurde hier beobachtet der Horizont der F. Zelebori mit einem eingelagerten Kohlenflötz. Im Bach aufgesammelte Conchylien weisen auf das Vorkommen noch anderer Horizonte hin; unter diesem verschwemmten Materiale fanden sich an Viviparen: V, Fuchsi, melanthopsis, ambigua, ornata, Desmanniana und Zelebor:.
Beiträge zur Paläontologie Oesterreich-Ungarns. IV, 1, 6
42 Penecke. [421
Cigelnik. Die Einsicht in jenen schönen, zwischen den Ortschaften Cigelnik und Be£it gegebenen Durchschnitt ist durch die Anlagen von Weinbergen grösstentheils zerstört. Anstehend wurden nur V. stricturata- und V. Sturi-Schichten beobachtet.
Malino. Die Schichtfolge wurde übereinstimmend mit dem |. c. pag. ıı gegebenen Profil gefunden. Auffallend ist die grosse Mächtigkeit des Lagers mit V. Sturi. In der obersten Abtheilung dieses Lagers findet sich V. recurrens, eine V. Sturz, die auf der Schlusswindung die Knoten verliert, ferner Umzo altecarinatus, und Unio Mojsvar! mit der typischen Entwicklung seiner Sculptur, während in dem mittleren und unteren Theil nur Schalen mit schwächerer Sculptur liegen.
Sibin. Von diesem Fundpunkte ist ein kleiner Irrthum zu berichtigten. Der in pag. ıı erwähnte Tegel mit V. difarcinata am Bachufer unterhalb der Brücke, am westlichen Ende des Ortes, ist keine
anstehende Schichte, sondern das Material einer Flussterrasse, in ihm liegen in secundärer Lagerstätte:
Melanopsis Sandbergert, Vivipara notha, 5 haslata, a Hörnest, z VECUFTENS, s Dezmannıana, : clavigera, 5 Zelebori, & pterochila, s Sturt, Vivipara stricturata, » avellana, Wolf, Tylopoma melanthopsis, a Brusinat, Pisidium sp.
Am Ausbiss von Sibin liegen die mitteren Paludinenschichten in ihrer typischen Entwicklung zu Tage, darüber ist in dem alten Schachte der Horizont mit F. Sturz aufgeschlossen. Auch dieser Horizont ist reich an Unionen (Unzio Brusinai. Zitteli, chivosus_ etec.).
Capla-Graben. Im Capla-Graben waren die Schichten mit der I”. Pzlari und den Unionen in Folge einer Verrutschung nicht auffindbar. Ueber den bereits bekannten unteren Paludinenschichten waren die Schichte der V. stricturata zu sehen.
Podvin. Im Graben hinter der Kirche liegen im Horizont der V. Hörnesi feste Bänke mit V. Hörnesi und rudıis und Unio Pauli grösstentheils als Steinkerne.
Diesen kurzen Notizen über das Vorkommen unserer Schichten an den einzelnen Fundpunkten füge ich ein Verzeichniss der Faunen der einzelnen Horizonte, getrennt nach den Fundorten bei. In den meisten Fällen wurde die Anzahl der von den einzelnen Fundpunkten mir vorliegenden Individuen einer Form angegeben, um die relative Häufigkeit der einzelnen Art darzustellen. Wo dies nicht der Fall ist, wurde das Auftreten einer Form in einem Fundorte durch ein Kreuz (+) bezeichnet.
Ein wagrechter Strich (—) bedeutet das Fehlen der betreffenden Form an einem Fundorte.
[43] Beiträge zur Kenntniss der Fauna der slavonischen Paludinenschichten. 43
, j II. Mittlere Paludinenschichten I. Untere Paludinenschichten a) Horizont der V. bifareinata Name des Fossils | Novska Malino | (apla-Graben Name des Fossils Malino Sibin Congeria polymorpha RE _ 3l Congeria polymorpha _ 2 URN A ae 6 | 3 4 Pisidium sp. : 4 _ EUmio Neumayri nn ar _ 27 —_ Unio Zelebori . 19 — | BUEETIOTNEEA er _ | _ 25 „ FZütineri . — 11 Rutsch Um Ge: —_ | 44 — » Nicolaianus 7 -_ BELMaLImUSE une — | fragmenta _ „ subthalassinus 4 _ Neritina transversalis . -» . .| — | 212 _ Neritina transversalis . 17 18 a semiplieata . . . - -— |. — 75 » semiplicata 10 19 | Melania riemus . » » .. - _ _ 4 - militaris 26 _ Melanopsis harpula. . . . .- — —_ 25 Melania rieinus 5 5 3 en decollata . .». . .» - \ 504 — Melanopsis lanceolata . 10 39 ” subpyrum . 2. «| — — 27 ” hastata — 32 | 5 Sandbergeri . »- .| — — 17 n pyrum £ - — 80 | Vivigara Neumayri. . ». .». .»| + | + + Vivipara bifareinata . » . ., 990 12 e SR 5 5 0 bee 91 — 2032 n Sadleri . | 1 16 | S A | | = pannonica . ... — = + s Brusinai . ll = + | | 4 Huehsi na 2. | u 207 _ Tylopoma melanthopsis — 3 | 5 Budomhu sen 3 _ Bythinia tentaculata ee: _ 1 | n Tenostracab _ _ + Lithoglyphus fuseus . . . . j 11 Bythinia tentaculata . » .» .- — | 40 24 Hydrobia longaeva . » 2...» + + Lithoglyphus fuseus . . . . 1 | 41 65 N tens a En _ Hydrobia longoeva . » . . - I | - + Valwata piscinais -. ». ».. _ 5 | - SeHuleralissus nr: _ + — R Sibinensis rer 1 = SUTMACHg — + _ Emmericia candida. -. » » . 10 3 | n turmeula. » .» 2. _ 1 — n ‚JSenkiana OR Ko 4 | Velvata piscinalis . » .». 2 .| .— 17 _ Planorbis aff. spirorbis . . . 3 —_— | | DPlanorbis af. albus ....| _ 45 _ | Limneus aff. pereger -. . -» .|\ == 3 _ | NE er gg Ener SEES SRG ge re me rom ro apomio gm u Sm mi Sm en mn rm Dre mn m on Bon nn m m m nn nr m mn m m ——, | II. Mittlere Paludinenschichten II. Mittlere Paludinenschichten b) Horizont der V. strieturata c) Horizont der V. notha Name des Fossils Cigelnik | Malino Sibin |Capla-Graben Name des Fossils | Cigelnik Malino | Sibin | | | Oongeria polymorpha. .\, 11 — n Congeria polymorpha . . _ | Mersidnumesp:., ol 15 == _ _ VERSULUUNORS DS | 1 46 | 3 | Umio Sibinensis . | _ 3 57 _ Unio Sibinensis. . . . | En 11 21 | n„ Panmoniaus . . .| 1 | u _ = „ Sandbergeri — 11 — | 3 AALEN, 0 on 4 _ _ _ „ Stolitzkai . = DNA METD | „ subthalassinus . . _-— | 2 —_ „ thalassinus _ 8 I — | re Hilbens.me. tn — 2 _ == „ Hiüberi. _ 1 E— „ Stache. - _ 2 _ _ » Oriovacensis . ; _ 3 — Neritina tramversalis . EIG 3 _ _ Stackeu 0 — 1 A semiplicata . _ 10 12 _ „ Haeckeli | — 2 Melanopsis lanceolata . _ Br E= —_ Neritina transversalis. .| — 16 36 n hastata . 14 -H — —_ = semiplicata Alma 35 2 „ pyrum . . 6 E= —_ -- " militaris . . . —_ 24 336 Vivipara strieturata . 427 1655 _ 50 Melania rieinus . 0 1 1 15 ; ambigua . 5 — 4 —_ _ Melanopsis lanceolata . —_ 5l u = Dezmanniana . 22 _ = — H hastata . 32 59 ziel Tylopoma oncophora 6 _ — e pyrum . _ —_ 41 Lithoglyphus fuscus . 74 41 _ + . pterochila . == 29 E= Hydrobia longaeva . + _ 4- _ 5 eurystoma. . _ —_ 6 » pupula 4 + E= _ Vivipara notha . » . .ı 430 1163 1895 tenuis et — —_ _ e strieturata | — _ 120 \ Valvata piscinalis . 6 n— _ _ cn Dezmanniana . -- 237 11 5 Sibinensis \—- 2 _ _ Tylopoma oncophora . 10 70 59 Emimerieia Jenkiana ıı—- 4 — _ Bythinia tentaculata . —_ 1 — \ Planorbis cf. albus | — 2 - | — Lithoglyphus fuscus . .| 4 280 8 , Helix rufescens . —_ _ — Hydrobia longaewa. . .| — + 1 e pupula . | = + —_ | | Valvata piscinalis . 2 17 1 | | > Sibinensis . _ 3 _ | | | Emmericia candida — 13 | x Jenkiana . . _ 23 1 | Planorbis cf. albus . . — 2 _ | 5 transylvanieus | — 1 - | |
44 Penecke. [44]
III. Obere Paludinenschichten. a) Horizont der V. Sturi III. Obere Paludinenschichten — b) Horizont der V. Hörnesi | N : ; Cigel- Malino ee: - < a Name des Fossils Novake nik |unterer mittlerer] oberer | Sibin Nenlerdesmesehlle Repus- Never Cigel- Capla- Podwin Theil | Theil | Theil nica nik |Graben | Cong. polymorpha . | 1 _ 10 20 1 Cong. polymorpha | 49 -- —ı 1 Pisidium sp... . | — pl 10 8 7 —_ Pisidium sp... . .' — | 11 17 ı — _ Unio slavonieus. . |, 1 —_ — — 9 4 Umio aff. slavoniceus — 1 = — | — „ Mojsvari | — —_ 2 2 27 14 „ Novskaensis | — | 10 _ — — | „ Barrandi .| — 3 „ 0Ottikae. „ .|, 9 | — —_ —_ —_ | „ altecarinatus. — _ _ 2 — N U Pe = -- 10 Vista k „ af. Paui. .| 2 = = = — u »„ Ptychods . . — — _ 5 a: | „. Brusinai . .| — —_ —_ — —_ 24 » VYucotinwici . 12 | a Zitteli Dei —. | — Pr — 26 Neritina semiplicata 20 | 2 8 109 — | » thalassınus .| — _ _ n 35 = ” militaris .|\ — | 11 _ — —— »„ Porumbaruw . — _ _ _ 5 _ Melanopsis croat. . -- | 4 _ 795 — » Oriovacensis . _ —_ _ 3 == — clavigera | -— | — 11 — = n„ elwosus ..| — — ı — — 2 25 “ decostata a „af. mawimus . | 1 — 5 recurrens + —_ —_ 485 _ Nerit. transversalis E= _ _ _ 1 m pterochilla, — —_ _ 1671 _ »„ semiplicata . _ —_ 16 32 17 - eurystoma |, — 27 —_ 3 — | „ militaris . _ = 8 3 8 Vivipara ornata \ | _ — | Melania rieinus . —_ — _ 1 _ hs Hörnesi I = ale nerE 7 \Steinkerne , Melanop. lanceolata _ 1 En 7 48 en Dezman.\| __ ja Rn 202 r e hastata _ — 97 19 11 altecarin.l | s pyrum _ — | 7 62 | 48 > arthritica | 124 = = = = 5 pterochila n— _— | — + + > Plari. . — | — —_ + — m eurystoma —_ - _ 2 2 2 H rudis . .| — | 780 16 — |Steinkerne Viipara Sturi . . | 25 240 | 631 732 | 175 22 Novskaen. | — 151 — _ — ” recurrens | — _ — — | 30 — Tı ylapoma avellana .| 1 5 = = = 5 Dezmann. 1 6 784 | 138 | 42 — | Bythinia Pilari. .\ _ == _ = | e altecarin. _ —_ + + | + — Lithoglyphus fuscus | 219 20 3 — — Tylopoma avellana . _ Bo 17 23 | 4 Hydrobia pupula —_ u 1 — —_ Bythinia tentaculata _ =. | || _ Be longoeva .| 20 — 8 1 _ Lithoglyphus fuscus 4 11 | 33 73 76 —_ Valvata piseinalis .| — - 6 12 _ Hydrobia longaeva . 12 + _ + + _ 5 subcarinata | — | — — 2 _ n pupula _ E + — | —- _ Ottiliae . 6 — = — — Valvata piseinalis . - 2 4 7 1 — n bifrons . .|\ 7 —_ — — — »„ subcarinata _ — 1 — — - Emmer. Jenkiana . 1 3 = — 5 Sibinensis . 2 — 2 — — Emmer. Jenkiana . — — |) 3 3 _ Helix sp. indet.. . = 1 III. Obere Paludinenschichten e) Horizont der V. Zelebori III. Obere Paludinenschichten N on | Kanes Capla-Graben d) Horizont der V. Vucotinovici Name des Fossils nica | oberer unterer unter dem | unterer oberer - | N a Sarnen Streit IS |) Arenis l onken I, FI ERSS BEE | ren Namierdesfnonsnls Na Congeria polymorpha . . 108 2 3 2 314 | a Pisihum sp... » -» =>» 78 | Bisidium sp... . » . . 10 — pl u 4 Uno Stun 2 2 an: X
Unio ptychodes. . . . 6 ıı- — | N Walhelm Ten 1 „ ef. thalassinus . . | 2 BEENECUNNENS ET 2
„ YVuecotinovir. . . 11 2 — 8 Neritina transversalis . z/ „ Fuchsi. 5 semiplicata . . 45 Neritina sempilicata Melanopsis cf. Esperi . 257 Melanopsis croatica Vivipara Vuecotinoviei . 1713 clavigera © Pauline 55 m hybostoma 5 ovulum . . » 14 | 5 recurrens . Lithoglyphus a 5 166 | en slavonica . Hydrobia . . . 305 6 "N Brauer: Valvata piseinalis . . . 5 pterochilu . Emmericia Jenkiana . . 6 Vivipara Zelebori R arthritica \ Bythinia Podwiniensis \ Lithoglyphus fuseus Hydrobia longaeva . Valvata piseinalis . Sibinensis. Eugeniae . Ottiliae bifrons . Hörnesi Planorbis cf. albus transylvanicus
4 = Perle Fragmenta | Ta 12 8 35 55 178
pl I pk= le 3 | 69 109 23 27 — 183 5304 Be 1154 | 196
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NEUE ANTHRACOTHERIENRESTE AUS SÜDSTEIERMARK UND DALMATIEN.
FRIEDRICH TELLER.
(Mit Tafel XI—XIV [I—IV] und zwei Zinkotypien im Text.)
EINLEIFUNG.
Seit dem Jahre 1876, in welchem R. Hörnes die ersten paläontologischen Daten über die Anthracotherienreste aus den Braunkohlenablagerungen von Trifail veröffentlicht hat, ist der Sammlung der geologischen Reichsanstalt durch Herrn Oberbergrath E. v. Mojsisovics, dem wir bekanntlich auch den grössten Theil der älteren Materialien zu verdanken haben, manches schöne Fundstück von dieser Localität zugekommen. Die werthvollste Bereicherung hat diese nun bereits recht ansehnliche Sammlung von Anthracotherienresten aus Südsteiermark jedoch im Jahre 1882 erhalten, wo in dem sogenannten Tagbau I des Trifailer Kohlenwerkes, einer mächtigen, durch bergmännische Arbeiten in einer Höhe von circa 24 Meter über Tag aufgeschlossenen Flötzmasse, ein ganzer Schädel und einzelne Skeletreste des grossen Anthracotheriums blossgelegt wurden. Dank den Bemühungen des Herrn Oberbergrathes v. Mojsisovics und der ausserordentlichen Liberalität der Trifailer Kohlen- werksgesellschaft ist auch dieses kostbare Fundstück der Wissenschaft erhalten geblieben !) und bildet nun eine Zierde der Sammlung der geologischen Reichsanstalt. Dasselbe wurde sammt seiner Matrix, einer Kohlenplatte von mehreren Centnern im Gewichte, nach Wien eingesandt und konnte hier sodann mit aller für solche Arbeit nöthigen Musse und Sorgfalt präparirt und der wissenschaftlichen Unter- suchung zugänglich gemacht werden. Der wie alle in die Kohle eingebetteten Reste stark verdrückte Schädel war ursprünglich nur von der Oberseite sichtbar und erschien von hier gesehen als eine unförmliche Masse, die auf den ersten Blick keine besonderen Hoffnungen erweckte. Nach und nach enthüllten sich jedoch einzelne Details, die Jochbogen erhielten eine schärfere Begrenzung, eine vollständige Zahnreihe kam zum Vorschein — und als es nach mehrwöchentlichen Bemühungen gelungen war, den Rest gänzlich von der Kohle zu isoliren, bot sich ein so erfreuliches Bild, dass
es zum Entstehen der vorliegenden Schrift keiner weiteren Anregung mehr bedurfte. Die Skeletreste,
1) Ich möchte nicht unterlassen, hier auch der grossen Verdienste zu gedenken, welche sich Herr Bergmeister A. Komposch in Trifail um die Conservirung dieser Reste erworben hat. Seinem stets regen Interesse für alle während des Abbaues der mächtigen Kohlenlager sich ergebenden paläontologischen Daten verdanken wir die Erhaltung manchen Fundstückes, das unter anderen Umständen den Werkzeugen der Arbeiter zum Opfer gefallen oder in den Haldenstürzen zu Grunde
gegangen wäre.
46 Teller. [2]
die dem Schädel zur Seite lagen, bestanden oberflächlich aus einem wirr durcheinander geworfenen Haufwerk von plattgequetschten, in den verschiedensten Richtungen gebogenen und geknickten Rippen, unter welchen aber, nachdem sie Schicht für Schicht abgehoben waren, die Bestandtheile einer linken hinteren Extremität zum Vorschein kamen. Dieselben boten die erste Grundlage für die Schilderung des Extremitätenbaues dieser Art und sind wegen ihrer Bedeutung für die Klärung der systematischen Stellung des grossen Anthracotheriums von Trifail trotz ihrer mangelhaften Erhaltung vielleicht die werthvollsten Reste, welche uns bisher von dieser Localität zugekommen sind.
Die Untersuchung des Schädels von Trifail hat naturgemäss zu einem genaueren Studium des von H. v. Meyer beschriebenen, im Museum der geologischen Reichsanstalt aufbewahrten Schädel- stückes von Anthracotherium dalmatinum Veranlassung gegeben, umsomehr, als dasselbe den einzigen Schädelrest der Gattung darstellt, der bis jetzt Gegenstand der Untersuchung geworden ist; da ich unerwarteterweise in die Lage kam, meine Materialien auch in Bezug auf die Reste von Mte. Promina wesentlich vervollständigen und erweitern zu können, so ergaben sich allmälig auch für diese Art so zahlreiche neue Beobachtungsdaten, dass es nicht mehr anging, dieselben in die Beschreibung der Trifailer Reste einzustreuen, und ich entschloss mich daher, die aut A. dalmatıinum bezüglichen Beobachtungen für sich allein in methodischer Folge zu behandeln. Die vorliegende Arbeit zerfällt demgemäss in zwei vollständig getrennte Abschnitte, deren erster die Anthracotherienreste von Trifail, deren zweiter jene des A. dalmatinum von Mte. Promina zum Gegenstande hat. Als einleitende Vorbemerkungen zu diesen Detailschilderungen wurden ausser einer Literatur-Uebersicht noch Notizen über die räumliche und zeitliche Verbreitung der Gattung und ein Verzeichniss der bisher beschriebenen Arten vorausgeschickt.
In der Beschaffung von Arbeits- und Vergleichsmaterialien haben mich die Herren Oberbergrath E. v. Mojsisovics und D. Stur, Prof. E. Suess, Custos Th. Fuchs und Prof. F. Toula in Wien, sowie die Herren Prof. R. Hörnes in Graz und Oberbergceommissär E. Riedl in Cilli mit liebens- würdigster Bereitwilligkeit unterstützt. Es ist mir eine angenehme Pflicht, den genannten Herren an
dieser Stelle meinen verbindlichsten Dank auszusprechen.
EITERATUR
Die Geschichte der von Cuvier im Jahre 1822 gegründeten Gattung ist schon zu wieder- holtenmalen, am klarsten wohl von Rütimeyer in seinen trefflichen Studien über die Schweizer Anthracotherien, dargestellt worden. Rütimeyer gibt an dieser unten näher bezeichneten Stelle zugleich ein eingehendes Resume über alle bis zum Datum seiner Publication (1856—57) über die Gattung Anthracotherium erschienenen Arbeiten. Seither hat unsere Kenntniss dieses interessanten Thiergeschlechtes allerdings manche wesentliche Erweiterung erfahren, und es läge die Versuchung nahe, auch diesen neueren Abschnitt der Literatur nach dem Vorgange Rütimeyer's in referirender Form einlässlicher zu besprechen, um so ein vollständiges Bild von der Entwicklung unserer Kenntnisse über diese wichtige Ungulatengruppe zu gewinnen. Bei dem schon. auf den ersten Blick in die Augen fallenden Mangel eines inneren Zusammenhanges der einzelnen Publicationen und dem Umstande, dass wir in Kowalevsky’s bekannter Monographie aus jüngerer Zeit erst eine zusammenhängende
Darstellung aller über das Zahnsystem sowohl wie über die Osteologie der Gattung bekannt gewordenen
[3] Neue Anthracotherienreste aus Südsteiermark und Dalmatien. 47
Thatsachen besitzen, erschien mir jedoch eine solche breitere Behandlung des Gegenstandes weder fruchtbringend noch besonders wünschenswerth; ich beschränkte mich daher auf eine einfache Literaturübersicht, in welche der Vollständigkeit wegen auch die von Rütimeyer besprochenen älteren Schriften aufgenommen wurden. Von kürzeren Fundberichten ohne paläontologischen Inhalt, welche in der Literatur über Anthracotherium keine geringe Rolle spielen, wurde hier abgesehen, da dieselben später bei den Darstellungen über die Verbreitung der Gattung ohnehin ausführlicher zur Sprache kommen.
Welch hohe Bedeutung Kowalevsky's Monographie über die Gattung Anthracotherium in dem neueren Abschnitte der Literatur zukommt, braucht hier wohl kaum besonders hervorgeboben zu werden. Wenn die Untersuchungen des genannten Autors auch nicht völlig zum Abschlusse gelangt sind, besitzen wir doch schon in dem uns vorliegenden Abschnitte dieser Studien einen reichen Schatz von Thatsachen und Gedanken, der noch für lange Zeit die Grundlage aller diese Gattung betreffenden
Untersuchungen bilden wird.
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1822. Cuvier G. Recherch. sur les oss. foss. etc, ze e&dit., tome Ill, 396—405, pl. LXXX, tome IV, 500—502, pl. XXXIX, tome V. 2. 506—507.
1828. Pentland J. B. Descript. of foss. remains of some animals from the north-east border of Bengal. Geol. Soc. Transact. 2 ser. Vol II, p. 393, pl. 45.
1829. Croizet et Jobert. Sur une mächoire inferieure d’Anthracotherium trouvee dans les gres tertiaires de la Limagne. Ann. Scienc. Nat. XVI. p. 139—156.
1854. Meyer H. v. Palaeologica. Die fossilen Zähnen und Knochen von Georgensgmünd (Museum Senkenbergianum Frankfurt. I. Supplement).
1841. Blainville, Osteographie. fasc. XXI.
1843. BravardA, Considerat. sur la distrib. des Mamm. du Puy de Döme. Auvergne. Annal, Scient. XVI, p. 402—439.
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1847. Gastaldi B. Mammiferes in Michelotti’s Descr. des foss. d. terr. mioc. de l’Italie septentr. Naturk. Verhand. v. d. Holl. Matsch. d. Wetensch., p. 360 — 374.
1847. Owen R. Oneextinct Anthracotheroid quadrupeds. Quart. Journ. Geol. Soc. London. Vol IV, p. 105—14r, pl. VII, VIII,
1848. Pomel A. Note sur le genre Hyopotamus et sur les Anthracotheriums en general. Bibl. Univ: Archiv. de sc. pbys. et nat. Geneve I. ser. Vol VII.
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1852—53. Pomel A. Catalogue methodique et descr. d. vertebr. foss. d&couv. dans le bassin de la Loire etc. Auvergne, Annal. scient. XXV, 1852, p. 337—380; XXVI, 1853, p. 81—229.
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1855. Bayle E. Notice sur le systeme dentaire de l’Anthracotherium magnum Cuv. Bull. Soc. geol. frang. Paris. 2 ser. tome XII, p. 936—947, pl. XXII.
1856. Rütimeyer L. Ueber schweizerische Anthracotherien. Verh. d. naturforsch. Ges. in Basel 1856. III. Heft, p. 385—403.
1857. Rütimeyer L. Ueber Anthracotherium magnum und hippoideum. Neue Denkschr. d. allgem. Schweiz. Gesellsch. f. d. ges. Naturw. Zürich. Band XV, p. ı—32. Mit 2 Tafeln,
1858. Gastaldi B. Cenni sui vertebrati fossili del Piemonte. Memor. Accad. Torino, serie II. Tom. XIX, p. I—6o. Tav. IV—X.
1859. Gervais P. Zoologie et Pal&ontologie francaises, ze Edit.
1860. Gastaldi B. Su alcune ossa di mammiferi fossili del Piemonte, Lettera al Cornalia. Atti della Soc. Ital. dı
Scienze naturali. Vol. Il. Milano. 8°.
48 Teller. [4]
1861. Rütimeyer L. Beiträge zur miocänen Fauna der Schweiz. (Verhandl. d. naturf. Gesellsch. in Basel. I. Heft.
p. 12—17.) 1865. SchaurothC., v. Verzeichniss d. Versteiner. im herzogl. Naturaliencabinet zu Coburg. 8°, p, 266, Taf. XXX, Fig. r, 2.
1865. Beggiato F. Antracoterio di Zovencedo e di Monteviale nel Vicentino. (Memor. della Soc. ital. di scienze natur. Milano. Tom. I, Nr. 6, p. 1—9.) Mit ı Tafel.
1866. Gastaldi B. Intorno ad alc. foss. del Piemonte e della Toscana. Memor. della real. Accad. d. Sc, di Torino, ser. I], Tom. XXIV, p. 29—32. Tav. VI, Fig. ı—6.
1867. Noulet J. B. Gisement de l’Anthracotherium magnum dans le terrain a Palaeotheriums du Tarn. Mem. Acad. d. Scienc. Toulouse, Ser. VI, tom. V, p. 178—183.
1873. Gaudry A. Sur l’Anthracotherium decouvert a S. Menoux (Allier). Bull. Soc. geol. de France, p. 36, pl. II.
1874. Kowalevsky W. Monographie der Gattung Anthracotherium. Palaeontographica. Cassel. XXII. Band, 4. Lief., pag. 287—347, Taf. X—XV.
1876. Gervais P. Zoologie et Paleont. generales. Vol II, p. 47, pl. X, Fig. ı. Paris. 4°.
ı8-6. Hörnes R. Anthracotherienreste von Zovencedo bei Grancona im Vicentinischen. Verhandl. d. geol. Reichsanst. p. 105, und „Zur Kenntniss des Anthracotherium dalmatinum H. v. M.“ Verhandl. d. geol. Reichsanst. p. 363.
1876. Hörnes R. Anthracoth. magn. Cuv. aus d. Kohlenablagerungen von Trifail. Jahrb. d. k, k. geol. Reichsanst, 26. Band, III. Heft, p. 209— 242. Mit ı Tafel.
1877. Böttger OÖ. Ueber das kleine Anthracoth. aus d. Braunkohle von Rott bei Bonn. Palaeontographica. Cassel XXIV. Band, 5. Lief., p. 163—173. Mit Abbild. im Text (p. 165, Fig. ı—7).
1877. Filhol H. Recherches sur les Phosphorites du Quercy. Annal. d. Scienc. geol. Paris 8° tom. VIII, p. 174 ff, pl. 8.
1878. Noulet J. B. Sur l’Anthracotherium hippoideum decouvert a Armissan (Aude) Memoir. de l’Acad. d. Scienc. et
bell. lettr. d. Toulouse, tome X, p. 52. Mit ı Tafel.
1878. Gaudry A. Les Enchainements du Monde Animal etc. Paris. 8% Anthr. magn. (Cadibona, Rochette, Quercy) Fig. 111, 197, 199, 148. Anthr. alsatic. (Villebramar, Lot-et-Garonne) Fig. ı18. Anthr. Owvieri (Saint Menoux, Allier.) Fig. 32.
1879. Renevier E. Les Anthracotherium de Rochette. Bull. Soc. Vaud. d. sc. nat, L.ausanne. Serie 2. Vol. XVI, Nr. 81, p. 140—148, pl. 15.
1883. Lydekker R. Indian tertiary and posttertiary vertebrata: Siwalik selenodont Suina etc. (Mem. of the Geol Surv. of India. Calcutta. Ser. X, Vol Il, Part 5, p. 147—154, pl. XXIII—XXV).
1883. Collot L. Etude provisoire des restes d’Anthracotherium provenant des lignites de Volx (Basses Alpes). (Revue
sc. natur. Montpellier. Bd. 2, Nr. 4, p. 456—466.)
Notizen über die räumliche und zeitliche Verbreitung der Gattung Anthracotherium.
Das Verbreitungsgebiet der Gattung Antkracotherium ist ein sehr ausgedehntes. Es erstreckt sich über einen grossen Theil von Mittel- und Westeuropa: Oberitalien, Frankreich, Schweiz, Oesterreich- Ungarn und das westliche Deutschland. Zwei Arten sind in Indien nachgewiesen worden. Die reichen Lagerstätten fossiler Säuger der Tertiärzeit, welche in den letzten Jahrzehnten in Amerika aufgedeckt wurden, haben bis heute noch keinen Repräsentanten der Gattung kennen gelehrt.
In Oberitalien sind Cadibona (bei Savona im Gebiete von Genua) und die Localitäten Zovencedo, Mte. Viale und Torricelle im Vicentinischen die einzigen bisher bekannten Fundpunkte. Aus den Ligniten von Cadibona stammen die Reste, welche Cuvier das Material zur Begründung der Gattung und Schilderung der ersten, schärfer gefassten Art, des A. mwagnum, gegeben haben. Auf
dieselbe Localität beziehen sich sodann die obenbezeichneten Arbeiten Gastaldi’s aus den Jahren
[5] Neue Anthracotherienreste aus Südsteiermark und Dalmatien. 49
1858, 1860, 1866'). Seither ist ausser den Bemerkungen, welche Kowalevsky (1874) an einzelne Stücke aus den reichen Schätzen des Turiner Museums geknüpft hat, nichts mehr über diese noch immer nicht vollständig bekannten, zum mindesten nicht genügend abgebildeten Reste veröffentlicht worden, obwohl inzwischen in Cadibona wieder manches schöne Fundstück zu Tage gefördert wurde ?), Auch über das geologische Alter der Lignite von Cadibona bestehen noch mannigfache Controversen, ja man kann direct sagen, dass das eigentliche Lager des A. magnum bis heute noch weit weniger scharf fixirt ist, als das geologische Niveau manches anderen Fundpunktes, dem man auf Grund eines als A. magnum etiquettirten Backzahnes oder eines anderen noch weniger ausschlaggebenden Zahn- restes eine bestimmte Stellung im Tertiärsystem angewiesen hat°).
Die im jüngsten Öligocän des vicentinischen Tertiärgebirges (an der oberen Grenze des Schichtencomplexes von Castel Gomberto) bekannt gewordenen Fundpunkte liegen theils in den Mti Berici südlich von Vicenza — es ist das die bekannte Localität Val Liona di Zovencedo — theils in dem alttertiären Vorgebirgsrücken NNW von Vicenza: Mte. Viale und Torricelle. Ueber die von hier vorliegenden specifisch noch nicht bestimmten Anthracotherienreste besitzen wir Notizen und eingehendere Mittheilungen von Suess*) (1858), Schauroth‘) (1865), Beggiato (1865) und R. Hörnes (1876). Nur soviel steht bisher fest, dass man es hier mit zwei, in ihrer Grösse wesentlich verschiedenen Arten zu thun hat, die man mit A. magnum Cuv. und A. minus Cuv. von Cadibona verglichen hat.
In Frankreich sind wohl die zahlreichsten Fundstätten bekannt geworden. Die ersten Anthracotherienreste wurden daselbst aus der Auvergne beschrieben (Croizet 1829); daran schlossen sich sodann eine ganze Reihe von Funden im Loire-Allier-Becken: Cournon, Digoin, S. Germain-
Lembron d’Orl&anais (Blainville 1841), Lamontgie bei Issoire, Chaufours, Vaumas (Pomel Catalogue
1) Die Angabe der Jahreszahl mag hier und in den folgenden Fällen zugleich als Hinweis auf unsere Literaturübersicht dienen und so ein ausführlicheres Citat ersetzen.
?) So machte erst jüngst Th. Fuchs (Sitzber. d. Wien. Akad. d. Wiss. 1878, LXXVII, pag. 31) auf einen fast vollständig erhaltenen, prachtvollen Schädel von A. magnum aufmerksam, der schon seit einigen Jahren in dem Kohlenwerke von Cadibona aufbewahrt wird.
®) Zur Orientirung über die hier berührte Frage mögen folgende Daten dienen: Ch. Mayer betrachtet die Lignite von Cadibona als einen isolirten Sedimentlappen, dessen stratigraphische Beziehungen sich überhaupt nicht mehr feststellen lassen. Nach Suess (Entstehung der Alpen 1875, pag. 55—56) werden die über das granitische Grundgebirge unregelmässig übergreifenden Braunkohlenlager mit A. magnum ‚vom Flysch bedeckt“. Nach den Untersuchungen der italienischen Geologen werden dieselben dagegen „von den marinen Tertiärbildungen von Dego und Carcare“ überlagert. In seinen Studien über die Gliederung der jüngeren Tertiärbildungen Oberitaliens spricht sich Th. Fuchs (Sitzber. d. Wien. Akad. 1878, LXXVII, pag. 31) zu Gunsten der letztgenannten Anschauung aus. Zugleich berichtigt er aber seine frühere Ansicht, dass die Schichten von Dego und Carcare den Schioschichten (Aquitanien oder nach neueren Publicationen unterstes Miocän) entsprechen, und bezeichnet dieselben als Aequivalente der Schichten von C. Gomberto. Die Lignite von Cadibona würden sonach, ihre Ueberlagerung durch die Schichten von Dego und Carcare als sicher erwiesen vorausgesetzt, ein tieferes Oligocän-Niveau repräsentiren, als die Anthracotherien führenden Braunkohlenbildungen von Zovencedo, Rochette, Südsteiermark etc. Diese Deutung steht auch mit den oben citirten Anschauungen von Suess in Einklang. Dieser am entschiedensten wohl von R. Hörnes (Jahrb. u. Verhandl. d. geol. Reichsanst. 1876) vertretenen Ansicht stehen nun die Anschauungen einer ganzen Reihe anderer Autoren gegenüber — ich nenne hier, ohne weiter auf specielle Citate einzugehen, nur Heer, Rütimeyer, Sandberger — welche die Braunkohlen- bildungen von Cadibona ohne weitere Bedenken mit jenen des Waadtlandes, den Ligniten von Zovencedo und den südsteierischen Sotzkaschichten parailelisiren, also mit Niveaus, die in die obere Grenzregion der Gomberto-Schichten fallen,
*) Suess, Jahrb. d. geol. Reichsanst. 1858. IX. Band. Verh., pag. ıaı.
°) Der von Schauroth (Verzeichn. d. Verstein. d. herzogl. Natural.-Cab. in Coburg 1865, Taf. XXX, Fig. ıa u. ı b) nach einem Gypsabguss abgebildete Zahn von Zovencedo bezjeht sich auf einen zweiten oder dritten Oberkiefermolar der rechten Gebisshälfte und nicht auf den letzten unteren Backzahn, wie Schauroth angibt. Der auf derselben Tafel dargestellte obere Molar von Torricelle ist fast um die Hälfte kleiner als der vorerwähnte Backzahn, ein weiterer Beleg für die von Beggiato und Hörnes ausgesprochene Ansicht, dass in den vicentinischen Ligniten die Reste zweier, in ihren Körper-Dimensionen wesentlich
verschiedener Anthracotherienarten liegen.
Beiträge zur Paläontologie Oesterreich-Ungarns. IV, ı. 7
50 Teller. [6]
1852), Brain bei Decize (Bayle 1855), 5. Menoux (Gaudry 1873) u. a. m. Noch ergiebiger waren die tertiären Depots im Becken der Garonne: Moissac, Bonrepos, S. Martin de Caselli bei Briatexte (Noulet 1867), Villebramar (Gaudry, Enchainem. 1878) und die Phosporitlager von Quercy: S. Antonin, Caylux, Raynal (Kowalevsky ı874, Gervais 1876, Filhol 1877). Als weitere Fundstätten sind endlich noch zu nennen: Armissan im Tertiärbecken von Narbonne (Noulet 1878), die tertiären Randbildungen der ,„basses Alpes“ bei Montpellier (Collot 1883) und S. Henry bei Marseille (Kowalevsky 1874). Auch aus den jüngeren Tertiärbildungen der Bretagne — den Faluns von Rennes und Dinan, Loc. La Chausserie — sind Anthracotherienreste bekannt geworden, die vorläufig auf A. onoideum Gerv. bezogen wurden. (Tournouär, Bull. Soc. G£&ol. Fr. 1868 und Vasseur,
Terr. tert. de la France occident. Annal. sc. geol. Paris 1882, XIII, pag. 372.)
Unter den hier namhaft gemachten Fundstätten scheint die geologisch älteste jene von Briatexte zu sein, welche nach Noulet (vergl. die sub 1867 unserer Literaturübersicht citirte Arbeit) noch als eocän zu betrachten ist, die geologisch jüngsten Funde sind vielleicht jene aus den Faluns (La Chausserie). Nach Gaudry (Enchainem. pag. 5) finden sich in Frankreich die ersten Vertreter der Gattung im oberen Eocän, in seiner Etage 7 (Calcaire de Brie), das Maximum der Verbreitung erreichen die Anthracotherien in der Etage 8 (Sables de Fontainebleau) und verschwinden mit Etage II
(Sansan und Simorre).
In der Schweiz sind die weitaus wichtigsten Fundstätten die Lignite von Rochette und Conversion an der Paudeze bei Lausanne. Die von Gaudin und Delaharpe gesammelten und von dem letzteren ı854 in den ersten Umrissen beschriebenen, von Rütimeyer (1856—57) sodann eingehender besprochenen Materialien dieser Localität waren die Hauptgrundlage für Kowalevsky's Monographie der Gattung. Neben einem grossen Anthracotherium, das von Rütimeyer noch mit A. magnum Cuv. von Cadibona identificirt, von Kowalevsky jedoch als A. Faldense abgetrennt wurde, fanden sich hier die Reste zweier kleinerer Arten, von welchen die eine dem A. minus Cuv. zur Seite gestellt, die andere jedoch wegen ihrer eigenthümlichen Tragulus-ähnlichen Eckzähne als eine selbstständige Art bezeichnet worden ist. (Vergl. Kowalevsky, Monogr. etc) Renevier (1879) hat für die letztere den Namen A. Zaharpei in Vorschlag gebracht. Die Lignite von Rochette fallen nach den Angaben der Schweizer Geologen in die aquitanische Stufe der unteren Süsswasser- molasse (&tage langhien mit Helix Ramondi nach Renevier), können also direct als Aequivalente der
Braunkohlenbildungen der Sotzkastufe Südsteiermarks betrachtet werden.
Einem etwas höheren Horizonte, der sogenannten grauen Molasse, gehören nach Heer!) die Anthracotherienreste an, welche im Kanton Bern und zwar im Bumbachgraben im Hintergrunde des Emmenthales (Schangnau) in Gesellschaft mit Rhinocerosresten aufgefunden wurden. Der einzige von dieser Localität vorliegende Zahn, ein unterer Prämolar, den Rütimeyer kurz beschrieben hat (1857, über A. magnum und hıppoideum etc.), ist für die sichere Bestimmung der Art nicht ausreichend; die Metacarpal- und Metatarsalknochen, welche Kowalevsky später unter den Materialien von dieser Localität im Lausanner Museum auffand, weisen auf ein Antkracotherium von auffallend grossen Dimensionen hin, das aus Gründen, die später noch ausführlicher zur Sprache kommen werden, auf
keinen Fall mit A. magnum Cuv. vereinigt werden kann.
1) ©. Heer, Urwelt der Schweiz. 1865, pag. 414. Rütimeyer betrachtet die Mergel von Schangnau als gleichalterig mit den Ligniten von Rochette, und auch Sandberger parallelisirte dieselben später (Land- und Süsswasser-Conchylien der
Vorwelt, pag. 337) direct mit den oberoligocänen Braunkohlenbildungen von Schlüchtern in Hessen, Cadibona bei Genua und Rochette im Canton Waadt.
[7] Neue Anthracotherienreste aus Südsteiermark und Dalmatien, 51
Ein weiteres interessantes Vorkommen von Resten der Gattung Anzkracotherium wurde endlich in den Sandsteinen von Aarwangen (im Aarthal am Fusse des Jura) von A. Morlot constatirt. Es besteht dasselbe aus der wohlerhaltenen rechten Unterkieferhälfte, auf welche Rütimeyer (1857) sein A. hippoideum gegründet hat. Auch diese Fundstätte fällt nach Heer in die graue Molasse,
also in die oberste Abtheilung der Schweizer Süsswassermolasse.
Im Bereiche der österreichisch-ungarischen Monarchie sind ausser den obereocänen Kohlenlagern von Mte, Promina in Dalmatien und den aquitanischen Braunkohlenbildungen Südsteier- marks, aus welchen die in der vorliegenden Schrift zu besprechenden Materialien stammen, als Fundstätten von Resten der Gattung Anthracotherium bekannt: Die limnischen Tertiärbildungen Nordböhmens, die Braunkohlenbildungen von Zsemlye bei Totis in Ungarn (Vertesz-Gebirge) und jene des Zsily-(Schyl-)Thales in Siebenbürgen. Was uns bis jetzt aus den drei letztgenannten Localitäten
vorliegt, ist für eine specifische Bestimmung unzureichend.
Aus dem nordböhmischen Tertiärgebiet hat Suess!) den ersten Fund, die Krone des Eckzahnes eines grossen Anthracotheriums, bekannt gemacht. Dieser in der Sammlung der geologischen Lehrkanzel der Wiener Universität aufbewahrte Zahn stammt aus der Braunkohle des Werkes Luckowitz (Lewin und Auscha NW, Proboscht und Salesl OÖ) im Leitmeritzer Kreise. Die stratigraphische Stellung der Fundstätte hat Stur?) in seiner trefflichen Studie über die Altersverhältnisse der nordböhmischen Braunkohlenbildungen erst jüngst eingehender erörtert. Im Anschlusse an Stur’s Untersuchungen machte Fuchs?) auf ein neues Fundstück (p, des Unterkiefers) aufmerksam, das inzwischen aus den Basalttuffen des Saazer Kreises in Böhmen und zwar aus der sogenannten Grünerde von Atschau und Männelsdorf (Kaaden S.) an das k. k. Hofmineraliencabinet gelangt war. Von derselben Localität erhielt die Sammlung der geologischen Reichsanstalt durch die Güte des Herrn Ingenieurs H. Becker in Kaaden einige Eckzahnfragmente, welche ebenso wie der von Fuchs citirte Fund auf eine grosse Anthracotherium-Art hinweisen. Die Kohle von Lukowitz und die Grünerde von Kaaden fallen im grossen Ganzen in dasselbe Niveau, und zwar in die basaltische Stufe der nordböhmischen Braunkohlen- bildungen, welche Stur mit dem Aquitanien Mayer's, resp. dem Öberoligocän Beyrich’s und Sandberger's parallelisirt.
Ueber das Vorkommen von Anthracotherienresten in der Kohle von Zsemlye liegen meines Wissens noch keine Nachrichten vor. Die Sammlung der geologischen Reichsanstalt besitzt von dieser Localität einen isolirten Eckzahn, jene des k. k. Hofmineraliencabinetes ein verdrücktes Oberkieter- fragment mit dem Canin und dem zweiten und dritten Incisiv der linken Seite. Beide Reste sind stark mit kohliger Substanz imprägnirt, stammen also zweifellos aus einem der dortigen Kohlenflötze. Sie gehören aller Wahrscheinlichkeit nach zwei in ihren Körperdimensionen wesentlich verschiedenen Arten an. Ueber die allgemein als Oligocän betrachteten Flötze von Zsemlye hat Hantken einige Notizen veröffentlicht ‘).
Aus der Kohle des Schylthales ist bisher nur ein einziger Rest, ein vorletzter Molar der rechten Unterkieferhälfte, bekannt geworden. Nach R. Hörnes (Verhandl. d. geol. Reichsanst. 1878, pag. 146) bezieht sich derselbe auf eine grosse Anthracotkerium-Art, wenn nicht vielleicht direct auf
A. magnum Cuv.
!) E. Suess: Jahrb. d. geol. Reichsanst. XIII, 1863, pag. ı3.
2) D. Stur: Jahrb. d. geol. Reichsanst. XXIX, 1879, pag. 137 ff.
°) Th. Fuchs: Verhandl. d. geol. Reichsanst. 1879, pag. 185.
4) M. Hantken, Tertiärgebilde der Gegend westlich von Ofen. Jahrb. d. geol. Reichsanst, XVI, 1866, pag. 47.
7
> Teller. [3]
In Deutschland ist das Verbreitungsgebiet der Anthracotherien auf die Braunkohlenbildungen am Mittel- und Niederrhein beschränkt. Die in der Literatur namhaft gemachten Fundpunkte liegen in Unter-Elsass: Lobsann bei Weissenburg; im Mainzer Becken: Flonheim und Alzey, Uffhofen, Hochheim und Eppelsheim (?); an der Ostabdachung des Vogelsgebirges: Schlüchtern (Hessen); auf dem Westerwalde: Gusternhain, Concordiagrube im Hickengrund, Braunkohlengrube Heistern bei
Driedorf, Braunkohlenthon im Anbachthale; endlich im Siebengebirge: Blätterkohle von Rott bei Bonn.
Das geologisch älteste Vorkommen ist jenes von Lobsann in Unter-Elsass, auf welches Cuvier sein A. alsaticum gegründet hat. Sandberger!) bezeichnet die Braunkohlenbildungen von lL.obsann als tiefstes Mitteloligocän und stellt sie mit dem Niveau von Hempstead, dem Lager der
von Owen und Kowalevsky beschriebenen Hyopotamen in Parallele.
Im Mainzer Tertiärbecken ist der geologisch älteste Rest aus dem Meeressande von Flonheim und Alzey, also aus mitteloligocänen Bildungen bekannt geworden. Der auf A. magnum Cuv. bezogene Fund wurde ursprünglich von Sandberger (Mainzer Becken, ı863, pag. 421) in Zweifel gezogen, nach Ludwig's?) Berichten über die Umgebung von Alzey jedoch in die Fossil-Liste des Meeres- sandes wieder aufgenommen (Land- und Süsswass.-Conch. d. Vorw., pag. 328). Lepsius°) machte neuerdings ausdrücklich auf ein im Darmstädter Museum befindliches Fundstück von Alzey (eine linke Oberkieferhälfte von A. magnum) aufmerksam, über dessen Provenienz nach dem noch anhaftenden, erhärteten, grobkörnigen Melaphyrsande kein Zweifel bestehen könne. Aus demselben Horizonte ist übrigens schon in früherer Zeit durch H. v. Meyer‘) ein Fund bekannt geworden, und zwar aus den Halitherien führenden Sanden von Uffhofen. Auch dieser Fund, ein Schädelfragment mit voll- ständiger Backzahnreihe, der merkwürdigerweise später nirgends mehr erwähnt wurde, ist nach H. v. Meyer auf A. magnum Cuv. zu beziehen. Aus einem etwas höheren Niveau, den oberoligocänen Schichten von Hochheim (Cyrenenmergel), sind seit langer Zeit Anthracotherienreste bekannt, die von H. v. Meyerals A. alsaticum bestimmt wurden. (Neues Jahrb. f. Mineral. etc. 1841, pag. 461, und 1843, pag. 402.) Aber auch in der jüngsten Stufe des Mainzer Tertiärbeckens, den Sanden von Eppelsheim, hat sich angeblich ein Anthracotherienzahn gefunden, und zwar der letzte obere Molar eines grossen Anthkracotherium, von dem sich Gypsabgüsse in allen grösseren Sammlungen finden. Die erste Notiz über diesen bis heute noch mit einiger Reserve aufzunehmenden Fund hat Kaup Neues Jahrb. f. Mineral. etc. ı838, pag. 5I—52) in folgenden Worten gegeben: „In neuester Zeit lernte ich ein für Eppelsheim neues Geschlecht kennen, es ist Cuvier's A. magnum, von welchem der charakteristische letzte Backzahn des Oberkiefers gefunden wurde.“ H. v. Meyer hat wiederholt auf diesen Fund hingewiesen (Neues Jahrb. f. Mineral. 1843, pag. 409, und 1850, pag. 203), ohne irgend welche Bedenken dagegen zu äussern. In der Folge wurde jedoch Kaup's Angabe aus stratigraphischen Gründen vielfach in Zweifel gezogen, zuerst von Bayle (Bull. Soc. Geol. Fr. 1855, pag. 945) und später von Sandberger, der in seinem grundlegenden Werke über die Land- und Süsswasser- conchylien der Vorwelt (pag. 337) ausdrücklich betont, dass das A. magnum bisher noch in keiner allgemein als Miocän anerkannten Schichte gefunden worden sei. Lepsius hat dagegen neuerdings in seiner oben citirten Beschreibung des Mainzer Beckens das A. magnum ohne weitere Bemerkungen
in die Säugethierliste von Eppelsheim aufgenommen. Dass der mir im Gypsabguss vorliegende Zahn,
1) Sandberger: Land- und Süsswasserconch. d. Vorw. 1875, pag. 322.
2) .udwig: Erläuter. zur Section Alzey d. geol. Specialkarte von Hessen. ı866, pag. 18. 3) Lepsius R.: Das Mainzer Tertiärbecken. 1883, pag. 58.
4) H. v. Meyer: Neues Jahrb. f. Mineral. etc. Stuttgart 1852, pag. 851,
u en
19] Neue Anthracotherienreste aus Südsteiermark und Dalmatien. 53
welchen Kaup von Eppelsheim erhalten haben will, einer der grossen Anthracotherien-Arten angehört, unterliegt keinem Zweifel; für eine specifische Bestimmung ist dieser Rest jedoch keinesfalls ausreichend. Inwieweit man berechtigt ist, die Fundortsangabe in Zweifel zu ziehen, wage ich nicht zu entscheiden, Sie wird billigerweise immer Bedenken erregen, so lange sie nicht durch neuere Nachweise bestätigt wird, da wir aus diesem räumlich so weit verbreiteten und so vielfach ausgebeuteten Niveau bis heute thatsächlich an keiner anderen Stelle einen Vertreter der Anthracotherien aus der Gruppe des
A. magnum kennen gelernt haben.
Ueber die Anthracotherienreste aus den Braunkohlenbildungen des Westerwaldes besitzen wir von H. v. Meyer!) eine ganze Reihe von Fundberichten, welche auf einen grossen Individuen- reichthum, zugleich aber auch auf eine mannigfaltige Formenentwicklung schliessen lassen. Die Fundorte haben wir bereits früher namentlich aufgeführt. Was die Anthracotherien selbst betrifft, so erkannte H. v. Meyer neben dem A. magnum Cuv. noch die Reste einer kleineren Art, für die er den Namen A. Sandbergeri in Vorschlag brachte. (Neues Jahrb. f. Mineral. 1852, pag. 305.) Eine Charakteristik dieser von Gusternhain stammenden Art besitzen wir leider dermalen noch nicht. Von der letztgenannten Localität führte erst jüngst wieder H. Pohlig?) einen Oberkiefermolar (m,) an, der durch seine auffallend grossen Dimensionen, 0'064 X 0'072, bei nahezu quadratischeın Kronen-
grundriss bemerkenswerth erscheint.
Aus den Braunkohlenlagern von Schlüchtern in Hessen, welche nach Sandberger in dasselbe Niveau fallen wie jene des Westerwaldes, d. i. ins Oberoligocän, citirt H. v. Meyer einen
auf A. alsaticum zu beziehenden Unterkieferbackzahn. (Neues Jahrb. f. Mineral. etc. 1867, pag. 461.)
Das Braunkohlengebiet des Siebengebirges endlich, und zwar speciell die Blätterkohle von Rott bei Bonn ist die Heimstätte jener kleinen Anthracotherienart, welche von Troschel als Ss breviceps in die Literatur eingeführt, später aber von ihm selbst als eine neue Form aus der Gruppe der Anthracotheriden erkannt wurde. Von Kowalevsky (1874) und Boettger (1877) besitzen wir
eingehendere Schilderungen über diese nun als A. dreviceps Trosch. sp. bekannte Art.
Aus den indischen Tertiärablagerungen kennen wir gegenwärtig zwei Anthracotherien- arten. Eine derselben, das A. szlistrense, wurde schon im Jahre 1829 von Pentland auf die Reste einer kleinen, in den Grössenverhältnissen und auch im Zahnbau an das A. dreviceps erinnernden Form aufgestellt, die aus den Siwaliks von Nordost-Bengalen, dem Districte Sylhet, stammten. Sie wurden seither auch in Punjab und Sind nachgewiesen ; die Art besitzt also jedenfalls in den Tertiär- ablagerungen Vorderindiens eine sehr weite Verbreitung. Eine zweite, etwas grössere Art, A. hyopotamoides, hat Lydekker erst jüngst aus Sind beschrieben (Siwalik Selenodont Suina 1883, pag. 152). Beide
Arten stammen nach Lydekker aus wahrscheinlich pliocänen Bildungen.
.
In Bezug auf die verticale Verbreitung der Gattung ergeben sich aus den vorstehenden Notizen folgende Resultate: Der geologisch älteste Repräsentant der Gattung Antkracotherrum scheint gegenwärtig das aus obereocänen Schichten stammende 4. dalmatinum H. v. M. von Mte. Promina zu sein. Die nächstältesten Formen sind sodann wohl in Frankreich zu suchen. Ich erinnere in dieser
Beziehung nur an die Mittheilungen Noulet’s®) über das Vorkommen von Anthracotherium magnum
1) Man vergleiche da insbesondere H. v. Meyer’s briefliche Mittheilungen im Neuen Jahrb. f. Mineral. etc., und zwar ı850, pag. 203, 1852, pag. 305 und pag. 831, 1858, pag. 298, und 1867, pag. 461.
2) H. Pohlig: Sitzungsber. d. niederrhein. Ges, f. Natur- und Heilkunde. Bonn 1883.
3) Noulet: Gisement de l’Anthrac. magnum dans le Terrain a Palaeotherium du Tarn (M&moire de l’Acad. d. sc. d. Toulouse 1807).
54 Teller. [10]
im eocänen Süsswasserkalk von S. Martin bei Briatext, ferner an die Phosphorite von Quercy etc. In den schärfer horizontirten rheinischen Tertiärbildungen erscheinen als tiefstes Anthracotherien führendes Niveau die Braunkohlen von Lobsann in Unter-Elsass mit A. alsaticum Cuv., welche nach Sandberger den Schichten von Hempstead aequivalent sind und die tiefste Stufe des mittleren Oligocäns bezeichnen. Daran schliessen sich zunächst die Funde aus dem Meeressande von Alzey und Uffhofen an (nach den übereinstimmenden Angaben aller Autoren A. magnum). Den Culminations- punkt der Entwicklung und das Maximum der horizontalen Verbreitung in den europäischen Tertiär- ablagerungen erreicht die Gattung jedoch erst in jener Stufe, auf welche Lartet') sein „Miocene inferieur“ gegründet hat, ein über die ganze Westhälfte von Mitteleuropa ausgebreitetes, durch reiche Braunkohlenlager ausgezeichnetes Niveau, welchem in den allgemeinsten Umrissen entsprechen: das Oberoligocän Beyrich's und Sandberger's, das Aquitanien Meyer’s und die südsteierischen Sotzkaschichten. Ueber die weitere Geschichte der Gattung sind die uns vorliegenden Nachrichten wieder sehr kümmerliche. In Oesterreich-Ungarn und Italien kennt man bisher keinen Anthracotherienrest aus jüngeren als oberoligocänen (aquitanischen) Schichten. In der Schweiz bezeichnet nur das A. hippoideum Rütim. aus dem Sandstein von Aarwangen ein über den vorerwähnten Haupthorizont hinausgreifendes Vorkommen. In Frankreich sind dagegen aus jüngeren Schichten wiederholt Anthra- cotherienreste bekannt geworden, so das A. Cuwzieri Pomel aus den Sables de l’Orleanais (Blain- ville's A. magnum von Orleans) und mehrere specifisch nicht näher bestimmte Funde aus den Faluns der Bretagne und aus Südfrankreich, auf welche Gervais (Bull. Soc. G£ol. Fr., 3e serie, tome II, p. 40) und jüngst erst Vasseur an oben citirter Stelle hingewiesen haben. Es unterliegt nach diesen Berichten kaum mehr einem Zweifel, dass die Gattung in den französischen Tertiärbildungen bis in das mittlere, vielleicht auch noch bis ins obere Miocän hinaufreicht.
Einer der jüngsten Vertreter der Gattung wäre endlich das von Kaup citirte Anthracotherium aus dem Dinotheriensand von Eppelsheim, dessen Provenienz jedoch gegenwärtig noch nicht völlig sicher steht. Auch die aus den indischen Siwaliks stammenden kleinen Anthracotherien, welche nach Lydekker pliocäne Typen repräsentiren würden, erscheinen in ihrer stratigraphischen Stellung noch
nicht hinlänglich fixirt.
Uebersicht über die bisher beschriebenen Arten.
Die Gattung Anthracotherium ist entsprechend ihrer weiten Verbreitung in Raum und Zeit eine ziemlich formenreiche. Neben den grossen Arten vom Typus des A. magnum Cuv., die in ihren körperlichen Dimensionen und auch in dem durch die äusseren Lebensbedingungen bestimmten Gesammthabitus zunächst mit dem grossen Hippopotamus der afrikanischen Flüsse verglichen werden könnten, kennt man eine Reihe kleinerer Formen, welche kaum die Grösse der heute lebenden Arten der Gattung Ss erreichen (A. szlöstrense, breviceps etc.). Mitteninne stehen gewissermassen als vermittelnde Typen: A. Cuvzerr, hippoideum, alsaticum. Die Bezahnung ist bei allen diesen Formen nach demselben Grundplan gebaut. Im Schmelzrelief der Molaren zum Beispiel erstreckt sich die
Uebereinstimmung zwischen den grossen Arten der Gattung und den kleineren Formen meist bis in
1) Lartet: Sur la distribution g&ographique eı stratigraphique des proboscidiens fossiles en Europe. Bull. Soc. Ge&ol. Fr. Paris 1859. 2e serie, tome XVI, pag. 469—515.
[11] Neue Anthracotherienreste aus Südsteiermark und Dalmatien.
in in
die feinsten Details, so dass sich, wie schon Kowalevsky bei dem Vergleiche des kleinen Anthracotheriums von Rott mit der grossen Art von Rochette hervorgehoben hat, kaum irgend welche schärfer fassbare Unterschiede constatiren lassen. Ob eine so weitgehende Uebereinstimmung auch für den Schädel und das Körperskelet nachzuweisen sein wird, ist heute noch sehr fraglich. Die Differenzen, welche sich, wie in der vorliegenden Schrift dargestellt werden soll, zwischen dem Schädel des kleinen Anthracotheriums von Mte. Promina und jenem der grossen Art von Trifail ergeben, sprechen keineswegs zu Gunsten einer solchen Voraussetzung; ich möchte es im Gegentheile auf Grund dieser Beobachtungen für sehr wahrscheinlich halten, dass der Gattungsbegriff gegenwärtig noch zu weit gefasst ist, und dass für manche der kleineren Formen in der Folge eine generische Abtrennung vom Hauptstamme nothwendig sein wird.
Auch innerhalb der Gruppe der grossen Anthracotherien wird die Unterscheidung und schärfere Abgrenzung einzelner Arten durch den einheitlichen Charakter und die Beständigkeit der auf das Zahnsystem bezüglichen Merkmale nicht wenig erschwert. Einzelne Bestandtheile des Gebisses sind nach dem heutigen Stande unserer Kenntnisse weder für die Identificirung mit einer bereits bekannten noch für die Begründung einer neuen Art ausreichend, umsoweniger, als, wie später eingehender erörtert werden soll, zur vollständigen Klärung der systematischen Stellung einer Art auch die Kenntniss des Extremitätenbaues unbedingt nothwendig erscheint. Bei so bewandten Umständen ist der auf einzelne Zahnreste basirte Nachweis einer bestimmten Anthracotherien-Art, wie etwa jener des A. magnum Cuv., das aus stratigraphischen Gründen ein höheres Interesse beansprucht, stets nur mit einer gewissen Reserve aufzunehmen. Ich habe es auch in der vorangehenden Darstellung über die verticale Verbreitung der Anthracotherien aus diesem Grunde hauptsächlich unterlassen, die zahlreichen, auf A. magnum bezogenen Fundberichte besonders herauszuheben, so wünschenswerth es auch wäre, ein Bild von der Lebensdauer dieser in stratigraphischen Parallelen so häufig erwähnten Art zu besitzen. Dass die hier berührte Unsicherheit in der Deutung einzelner Funde keineswegs den Autoren zur Last fällt, sondern einfach auf die Unvollständigkeit der paläontologischen Materialien zurückzuführen ist, braucht wohl nicht besonders betont zu werden. Wir kennen bis heute nur wenige Fundstätten, an denen ein so reiches Materiale zu Tage gefördert wurde, dass alle Bedingungen erfüllt werden könnten, welche sich an die specifische Feststellung eines bestimmten Vorkommens knüpfen. Bisher haben nur die Kohlenlager von Cadibona und Rochette diesen Ansprüchen vollständig Genüge geleistet. A. magnum Cuv. von Cadibona und A. Valdense Kow. von Rochette sind auch thatsächlich die einzigen, vollständiger bekannten Vertreter der Gattung. Die Charakteristik der übrigen bisher namhaft gemachten Arten gründet sich zumeist nur auf einzelne Theile des Gebisses, nur in seltenen Fällen auf die vollständige Bezahnung einer (A. Arpporideum Rütimeyer) oder die wichtigsten Zahnelemente beider Kieferhälften (4. Cavieri Pomel nach Gaudry). Genetische Beziehungen unter den einzelnen Arten lassen sich heute noch nicht erkennen.
Zur Orientirung über das bis jetzt vorliegende Artenmateriale und die grössere oder geringere
Vollständigkeit seiner Grundlagen möge die folgende, chronologisch geordnete Uebersicht dienen.
1822. A. magnum Cuv.
Cadibona b. Genua. Ossem. fossil. etc. III, pag. 396, pl. 80, Fig. ı—3, 6—7 und IV, pag. 500.
Schon im Jahre 1820 hat Borson einige Zähne von Cadibona beschrieben und abgebildet, welche Cuvier zur Aufstellung eines neuen Pachydermen-Geschlechtes, der Gattung Anthracothertum,
Veranlassung gaben. Die Art selbst wurde auf sehr spärliches Material gegründet: Auf die beiden
56 Teller. [1 2]
letzten Oberkiefermolaren, ein Unterkieferfragment mit », und z,, einen Eckzahn und einen unteren Prämolar, den Blainville später als Incisiv bestimmte. Mit dem übrigen Theil des Gebisses haben uns erst Gastaldi’s Untersuchungen und Abbildungen (1858) bekannt gemacht, die somit eine wesentliche Ergänzung zu Cuvier’s erster Charakteristik bilden. Eine weitere Vervollständigung der Kenntniss dieser Art verdanken wir Kowalevsky (1874), der in seiner bekannten Monographie einzelne Theile des Körperskeletes beschrieb und hiebei den Nachweis führte, dass das A. magnum von Cadibona in die durch stark reducirte Seitenzehen charakterisirte Gruppe der grossen Anthracotherien einzureihen sei.
Dass der Artbegriff des A. magnım in der Folge durch Einbeziehung verschiedener, für eine specifische Bestimmung oft völlig unzureichender Reste grosser Arten dieser Gattung immer mehr erweitert und schliesslich zu einem Sammelnamen für die grossen Anthracotherien überhaupt umge- staltet wurde, haben wir schon oben betont. Eine ganze Reihe solcher Identificationen hat sich mit dem weiteren Fortschritte unserer Kenntnisse, resp. mit der Entdeckung vollständigerer Materialien, als hinfällig erwiesen. So haben, um nur einige Beispiele anzuführen, Kowalevsky's Untersuchungen gezeigt, dass sich das von Blainville beschriebene grosse Anthracotherium von Digoin, dessen Vereinigung mit A. magnum von Cadibona schon Gastaldi (1866) auf Grund des Kronenumrisses der Molaren für unzulässig erklärt hatte, durch seinen vollständigen tetradactylen Fuss wesentlich von der durch stark reducirte Seitenzehen charakterisirten Cuvier'schen Art unterscheide und mit den Anthracotherien aus der Auvergne und von Bumbach eine eigene scharf umschriebene Gruppe bilde. Ebenso musste die noch von Rütimeyer (1857) als A. magnum bezeichnete Art von Rochette auf Grund der Kowalevsky vorliegenden vollständigeren Materialien von der Cuvier’schen Art abgetrennt werden. Kowalevsky hat dieselbe als A. Valdense in die Literatur eingeführt. Ob ferner die grossen Anthracotherien, deren Reste aus den Phosphoriten von Südfrankreich bekannt geworden sind, durchwegs mit A. magnum identifieirt werden dürfen, wie das Filhol gethan hat, scheint mir nach Kowalevsky's Bemerkungen über die Reste von S. Antonin ebenfalls noch fraglich zu sein. Einen hieher gehörigen Fall endlich, die specifische Stellung des sogenannten A. magnum von Trifail, werden wir in der vorliegenden Schrift selbst zu discutiren haben. Schon aus diesen Beispielen geht klar hervor, dass wir bei der Vergleichung neuer Funde mit der Cuvier'schen Art stets auf die Reste von Cadibona selbst zurückgreifen müssen, die allein als die echten Repräsentanten des A. magnum betrachtet werden können. Aus denselben Gründen wird man aber andererseits wieder manche Art, die von einem oder dem anderen Autor ohne schärfere Beweisführung als Synonymum von A. magnum bezeichnet wurde, auch in dem Falle, dass dieselbe dermalen noch nicht mit wünschenswerther Schärfe begründet sein sollte, aufrecht erhalten müssen. Von dieser Erwägung ausgehend, habe ich in dem vorliegenden Verzeichniss keine mir bekannte Artbezeichnung übergangen,
obwohl manche derselben noch sehr einer eingehenderen Begründung bedürftig sind.
1822. A. minus Cuv.
Cadibona. Össem., foss. etc. Vol, III, pag. 403.
Gegründet auf spärliche Reste einer kleineren Art, die neben A. magnıum in Cadibona lebte. Die Charakteristik beruht im Wesentlichen auf einem letzten unteren Backzahn, der kaum halb so lang und dabei verhältnissmässig schmäler ist als der analoge Zahn von A. magnum und von diesem sich ausserdem noch durch den tiefer gespaltenen Schlusslobus unterscheidet. Blainville hat diese Reste ganz
mit Unrecht zu A. minimum gezogen, Gastaldi, welcher ihre specifische Selbstständigkeit ebenfalls
[13] Neue Anthracotherienreste aus Südsteiermark und Dalmatien. 57
anzweifelt, ist geneigt, sie mit A. magnzon zu vereinigen. Mit A. mınzs Cuv. wurden in der Folge verglichen : Das kleine Anthracotkerium von Mte. Viale im Vicentinischen (Beggiato 1865) und die kleine Art, welche neben dem grossen Anthracothermm von Rochette, dem A. Valdense Kow., die Sümpfe der Paudeze bevölkerte (Kowalevsky 1874 und Renevier 1879). Von der letztgenannten Art sind ganze Kieferstücke mit wohlerhaltener Bezahnung bekannt, welche in Kowalevsky's Monographie abgebildet und ausführlich beschrieben worden sind. Ihre Identität mit Cuvier's A. minus ist keineswegs als sicher erwiesen zu betrachten. Renevier hat dieselbe in seiner Uebersicht über die Anthracotherien von Rochette nur vorläufig unter diesem Namen aufgeführt, da Kowalevsky
selbst eine specifische Benennung nicht in Vorschlag gebracht hatte.
1822. A. alsaticum Cuv. Lobsann in Unter-Elsass (nach Sandberger tiefstes Mitteloligocän, Niveau von Hempstead). Ossem. foss etc. IV, pag. 500, al, 26) BER 85
Die Art wurde ursprünglich auf einen im Zahnwechsel befindlichen Unterkieferast gegründet, welcher »z,, den ersten bleibenden Zahn, und die Elemente d,, ds, und d, des Milchgebisses enthielt. Blainville (Östeogr. Anthr. pag. 134) hat Cuvier’s „Anthracotherium d’Alsace‘, das bei ihm unter der Bezeichnung „A. alsatiacum“ erscheint, mit A. magnum vereinigt. Die meisten späteren Autoren haben das A. alsatzcum wieder als selbstständige Art aufgenommen; Kowalevsky, der das von Cuvier beschriebene Fundstück der Milchbezahnung wegen neuerdings ausführlicher bespricht (Monogr. pag. 346), will dagegen dem A. alsaticum nur schwache Ansprüche an specifische Selbstständigkeit zuerkennen. .
Eine ganze Reihe von Vorkommnissen wurde in der Folge mit A. alsaticum Cuv. identificirt, so dass sich auch dieser Artbegriff allmälig zu einem Sammelnamen erweiterte, der Alles umfasste, was im Laufe der Zeit von Anthracotherien mittlerer Körpergrösse bekannt wurde. Die meiste Gewähr für die Zugehörigkeit zu Cuvier’s Art besitzen wir noch für jene Formen, welche H. v. Meyer aus dem Mainzer Tertiärbecken (Hochheim) und den Braunkohlenbildungen am Westerwalde (Gusternhain), also aus dem Oberoligocän, als A. alsaticum aufführt. Eine weit geringere Sicherheit besteht dagegen in dieser Beziehung in Betreff der kleinen Art, welche Gervais (1876) und Filhol (1877) aus den Phosphoriten von Quercy bekannt gemacht haben. Gervais bemerkt zu seiner schönen Abbildung einer Oberkieferhälfte aus den Phosphoriten von Caylus (Zoologie et Pal&ont. generale, Tome I, pl. X, pag. 46), dass sich dieselbe „auf eine kleinere Rasse oder Art beziehe, die man mit A. alsaticum und onozdeum vergleichen könne“. Filhol (Rech. sur les phosph. du Quercy, pag. 174, pl. 8) beschreibt diese Reste geradezu als A. alsaticum, ohne jedoch diese Identificirung näher zu begründen. Aut das von Kowalevsky besprochene kleinere Antkracothertum aus den südfranzösischen Phosphoriten (vergl. Monographie etc. Taf. XIV, Fig. 94 und 95) nimmt Filh ol in seiner Beschreibung keine Rücksicht. Endlich hat Gaudry (Enchainem. 1878, Fig. 118, pag. 97) einen Zahn aus dem unteren Miocän von Villebramar (Lot-et-Garonne) als A. alsaticum abgebildet, einen letzten oberen Molar, der von dem
analogen Zahn des Kiefers von Caylus nicht unerheblich abweicht.
1329. A. silistrense Pentl. (in parte). Bengalen (Pliocän ?) Transact. Geol. Soc. London, Ser. II. Vol, IIl, pag. 393, pl. 45. Geschichte und Synonymik dieser kleinen, im Gesammthabitus an A. drewiceps Trosch. sp. erinnernden, durch ihre weite Verbreitung in den vorderindischen Tertiärablagerungen ausgezeichneten
Beiträge zur Paläontologie Oesterreich-Ungarns. IV, 1. 8
58 Teller. [14]
Art hat erst jüngst Lydekker (Siwalik Selenod. Suina, Mem. Geol. Surv. India, Calcutta 1833, Ser. X, vol. II, Part 5, pag. 149) eingehend erörtert.
1844. A. lembronicum Bravard.
Auvergne. Consider. sur la distribut. des mammiferes du Puy de Döme, pag. 32.
Beruht nach Rütimeyer (1857) und Gervais (1859) aut ungenügenden Materialien und ist seither gänzlich aus der Literatur verschwunden. Kowalevsky (Monogr. etc. pag. 290) machte jedoch darauf aufmerksam, dass sich im British Museum einige Knochen eines sehr grossen Anthracotheriums aus der Auvergne befinden, die nach Allem, was er in Erfahrung bringen konnte, von demselben Individuum stammen, welches Bravard's A. /embronicum zu Grunde gelegen hat. Da sich die genannten Skeletreste auf ein Anthracotherium beziehen, das wie Hippopotamus einen vollständigen tetradactylen Fuss besitzt und somit in eine andere Formengruppe zu verweisen ist, als Cuvier's A. magnum (vergl. den späteren Abschnitt über „die Reste des Körperskeletes von A. zllyrzeum nov. 529): so wird es sehr wahrscheinlich, dass Bravard's A. /emdronicum doch eine specifische
Selbstständigkeit zukommt.
1844. A. choeroides Bravard.
Auvergne. Consid. sur la distr. des mammif. du Puy de Döme, pag. 32.
Gehört, wie das vorhergehende, zu den obsolet gewordenen Arten. Bayle (1355, loc. eit. pag. 939) macht auf einige von Bravard unter diesem Namen an die „Collection du Mus. d’histoire naturelle* eingesandte Reste eines grossen Anthracotheriums aufmerksam, die von Antoing bei Issoire stammen. Dieselben beziehen sich auf einen unteren rechten Incisiv und einen letzten Unterkiefermolar,
Reste, die jedenfalls für sich allein zur Begründung einer neuen Art nicht ausreichen.
1848. A. Cuvieri Pomel.
St. Germain-Lembron: Orle&anais. Note sur le genre Hyopotamus et sur les Anthracotheriums en general. Bibl. Univ. Geneve: Archives des sc. phys. et nat., |° serie, Vol. VIII, pag. 321—326.
Unter diesem Namen wurden die von Blainville (Osteogr. Anthr. pl. III) zu A. magnum gezogenen Anthracotherienreste aus den Sanden von Orleans als selbstständige Art charakterisirt. Dieselbe steht in ihren körperlichen Dimensionen etwa um ein Drittel hinter A. magnum Cuv. zurück. Eine schärfere Begründung hat diese Art jedoch erst durch Gaudry erhalten, welcher hiehergehörige Reste von S. Menoux (Allier) bekannt gemacht hat. Gaudry’s Darstellungen (Bull. Soc. Geol. Fr. 1873—74, pag. 36, pl. II und Enchainem. etc. 1878, pag. 42, Fig. 32) geben ein fast vollständiges Bild von der Bezahnung dieser Art. Das von S. Menoux stammende Schnauzenstück ist zugleich der besterhaltene Rest, den wir bisher von diesem Theile des Anthracotherienschädels überhaupt besitzen.
Wir kommen auf dasselbe im Verlaufe der folgenden Detailbeschreibungen noch ausführlicher zurück.
1850. A. onoideum Gervais.
Orleans. Zoologie et Pal&ontol. franc. I° edit., pag. 96, II* Edit., pag. 190.
Beruht auf denselben Grundlagen, wie Pomel’'s A. Cuvierz, ist also wohl als Synonym zur
vorstehenden Art zu betrachten. Seine Priorität wahrt Pomel im Catalogue methodique etc. pag. 90.
[15] Neue Anthracotherienreste aus Südsteiermark und Dalmatien. 59
1852. A. Sandbergeri H. v. Meyer.
Gusternhain am Westerwalde. Oberoligocän. Neues Jahrb. f. Mineral. Stuttgart 1852, pag. 305.
In den Braunkohlenbildungen des Westerwaldes finden sich neben den Repräsentanten der grossen Anthracotherien noch die Reste einer kleinen Art, für welche H. v. Meyer die vorstehende Bezeichnung in Vorschlag gebracht hat. Das von Rütimeyer nach Ansicht des Originales als eine eigene gute Art erkannte A. Sandbergeri (Vgl. Sandberger, Land- und Süsswasserconchylien der Vorwelt, 1875, pag. 337) entbehrt bis heute einer paläontologischen Begründung noch vollständig.
Nach Rütimeyer (über A. magnum und Aippoideum etc. pag. 5) findet sich dieselbe Artbezeichnung schon einmal in der älteren Literatur vor, und zwar: Proc. Geol. Soc. 1828 als A. Sandbergeri Sedgwick aus Steiermark. An der von Rütimeyer citirten Stelle wird nun zwar des Fundes eines Anthracotheriumkiefers in Sheineck (recte Schönegg im Eibiswalder Braunkohlenrevier) Erwähnung gethan, eine nähere Beschreibung und specifische Benennung desselben fand ich in Sedgwick’s und Murchison's bekannter Arbeit jedoch nicht vor. Ich möchte also vermuthen, dass sich Rütimeyer’s Angabe aut einen im Britischen Museum von ihm eingesehenen Musealnamen bezieht. Jedenfalls ist diese Art, wenn über dieselbe auch thatsächlich irgendwo eine Notiz vorliegen sollte, in der Folge gänzlich aus der Literatur verschwunden, und es bleibt für sie nur jenes Interesse übrig, das sich an die Fundortsangabe knüpft. Dieses A. Sanddergeri Sedgwick wäre bisher der einzige Rest der Gattung, der aus dem Faunengebiete der sogenannten Eibiswalder Schichten, also aus Suess’s erster miocäner Landsäugethierfauna der österreichischen Tertiärablagerungen angeführt werden könnte. Die genannte Fundnotiz steht jedoch so vereinzelt da und stammt zudem aus so
alter Zeit, dass man sie ohne eine neuerliche gewährleistende Bestätigung kaum mehr ernstlich berücksichtigen kann').
1854. A. dalmatinum H. v. Meyer.
Mte. Promina (Dalmatien) Obereocän. Neues Jahrb. f. Mineral, etc. Stuttgart 1854, pag. 47, und Palaeontographica, Cassel, Band IV Lief. II, Taf. XI. Bezüglich dieser Art möge man den die Anthracotherienreste von Mte. Promina behandelnden
Abschnitt der vorliegenden ‘Schrift vergleichen.
1856. A. hippoideum Rütimeyer.
Sandstein von Aarwangen (Schweiz). Heer’s III. Stufe der unteren Süsswassermolasse. Ueber schweizerische Anthracotherien: Verkandl. d. naturf. Ges. in Basel, 1856. III. Heft, pag. 385—403, und über A. magnum und hippoideum: Neue Denkschr. d. allgem. Schweizer. Ges. f. d. ges. Naturw., Zürich 1857, Band XV, pag. ı—32, Taf. I—II.
Die schon im Jahre 1856 in den Verhandlungen der Baseler naturforschenden Gesellschaft
aufgestellte, aber erst 1857 in den schweizerischen Denkschriften ausführlicher begründete Art stützt
1) Zur Beleuchtung der auch in Beziehung auf die paläontologische Bestimmung solcher alter Funde bestehenden Unsicherheit möchte ich hier nur auf die Notiz H. v. Meyer’s (Neues Jahrb. f. Mineral. 1850, pag. 202) hinweisen, wo die alten Musealnamen, Anthracotherium Neostadense und Anthracotherium Vindobonense, beides angeblich geologisch jüngere Anthra- cotherienreste aus dem Wiener Becken, gestrichen werden. Der erstgenannte Rest, der von Schauerleithen bei Wiener-Neustadt stammte, wurde von H. v. Meyer als Dorcatherium Vindobonense, der zweite in den Schottergruben am Belvedere aufgefundene Rest, das A. Vindobonense, als Sus palaeochoerus erkannt. Diese Fälle stehen nicht vereinzelt da; wie aus dem vorliegenden Abschnitte noch zu ersehen ist, haben ja auch die kleineren von Cuvier und Blainville aufgestellten Anthracotherien-Arten : 4A. minimum, A. minutum und A. Gergovianum in der Folge ihre definitive systematische Stellung theils bei den tragulus- artigen Ruminanten, theils bei den Suiden gefunden.
8+
60 Teller. [16] sich auf eine vollständig erhaltene, noch mit allen Zahnelementen ausgerüstete Unterkieferhälfte. Dieselbe lässt auf ein Thier schliessen, das in Bezug auf seine Grösse etwa in der Mitte stand zwischen A. magnum und alsaticum. Die paläotherienartige Ausbildung der Incisivpartie, die scharfen Kanten und Spitzen der Prämolaren, überhaupt die schärfere und zierlichere Ausprägung des Schmelzreliefs der Backenzähne, bedingen im Wesentlichen die Charakteristik dieser Art. Im Jahre 1861 hat Rütimeyer in den Verhandlungen der Baseler naturforschenden Gesellschaft (Beiträge zur miocänen Fauna d. Schweiz, pag. 15) über einen neuen Fund von A. hrppoideum bei Aarwangen berichtet. Derselbe bezieht sich auf einen äusseren rechten oberen Schneidezahn, der, abgesehen von der Grösse, demjenigen vollständig ähnlich ist, welchen Gastaldi loc. cit. Taf. IV und IX) von A. magnum aus Cadibona abbildet. Der übrige Theil der Oberkieferbezahnung ist uns dermalen noch unbekannt.
Mit Rütimeyer’s Art hat Noulet 1878 (Mem. de l’Acad. d. Toulouse, tome X, pag. 52) ein Kieferstück mit wohlerhaltener Incisivbezahnung verglichen, das zu Armissan (Dep. Aude) aufgefunden
wurde. Weitere analoge Vorkommnisse sind bis jetzt nicht bekannt geworden.
1874. A. Valdense Kowalevsky.
Rochette bei Lausanne (Schweiz). Untere Süsswassermolasse, Lignite mit Helix Ramondi (Oberoligocän). Monographie der Gattung Anthracotherium: Palaeontographica, Cassel, Band XXII, 5. Lief., pag. 338,
Die am vollständigsten bekannte Art aus der Gruppe der grossen Anthracotherien, deren Reste den Ausgangs- und Mittelpunkt für die so erfolgreichen Studien Kowalevsky’s über die Osteologie der Gattung gebildet haben. Die specifische Charakteristik des A. Valdense stützt sich im Wesentlichen auf die Merkmale der Incisivbezahnung und auf den abweichenden Bau des letzten Unterkiefermolars, der hinter dem bei allen Anthracotherien zu beobachtenden dritten accessorischen Schlusslobus noch einen kräftigen, talonartigen Höcker trägt, ein Merkmal, das sich bisher bei keiner anderen Art wiedergefunden hat. Die Seitenzehen sind, wie bei A. magnam, in ihrer Länge so stark reducirt, dass sie kaum mehr den Boden erreichen, und auch die mittleren Hauptstützen des Fusses, die Metapodien III und IV, sind relativ kürzer, als bei den anderen grossen Anthracotherien. Ueber den Bau des Schädels besitzen wir nur einige wenige Notizen.
Ueber die Fundpunkte der Anthracotherienreste von Rochette und deren stratigraphische Stellung hat Renevier einige schätzenswerthe Mittheilungen veröftentlicht (Bull. Soc. Vaud. Serie 2, Vol. 16, Nr. 81, pag. 140—148); dieselben sind von einer Reproduction der Taf. X—XII und Taf XV der Monographie Kowalevsky's begleitet.
1877. A. breviceps Trosch. sp.
Rott bei Bonn, Oberoligocän. ©. Böttger: Palaeontographica, Cassel, XXIV. 5, pag. 163—ı73, Fig. 1—7.
Die specifische Benennung dieser wohlcharakterisirten kleinen Art rührt von Troschel her, welcher die ihr zu Grunde liegenden Reste zuerst bekannt gemacht und als Szs dreviceps notirt hatte (Verh. d. naturh. Ver. d. preuss. Rheinl. Bonn 1859, Band ı6, Corresp. Bl. pag. 49). Schon im Jahre ı860 hat jedoch Troschel deren nahe Verwandtschaft mit der Gattung Anthracotherium betont (ebenda Band ı7, Sitzber. pag. 86), mit der sie auch Kowalevsky später vollständig vereinigt hat. Kowalevsky hat sich in seiner Monographie wiederholt auf das kleine Antkracotherium von Rott bezogen (Palaeontographica, Band XXII, Taf. XII, Fig. 68—70 und Fig. 74) und hat sowohl die
wesentlichsten Charaktere der Bezahnung festgestellt, als auch auf Grund der ihm vorliegenden
[17] Neue Anthracotherienreste aus Südsteiermark und Dalmatien. 61
Skeletreste den Nachweis geführt, dass bei dieser Art die Seitenzehen fast die Länge der Hauptzehen erreichen, dass also der Extremitätenbau des A. Öreviceps dem Typus folge, den die grossen Anthracotherien von Bumbach und aus der Auvergne repräsentiren. Unter der voranstehenden binomen Bezeichnung erscheint die Art das erstemal bei Böttger loc. cit, dem wir eine vollständige Darstellung des Gebisses, und zwar der bleibenden Bezahnung sowohl, wie der Milchbezahnung, verdanken, so dass wir diese Art nun als die bestbekannte unter allen kleinen Anthracotherien betrachten können. Die Differentialdiagnose der Art gegen die nächsten Verwandten hat Böttger sehr
gründlich erörtert.
1879. A. Laharpei Renevier.
Rochette bei Lausanne. Bull. Soc. Vaud. d. scienc. nat. Lausanne. 2° serie, vol. XVI, Nr. Sr, pag. 146, pl. VII, Fig. 76.
Die Art bezieht sich auf den von Kowalevsky in seiner Monographie, Taf. XIII, Fig. 76, abgebildeten Oberkieferrest von Rochette, welcher der Tafelerklärung zufolge „einer neuen Species von Anthracotherium mit langen oberen Eckzähnen“ angehört. Noch an einer anderen Stelle dieser Arbeit (pag. 290) hat Kowalevsky auf das interessante Fundstück hingewiesen, das wegen der langen, schlanken, stark geschwungenen Canine, die zunächst an die Eckzähne der Traguliden erinnern, in der That eine besondere Aufmerksamkeit verdient. Renevier (loc. cit.) hat für diesen Rest zum Gedächtniss des um die Conservirung der Anthracotherienfunde von Rochette so hochverdienten
Forschers De la Harpe die specifische Benennung A. Zakarper vorgeschlagen,
1883. A. hyopotamoides Lydekker.
Manchhar rocks (Bhügti hills, Vorderindien). Mem, Geol. Surv. India, Ser. X, Vol. II, Part 5 (Siwalik Selenodont Suina), pag. 154, pl. XXIV, Fig. 2, XXV, Fig. ı und 3,
Eine in ihren körperlichen Dimensionen zwischen A. magnum und A. Cuwieri stehende Art,
die im Bau der oberen Molaren verwandtschaftliche Züge zu Zyopotamus erkennen lässt.
Zur Vervollständigung der vorstehenden Uebersicht mögen hier noch einige Bemerkungen über die ehedem zu Anthracotherium gestellten, nun in andere Gattungen einzureihenden Formen:
A. mimmum, velaunum, gergovianum und minutum Platz finden.
[1822. A. minimum Cuv.]
Ossem. foss. etc. tom. III, pag. 404.
Gegründet aut ein linkes Unterkieferfragment von Hautevigne (Lot-et-Garonne) mit den drei hinteren Backzähnen, deren Gestalt schon H. v. Meyer (Fossile Zähne von Georgensgmünd, 1834, pag. 60) „an die analogen Zähne des schweinsartigen Thieres von Georgensgmünd (eines Zyotherzium) erinnern“. Gervais (Zool. et Paleont. fr. 1859, 2 &d. pag. 187) und Pictet (Traite de Paleont. pag. 327) ziehen diese Art zu Choeromorus (= Choerothertum Lartet), während Rütimeyer (18571. c. pag. 7 und 9) die Cuvier’sche Bestimmung aufrecht erhält. Kowalevsky spricht sich dagegen neuerdings (Monogr. etc. pag. 254 und 261) wieder mit grosser Entschiedenheit für die Zugehörigkeit des A. mznzmum zu Choerotherium aus und begründet zugleich schärfer die generische Selbstständigkeit dieser Gattung gegenüber Peters, Gervais und Fraas, welche eine Vereinigung derselben mit Palaeochoerus, resp. Zyotherium anstrebten.
62 Teller. [18]
Ebenso fallen die Reste von Cadibona, welche Blainville (Osteogr. pag. 136) im Anschlusse an die Beschreibung von A. minimum Cuv. erwähnt, und die von Gastaldi später (1858) ausführ- licher besprochen wurden, in den Formenkreis der echten Suiden. Einer dieser Reste, ein wohlerhaltener Unterkiefer (Gastaldi, Cenni etc. Tav. VIII, Fig. ı—7) ist nach Peters (Denkschr. d. kais. Akad. d. Wiss. Wien 1868, pag. 8, Fussnote) ein wahres Ayotherium, — das zweite Unterkieferfragment von Cadibona (Gastaldi 1. c. Tav. VIII, Fig. 8—-ı0) wurde schon von Pomel (Bibl. Univ. Geneve: Archiv. 1848, tome VIII, pag. 160) als ein echter Suide erkannt und als Szs Zeptodon beschrieben.
[1824. A. Velaunum Cuv.]
Ossem. foss. etc. Tom. V, part. 2, pag. 506.
Die von Cuvier als „Anthracotherium de Puy en Welais“ beschriebenen Zähne aus den Süsswasserablagerungen der Auvergne erscheinen unter der vorstehenden binomen Bezeichnung erst im Jahre 1832 in H. v. Meyer’s Palaeologica (Fossile Zähne von Georgensmünd, pag. 82). Blainville (Osteogr. fasc. XXI, pl. ı) hat diesen Namen für die von ihm beschriebenen, vollständiger erhaltenen Reste von derselben Localität beibehalten. Im Jahre 1847 haben Pomel und Owen fast gleichzeitig die Nothwendigkeit erkannt, die genannte Form von Antkracotherium abzutrennen. Pomel (Juni 1847, Bibl. Univ. Geneve: Archives etc. tom. VII) errichtete hiefür die neue Gattung Ancodus, Owen . (Novemb. 1847, Quarterl. Journ. Geol. Soc. London, vol. IV, part I, pag. 103 ff.) in seiner für die Systematik der fossilen Ungulaten so wichtigen Arbeit „on the extinct Anthracotherioid quadrupeds“ die Gattung Zyopotamus, die sich rasch in die paläontologische Literatur einbürgerte, während Pomel’s Gattung Ancodus bald der Vergessenheit anheimfiel. Erst Filhol hat 1882 wieder aut Pomel’s Gattungsnamen zurückgegriffen, welche nach den vorstehenden Citaten allerdings formell die Priorität besitzt. Ueber Östeologie und Bezahnung der nun als Ancodus, resp. Hyopotamus Velaunus zu bezeichnenden Art besitzen wir eingehende Schilderungen von Ko walevsky (On the OÖsteology ot the Hyopotamidae, Phil. Transact. Roy. Soc. London 1874, Vol. 163) und Filhol (Mammif. foss. d. Ronzon, Ann. d. scienc. g&ol. Paris 1332, Tome XII).
Das auf dieselben Reste gegründete Genus Dotkrzodon Aymard (1348, Ann. Soc. Agric. du Puy)
ist als Synonym zu Ancodus Pom. zu betrachten.
[18S41. A. Gergovianum Blainville.] Osteographie fasc. XXI, pl. 3.
Die aus dem Süsswasserkalke von Ivoine bei Issoire (Puy de Döme) stammende Art, welche Pomel als Drachygnathus und Synaphodus, Croizet und Jobert als Cyclognathus aufgeführt haben, vereinigt Gervais (Zool. et Pal&ont. frang. 1848—1852) und nach ihm Pictet (Trait@ de Paleont. 1853, pag. 327) mit Palaeochoerus Pomel (= Hyothkerium H.v.Meyer). Dieser Anschauung pflichtet auch Rütimeyer (1857, loc. cit. pag. 7) bei. Man vergleiche hierüber ausserdem Peters, Wirbel- thiere von Eibiswald (Denkschr. d. kais. Akad. d. Wiss. Wien 1868, pag. 8).
[1841. A. minutum Blainville.] Osteographie fasc. XXI, pl. 3.
Bei der Darstellung der Geschichte dieser Art kommen ebenso, wie bei A. minimum Cuv. Originalmaterialien von zwei verschiedenen Localitäten, und zwar aus der Auvergne und von Cadibona
in Betracht. Die von Blainville als Anzkracotherium minutum beschriebenen Reste aus der Auvergne
[19] Neue Anthracotherienreste aus Südsteiermark und Dalmatien. 63
wurden im Jahre 1848 von Aymard (Ann. Soc. Agric. du Puy, tom.‘ XII, pag. 247) zu Amphitragulus, einem kleinen, den Moschiden zunächst verwandten Wiederkäuer gestellt und zwar als Ampr. communis, eine Anschauung, welcher auch Pictet (1853) und Gervais (1859) folgen. Im Jahre 1855 hat Aymard sodann in der oben citirten Zeitschrift aus der Gruppe der Amphitraguliden eine neue generische Form ausgeschieden, für welche er den Namen Gelocus aufstellte. Die Selbstständigkeit dieser neuen Gattung wurde von verschiedenen Paläontologen (Pomel, Pictet etc.) in Zweifel gezogen und erst im Jahre 1877 durch Kowalevsky’s bekannte Untersuchungen über die Östeologie des Gelocus Aymardı (Palaeontographica, Cassel, XXIV, pag. 145) schärfer begründet. Nach Filhol (Mammiferes de Ronzon. Ann. scienc. geol. Paris 1882, tom. XII, pag. 240) beziehen sich nun die von Blainville als A. minutum beschriebenen Reste aus der Auvergne auf jenen Formenkreis, den Aymard von den Amphitraguliden als Ge/ocus abgetrennt hat. Anthracothertum minutum Blainv. und Amphitragulus commaunts Aymard in parte wären sonach als Synonyma zu Gelocus communis Aym. zu betrachten.
Die Kieferstücke von Cadibona, welche Gastaldi (1858, Cenni etc.) auf Blainville's A. minutum bezieht, wurden schon im Jahre 1845 von Pomel (Bull. Soc. Geol. Fr. 1845, 2° serie, tome III, pag. 56) als Reste eines kleinen Ruminanten bezeichnet, der sich zunächst an Cervzs und Moschus anschliesst. Gastaldi hat dieselben im Anschlusse an diese Deutung als Amphitragulus
communis Aym. beschrieben (1858, Cenni etc., Tav. X, Fig. 1—8).
I. Die Anthracotherienreste von Trifail und Sagor.
Anthracotherium illyricum nov. Spec.
Die Fundstätte der hier zu besprechenden Fossilreste bilden die Braunkohlenlager, welche im Grenzgebiete von Südsteiermark und Krain in mehreren, nur durch schmale Bergrücken getrennten Thälern, die oberhalb Steinbrück von Nord her in die Save münden, aufgeschlossen sind. Obwohl diese Braunkohlenbildungen schon seit geraumer Zeit Gegenstand bergmännischer Unternehmungen sind, die sich gegenwärtig um die Localitäten Trifail, Sagor und Hrastnigg concentriren, ist das Vorkommen von Resten der Gattung Anzhracotherium hier doch erst in jüngerer Zeit bekannt geworden. Den ersten Fundbericht hat Stur in den Verhandlungen der geologischen Reichsanstalt im Jahre 1871 veröffentlicht (loc. cit. pag. 155), an den sich in der Folge rasch einige weitere Notizen anschlossen '). Die Funde stammen durchwegs aus der Kohle, und zwar theils aus dem Trifailer Kohlenwerke, wo der Tagbau I die reichste Ausbeute ergab, theils aus der sogenannten Kissouzer Mulde des Werkes Sagor. Ausser den sehr zahlreichen Resten der Gattung Antkracotherium, die, soweit unsere Materialien heute reichen, ausnahmslos einer und derselben Art zugezählt werden müssen, ist bisher nur ein einziger, auf ein anderes Säugergeschlecht bezüglicher Fund bekannt geworden. Es sind das Zähne von Anchitherium aurelianense Cuv. sp., über welche Stur in seiner obencitirten ersten Fundnotiz berichtet. Hörnes hat dieses Vorkommen später wieder in Zweifel gezogen (Jahrb. geol. Reichsanst.
1876, pag. 232), die Fundstücke selbst sind seither gänzlich verschollen ®). Die Kohlenlager von Trifail
1) D. Stur: Geologie d. Steiermark, 1871, pag. 540 u. 546, und Verhandl. d. geol. Reichsanst. 1874, pag. 390, ferner R. Hörnes: Verhandl. d. geol. Reichsanst. 1875, pag. 310.
2) Aus den Ligniten von Liboje (Buchberger Becker, WSW von Cillik, ONO von Trifail), welche in dasselbe geolo- gische Niveau fallen, wie die Kohlenlager von Trifail-Sagor, hat mir Herr Bergrath E. Riedl einen isolirten unteren Eckzahn mitgetheilt, den ich- auf einen Hyotherium-artigen Suiden beziehen möchte. Der genannte Rest, der für eine nähere Bestimmung leider nicht ausreicht, befindet sich gegenwärtig in dem Museum von Gilli.
64 Teller. [20]
sind nach der übereinstimmenden Ansicht aller Autoren, die sich in neuerer Zeit mit der Stratigraphie der südsteierischen Tertiärbildungen beschäftigt haben, dem Aquitanien Meyer’s, resp. dem Öber- oligocän Beyrich’s und Sandberger'’s gleichzustellen, fallen also in die Hauptzone der verticalen Verbreitung unserer Gattung. In Bezug auf die weiteren, hier etwa interessirenden geologischen Daten verweise ich auf die trefflichen Detailstudien über das Trifailer Kohlenrevier, welche Herr Dr. A.. Bittner soeben im Jahrbuche der geologischen Reichsanstalt (Wien 1884, Band XXXIV) veröffentlicht.
Im Folgenden sollen zuerst die osteologischen Details des Schädels, sodann die Bezahnung und endlich die uns vorliegenden spärlichen Reste des Körperskeletes besprochen werden. In einem vierten Abschnitt findet sich sodann eine kurze Uebersicht über die wesentlichsten Schlussergebnisse,
insoweit dieselben auf die systematische Stellung der Trifailer Reste Bezug haben.
4A. Der Schädel.
Ueber den Bau des Schädels der grossen Anthracotherien sind unsere Kenntnisse noch ausserordentlich lückenhaft. Auch die reichsten Fundorte, Cadibona und Rochette, haben in dieser Hinsicht nur spärliches Material geliefert. Die zumeist aus der Kohle stammenden Reste wurden unter dem gewaltigen Drucke der auflastenden Massen jüngerer Schichtgesteine so bedeutend deformirt, dass sie zumeist für eine eingehende, vergleichend anatomische Behandlung völlig unzureichend erscheinen. Die relativ vollständigsten unter den bisher bekannt gewordenen Schädelstücken sind jene des A. Valdense Kow. von Rochette, über welche wir Kowalevsky einige werthvolle Mittheilungen verdanken. (Vergl. Monographie ‘etc. pag. 334.) Es sind das zugleich die einzigen verlässlichen Daten, welche wir bisher über den Bau des Antkracotherium-Schädels überhaupt besitzen.
Nach Kowalevsky’s Ausführungen lassen die plattgedrückten Schädel von Rochette noch mit Sicherheit auf eine geringe Schädelhöhe schliessen. Eine Erhebung in der Parieto-Occipital-Region von der Art, wie sie die Schädel der recenten Suiden darbieten, war jedenfalls nicht vorhanden. Der ganze Hintertheil des Schädels ist von einer stark hervorragenden Parietalcrista eingenommen, ein allen miocänen Paarhufern gemeinsames Merkmal, das seine höchste Entwicklung bei den Hyopotamen findet. Mit diesen zeigt der Antkracotherium-Schädel überhaupt sehr viel Ueberein- stimmung; doch ist er nicht in eine dünne Schnauze ausgezogen, sondern behielt, nach dem wohlerhaltenen Zwischenkiefer zu schliessen, eine viel grössere Höhe und Breite bis zum vorderen Incisivrande, An einem der Schädelstücke von Rochette beobachtete endlich Kowalevsky, dass die Jochfortsätze der Schläfenbeine beiderseits gerade nach aussen abgehen, so dass die Gelenkfläche für den Unterkiefercondylus fast rechtwinkelig zur longitudinalen Axe des Schädels steht. Die Lage der Incisura palatina konnte nicht ermittelt werden. Die Orbita war sicher nicht geschlossen. Die Messungen, welche Kowalevsky für ein die Charakteristik der einzelnen Arten behandelndes Capitel reservirt, kamen, wie dieser Abschnitt selbst, leider nicht zur Veröffentlichung.
Der in der Kohle von Trifail aufgefundene nahezu vollständige Schädel zeigt hinsichtlich seiner Erhaltung dieselben Mängel, wie die von Kowalevsky besprochenen Reste von Rochette. Das Cranium ist, von oben gesehen, so stark niedergedrückt, dass der Scheitel und die Hinterhaupts- condyli fast in einer Ebene liegen. Frontale und Maxillare verfliessen in eine einzige breite, in der Mitte flach aufgewölbte Platte, welche beiderseits über die Orbita, aut der rechten Seite in Folge
einer leichten seitlichen Verschiebung zugleich über die Backzahnreihe übergreift. Das Nasale und
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die rechte Zwischenkieferhälfte sind relativ am besten erhalten, das Os ineisivum der linken Seite ist dagegen vollständig plattgedrückt und zu einer unförmlichen Masse verzerrt. Von einer befriedigenden Schilderung der Gesammtgestalt des Schädels auf Grund der zwischen Längen-, Höhen- und QOuer- durchmessern bestehenden Relationen kann bei einem derartigen Erhaltungszustande selbstverständlich nicht die Rede sein; wir wagen uns in dieser Beziehung nicht sehr weit über die Andeutungen und Vermuthungen hinaus, welche Kowalevsky an diesen Gegenstand geknüpft hat.
In Bezug auf osteologische Details dagegen gibt uns der vorliegende Rest zu einigen neuen Beobachtungen Gelegenheit, und ich hielt daher eine eingehendere Schilderung desselben nicht für über- flüssig. Zur Erläuterung der folgenden Detailbeschreibungen wurde neben der auf Taf. XI |I] gegebenen Darstellung der Schädelbasis mit ihrer Bezahnung in einer Textskizze auch die Scheitelansicht zur Anschauung gebracht (vergl. pag. 66). Es erschien dies umso wünschenswerther, als wir von keinem
der bisher gefundenen Anthracotherienschädel eine Abbildung besitzen.
a) Scheitelansicht (vergl. Zinkotypie auf pag. 66).
Wie an den Materialien von Rochette erkennt man auch an unserem Reste, trotz der ungünstigen Erhaltung, auf den ersten Blick, dass der Schädel im Verhältniss zu seiner Länge nur eine geringe Höhe besass, welche etwas hinter der Frontoparietal-Grenze, an der Vereinigung der Schläfenkämme, culminirte. Er unterscheidet sich hierin wesentlich von den Schädeln der so häufig zum Vergleich mit Anthracotherium herbeigezogenen Suiden, am auffallendsten von jenen ihrer recenten Repräsentanten, bei denen der grösste Verticaldurchmesser bekanntlich durch den Scheitel- punkt des Oceipitale hindurchgeht, schliesst sich dagegen enger an die auch in der Bezahnung zunächst verwandten Hyopotamen an, mit deren Schädelbau uns erst jüngst FilhoPs!) Untersuchungen über die Fauna von Ronzon näher bekannt gemacht haben. Die geringe Scheitelhöhe bei ausgesprochenem Langbau des Gesammtschädels bildet neben den Zahncharakteren den bemerkenswerthesten Vergleichs- punkt zwischen beiden Gattungen.
Die volle Länge des Schädels vom Occiput bis zum Alveolarrande der mittleren Incisiven beträgt 0'505 m?). Hievon entfällt nur etwa !/, auf das Cranium, das somit im Verhältniss zum Gesichtsschädel auffallend kurz erscheint, Für die Breitendimensionen lassen sich bei dem vorliegenden Erhaltungszustande keine bestimmten Werthe ermitteln. Das Cranium zeigt auch in dieser Beziehung im Vergleich zum Gesichtsschädel eine kümmerliche Entwicklung, so dass wir allen Grund haben, der Gehirnkapsel nur ein sehr geringes Volumen zuzusprechen. Dagegen ist der Gesichtsschädel, ungeachtet seiner bedeutenden Länge, von ungemein kräftigem und gedrungenem Bau. Es gilt dies insbesondere für die unmittelbar an den Jochbogen sich anschliessenden Abschnitte des Maxillare, die Träger der mächtigen Oberkiefermolaren. Der Schädel ist hier von breit ovalem Umriss, der sich nach vorn ziemlich rasch verschmälert. In der Gegend der vordersten Prämolaren setzt eine deutlich erkennbare Einschnürung ein; sie bezeichnet die Grenze gegen die sich abermals leicht verbreiternde Schnauzenpartie. So viel über den Gesammtumriss des Schädels.
Von den in der Scheitelansicht wahrnehmbaren Details sind in erster Linie die kräftigen Frontoparietal-Kämme hervorzuheben, die vom Orbitalrande des Stirnbeines beiderseits in ffachem Bogen
zur Mittellinie des Schädels verlaufen, um sich hier zu einer kurzen Sagittalcrista zu vereinigen. Sie
1) Mammiferes fossiles de Ronzon, Ann. d. scienc, g&ol. 1882, Tome XII (Ancodus: pag. 85— 190). ?2) Die Masszahlen beziehen sich durchwegs auf metrisches System,
Beiträge zur Paläontologie Oesterreich-Ungarns. 1V, 1, 9
I
Fig. I.
Orbita.
Foramen supraorbitale. Foramen infraorbitale. Alveole des |, Incisivs, II. Incisiv.
III. Incisiv.
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heben sich als breit aufgewulstete Leisten deutlich aus dem abgeflachten Scheitel des Stirnbeines heraus, und zwar umso schärfer, je mehr sie sich der medianen Schädelnaht nähern, wo sie kurz vor ihrer Vereinigung eine seichte Depression von der Gestalt eines umgekehrten V zwischen sich einschliessen. Der Vereinigungspunkt ist sehr weit nach hinten gerückt, er liegt hinter der Abschnürung des Craniums vom Gesichtsschädel, jedenfalls schon im Bereiche der Parietalia. Die Sagittalcrista erscheint hiedurch ausserordentlich verkürzt; sie misst in ihrer Längsausdehnung kaum !/, der Gesammtlänge des Schädels. Das Missverhältniss, das bezüglich der Längendimensionen zwischen Cranium und Gesichtsschädel besteht, kommt hiedurch in der Scheitelansicht besonders scharf zum Ausdruck. Der Sagittalkamm ist nur in seiner vorderen Hälfte erhalten. Er bildet hier eine horizontal abgeflachte, 0'008 m breite Knochenkante, die sich nicht sehr hoch über das Scheitelniveau erhebt. Hart an dem Occipitalrande scheint sich die Crista in zwei Aeste zu spalten, welche den äusseren Rändern der Hinterhauptsschuppe entlang zur Mastoidalregion herabziehen. Der aufgewulstete Rand, mit dem die rechte Schädelhälfte nach hinten abschliesst, weist deutlich auf die Existenz derartiger schärfer markirter Occipitalkämme hin.
Das Stirnbein ist weder gegen die Parietalia, noch gegen Oberkiefer- und Nasenbein mit wünschenswerther Schärfe abzugrenzen. Doch gewinnt man nach der ganzen Gestaltung dieser Schädelpartie den Eindruck, dass seine Breitendimensionen jene der Länge bedeutend überwiegen. Der Querabstand der Örbitalfortsätze des Stirnbeines, der zugleich die grösste Stirnbreite bezeichnet, beträgt 0'260 m; die grösste Längsausdehnung des Frontale dürfte dagegen kaum über o'mo m hinausgehen. Trägt man nun auch den Deformationen, welche dieser Theil des Schädels durch den in verticaler Richtung wirkenden Druck erlitten hat, und die offenbar eine künstliche Verbreiterung der Stirnplatte zur Folge haben mussten, in weitgehendstem Masse Rechnung, so ergibt sich immer noch ein bedeutender Ueberschuss zu Gunsten der queren Dimensionen; die grösste Stirnbreite beträgt jedenfalls mehr als das Doppelte der Ausdehnung, welche das Stirnbein in sagittaler Richtung besitzt.
Die Foramina supraorbitalia sind der medianen Schädelnaht ausserordentlich nahe gerückt. Der gegenseitige Abstand ihrer Innenränder misst 0'032 m, ihre Entfernung von der Vereinigungsstelle der Schläfenkämme 0'085 m.
Die Oberkieferregion ist, wie schon oben erwähnt, von auffallend kräftiger Anlage; sie lässt auch in dem gegenwärtigen Erhaltungszustande noch erkennen, dass sie hinsichtlich ihrer verticalen Durchmesser nur wenig hinter der Scheitelhöhe des Craniums zurückstand, ein Verhältniss, auf welches schon Kowalevsky nach den Schädeln von Rochette aufmerksam gemacht hat. Das geräumige Foramen infraorbitale mündet oberhalb 7.
Das deutlich paarige Nasale ist in seinem vorderen Abschnitt durch eine gut erkennbare Naht vom Maxillare getrennt. Als eine ebene Knochenplatte von nahezu gleichbleibender Breite die langgestreckte Nasenhöhle bedeckend, erinnert dasselbe zunächst an das Nasale der Suiden. Die mittlere Breite beträgt 0'045 m, die Länge ist entsprechend der bedeutenden Längsentwicklung des Gesichtsschädels einerseits und der auffallenden Kürze des Frontale andererseits eine sehr beträcht- liche, dieselbe lässt sich, allerdings nur annäherungsweise, mit 0'210 m bestimmen. Ueber Stellung und Umriss der vorderen Nasenöffnung ist nichts Genaueres zu ermitteln.
Von den Zwischenkieferhälften ist jene der rechten Seite relativ günstig erhalten. Der aufsteigende Ast ist kurz und greift jedenfalls nicht so weit zwischen Nasale und Maxillare zurück, wie bei den Suiden. Im Verhältniss zur Gesammtlänge, die nicht viel über 0'100 hinausgehen dürfte,
ist der Zwischenkiefer sehr breit und besonders in seinem vorderen Abschnitte von massigem,
*
9
68 Teller. [24]
gedrungenen Bau. Die grösste Breite liegt in der Gegend des Hinterrandes von z, (annähernd 0'070 m). Der Gesammtumriss des Zwischenkiefers, wie ihn Fig. ı auf pag. 66 in seinem Verhältnisse zum Gesichtsschädel recht deutlich zur Anschauung bringt, berechtigt uns im Zusammenhange mit der schon oben berührten Einschnürung in der Gegend des Foram. infraorbitale (bei /,) und der Beschaffenheit der mächtigen, breitflügeligen Incisiven zu der Annahme, dass der Kopf nach vorne mit einer merklich verbreiterten, stumpf abgerundeten, wohl mit wulstigen Lippen bedeckten Schnauze abschloss.
Die Orbita war, wie schon Kowalevsky an den Schädeln von Rochette constatirte, nicht geschlossen. Die stumpfen Postorbitalfortsätze am Stirn- und Jochbein reichen nicht sehr weit in die vereinigte Augen-Schläfenhöhle hinein. Ueber die Gestalt der Orbita lässt sich nichts beobachten, Der Augenhöhlenrand des Frontale liegt in Folge der Depression des Schädeldaches unmittelbar auf dem Jochfortsatz des Maxillare auf, so dass die Lage der Orbita nur mehr durch einen schmalen Spalt markirt wird. An der rechten Schädelseite ist diese Orbitalspalte deutlich sichtbar, ihr vorderes Ende, das zugleich den Vorderrand der Orbita bezeichnet, fällt in den durch die vordere Aussenpyramide des letzten Oberkiefermolars hindurchgehenden Quer-(Frontal-)Durchmesser.
Der Jochbogen ist von kräftiger Anlage, im Bereiche des squamosalen Fortsatzes sehr breit (0'080 m) und flächig entwickelt, in der Mittelregion, dem eigentlichen Jugale, schmal, mit kantigem Querschnitt, im vordersten, maxillaren Theil gleichfalls schlank, aber von mehr rundlichem Umriss. Der Jochfortsatz der Squama ist, vom Scheitel aus gesehen, schief nach vorn und aussen gerichtet und schliesst mit der longitudinalen Axe des Schädels einen Winkel von ca. 50° ein. Wo der äussere Rand des Jochbogens den Maximalabstand von der medianen Schädelnaht erreicht (0'205 m), biegt er fast mit rechtwinkeliger Knickung in die Richtung des vom Öberkiefer nach hinten und aussen verlaufenden Jochfortsatzes um. Die Knickung fällt genau in die durch die Foramina supraorbitalia hindurchgehende Transversale. Es ist von vornherein klar, dass das Bild, welches die Jochregion an dem stark deformirten Schädel gegenwärtig darbietet, nicht mehr vollständig den natürlichen Verhältnissen entspricht. Nach Allem, was man über die Art und Richtung der hier durch künstlichen Druck bewirkten Veränderungen beobachten kann, ist es sehr wahrscheinlich, dass der Jochfortsatz der Squama ursprünglich weniger schief zur Schädelaxe stand, sondern wohl in einem mehr einem Rechten sich annähernden Winkel nach aussen abging. Die Beugekante des Jochbogens würde hiedurch weiter nach rückwärts verlegt werden; ihre Knickung war vielleicht weniger scharfwinkelig, als sie jetzt in unseren Figuren erscheint. Das gleichmässige Oval, in welchem die Jochbögen bei A. dalmatinum und Zyopotamus das Cranium umspannen, war jedoch keinesfalls vorhanden.
Aus den auf die Scheitelansicht bezüglichen Beobachtungen sind als die wichtigsten, die Charakteristik des Anthracotherium-Schädels bedingenden Merkmale hervorzuheben: Die im Verhältniss zur Länge und Breite des Gesichtsschädels geradezu kümmerliche Entwicklung des Craniums, — die geringen Werthe für die verticalen Durchmesser, die für beide Abschnitte des Schädels nahezu
gleichbleibend auf ein Längsprofil mit fast horizontaler, erst in der Schnauzenregion absteigender
Scheitellinie schliessen lassen, — die auffallende Kürze der Sagittalcrista, — die gerade nach aussen abgehenden Schläfenkämme, — die Knickung der Jochbögen, — die grosse Stirnbreite bei relativ geringer Längsausdehnung der Frontalia, — die bedeutende Länge der Nasalia, — und zum Schlusse
endlich der Bau des Os incisivum, der auf die Bildung einer breiten, stumpfen, in der Gegend der vordersten Prämolaren vom Gesichtsschädel sich absetzenden Schnauze hinweist. Schon auf Grund dieser Merkmale erkennt man, dass die Gattung Anthracotherium einen
aberranten und, wie der Vergleich mit anderen eocänen und miocänen Paridigitaten lehrt, nahezu
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vollständig isolirten Typus darstellt. Auch die Hyopotamen (bezw. Ancodus Pom.), welche in der Bezahnung, insbesondere im Baue der Molaren, eine nähere Verwandtschaft mit Antkracotherium nicht verkennen lassen, zeigen im Schädelbau mit diesem nur wenig Uebereinstimmung. Die geringe an der Frontoparietal-Grenze culminirende Scheitelhöhe bildet in dieser Beziehung den einzigen Vergleichspunkt zwischen beiden Gattungen. Im Uebrigen differiren sie in allen wesentlichen Punkten. So besitzt, um nur Einiges hervorzuheben, das Cranium von Ancodus') in directem Gegensatze zu unseren Beobachtungen über Anthracotherium einen ausgesprochenen Langbau und zeigt dem- entsprechend ganz andere Verhältnisse in Bezug auf die Anlage des Schläfen-Scheitelkammes; die Jochbögen verfliessen mit gleichmässiger Rundung in das Schädeloval; in der Frontalregion stehen Längs- und Querdurchmesser in normalem Verhältnisse; der Gesichtsschädel endlich erhält durch die lang gestreckte, schnabelartig ausgezogene Schnauzenpartie ein eigenthümliches, nicht nur von Anthracotherium, sondern zugleich von allen übrigen Ungulaten verschiedenes Gepräge. Bemerkenswerth sind die Analogien, welche der Anthracotherium-Schädel in der Scheitelansicht zu jenem von Zeppopotamus zeigt. Das flache Scheitelprofil, das auffallend kurze Cranium mit der kurzen Sagittalcrista und den gerade nach aussen abgehenden Frontalkämmen, die winkelig geknickten, kräftigen Jochbögen, die abnorme Stirnbreite bei geringer Längsausdehnung des Stirnbeins, die breite Anlage der Oberkieferregion, die langgestreckten Nasalia und endlich die Verbreiterung des Gesichts- schädels in der Incisivregion sind Merkmale, die wir in derselben Combination nur bei Zrppopotamus wiederfinden. Einzelne dieser Charaktere, so insbesondere die Einschnürung des Gesichtsschädels in der Gegend der vorderen Prämolaren und die mit den Alveolen der mächtigen Eckzähne beginnende Verbreiterung der Schnauze, treten uns an dem ZHippopotamus-Schädel allerdings in einem solchen Grade der Entwicklung entgegen, dass es vielleicht gewagt erscheint, dieselben zu den gleichzeitig ins Auge gefassten Eigenthümlichkeiten des Anthracotherium-Schädels überhaupt noch in Beziehung zu bringen; trotzdem wird man sich bei der Vergleichung eines //rppopotamus-Schädels mit der auf pag. 66 gegebenen Scheitelansicht der Ueberzeugung nicht verschliessen können, dass die den Gesammthabitus des Schädels bedingenden Factoren bei beiden Gattungen im Wesentlichen dieselben sind. Es braucht wohl nicht besonders betont zu werden, dass hier nicht von verwandtschaftlichen Relationen, sondern lediglich nur von morphologischen Analogien die Rede sein kann, die von demselben Gesichtspunkte aus zu betrachten sind, wie die Beziehungen, welche nach Kowalevsky’'s Beobachtungen rücksichtlich einzelner Theile des Körperskeletes zwischen beiden Gattungen bestehen ?). Zur Ergänzung der im Vorstehenden gegebenen Details sollen hier noch einige auf die Scheitelansicht bezügliche Masse Platz finden. Gesammtlänge des Schädels vom Alveolarrande des I. Incisivs bis zum Scheitelpunkt
ÜIE SU) CEST ee ae enge ieh er re LONEO, IH
!) Ueber die Synonymik von Ancodus und Hyopotamus möge man Filhol’s Erörterungen (Mammif. d. Ronzon, loc. cit. pag. 85) vergleichen. Pomel’s Gattungsname Ancodus hat entschieden die Priorität. Die Owen’sche Bezeichnung Hyopotamus hat sich jedoch so in die paläontologische Literatur eingebürgert, dass man nur ungern auf den so lange Zeit als obsolet betrachteten Pomel’schen Gattungsnamen zurückgreift. In der folgenden Darstellung habe ich die Bezeichnung Ancodus nur dort verwendet, wo ich durch den Namen selbst schon die Beziehung auf Filhol’s Untersuchungen über die Schädelreste von Puy ausdrücken wollte.
?) Von besonderem Interesse sind in dieser Hinsicht die Bemerkungen, welche Kowalevsky an den Vergleich des Femur von Anthracotherium mit jenem von Hippopotamus knüpft (loc. cit. pag. 295); es sei gestattet, dieselben hier dem Wort- laute nach wiederzugeben: ‚Im Ganzen gleicht dieser Femur des grossen Anthracotherium unter den recenten Thieren am meisten dem des Hippopotamus, bei welchem dieser Knochen so auffallend dünn und schlank ist, dass man oft bei Betrachtung eines Hippopotamus-Skeletes meinen möchte, er stamme von einem anderen, kleineren Individuum her; die Tibia im Gegen- theile ist kurz und dick. — Die Dünne des Femurs bei Hippopotamus hängt offenbar hauptsächlich davon ab, dass dieses Thier
70 Teller. [26]
Vom Alveolarrande des I. Incısivs bis zum Foram. infraorbitale . . . . .2 „nn o.ı70o m a s a s ee Eoramssupraorbitalegee ger I HORSE 5 N ARTE: a ,„ zur Vereinigung der Schläfenkämme . . . . 0425 ,
Von der Vereinigung der Schläfenkämme bis zum Scheitelpunkt des Occipitale . . 0'080 „
Vom Foram. supraorbitale bis zum Scheitelpunkt des Oceipitale . . . ». ...2....0'150 „
Von der Vereinigung der Schläfenkämme bis zum For. supraorbitale RT S s R R : , „ Infraorbitale . BuNlae nah Ko2zo
Abstand zwischen Foramen infraorbitale und For. supraorbitale derselben Schädelhälfte 0'160 Querabstand der Aussenränder der beiden For. supraorbitalia
TTS Geradliniger Abstand zwischen den Orbitalfortsätzen des Stirnbeins und der Vereinigung derstschläfenkämmer nen 5 BE We Ne OT
b) Basalansicht (vergl. Taf. XI [TI], Fig. ı).
©
Obwohl sich der Erhaltungszustand des Schädels in Bezug auf die Unterseite im grossen Ganzen noch ungünstiger gestaltet als in der Scheitelansicht, können wir uns doch auch hier noch
über einige Details unterrichten, deren Mittheilung vielleicht für spätere vergleichende Studien nicht ohne Interesse sein dürfte.
Relativ am günstigsten erhalten ist die durch die mächtige _Zahnumwallung geschützte Gaumenplatte. Sie besitzt entsprechend dem schwach bogigen Verlauf der Backzahnreihen den bekannten, flachovalen Umriss, der jedoch in Folge des Ausfalles von 7z, der rechten Kieferhälfte und der durch das Nachrücken der hinteren Molaren bedingten Veränderungen im Gesammtbilde nur undeutlich zum Ausdrucke gelangt. Der Querabstand zwischen den beiden vordersten Prämolaren (ca. 0'045 m) und jener zwischen den vorderen Innenpyramiden der letzten Molaren (0'070 m) bezeichnen Minimum und Maximum der Gaumenbreite. Der erstere markirt zugleich als leichte Einschnürung die Grenze zwischen dem langgestreckten, nach vorn etwas verbreiterten Schnauzentheil und dem auf die Backzahnreihen entfallenden Abschnitt des harten Gaumens. Die das Palatum constituirenden Knochenplatten erheben sich an ihrer Berührungsgrenze entlang der medianen Gaumennaht zu einer scharfen Leiste, welche uns für die Basalansicht eine gute Orientirungslinie
bietet, ebenso wie die mediane Scheitelnaht in der Scheitelansicht.
Das Foramen ineisivum und das Foramen palatinum posterius sind wohl erhalten. Das erstere mündet als ein langgezogener Spalt nach innen von 2, und z,, das letztere in der Transversale des mittleren Querthales von »7,. Das Foramen palatinum posterius ist somit auffallend weit nach vorn. gerückt und lässt auf eine ansehnliche Längsentwicklung der pars palatina des Gaumenbeins schliessen.
Es läuft nach vorn in einen breiten, rasch sich ausflachenden Canal aus.
ein fast ausschliesslich amphibienartiges Leben führt, und seine Beine nicht genöthigt sind, beständig die ganz ungeheure Last des grossen Körpers zu tragen, da er ja im Wasser bedeutend von seinem Gesammtgewichte verliert. Es scheint mir sehr wahr- scheinlich zu sein, dass die grossen Anthracotherien dieselbe Stelle unter den selenodonten Paarhufern einst eingenommen haben, welche der recente Hippopotamus unter den Suiden vertritt. Seine grossen Eckzähne und mächtigen Incisiven konnten ihm ungefähr dieselben Dienste leisten, wie die entsprechenden Zähne des grossen Hippopotamus. Das constante Vorkommen der Anthracotherien in den Ligniten oder in der Nähe derselben zeigt jedenfalls, dass es ein wasserliebendes Thier oder wenigstens ein Sumpfbewohner war.“
Weitere Analogien bieten unter den Extremitätenknochen die Ulna in ihrem proximalen Tbeil (loc. cit. pag. 293), die ungewöhnliche Längsentwicklung der Crista anterior an der Tibia (pag. 297) und Einzelnes aus Carpus und Tarsus,
[27] Neue Anthracotherienreste aus Südsteiermark und Dalmatien. 7I
Die Incisura palatina fällt in eine Linie mit dem mittleren Querthal von »,. Die Choanen- mündung besitzt gegenwärtig eine Breite von 0'047 m; in Wahrheit ist dieser Werth wohl um Y, zu reduciren, da die Gaumenplatte fast bis auf die Basis des Vomer niedergedrückt, die hintere Oeffnung des Nasencanals somit künstlich verbreitert erscheint. Auch der nach rückwärts sich anschliessende Choanencanal ist nahezu vollständig in die Schädelbasis ausgeflacht. Der seitwärts umgelegte Pterygoidalkamm ist auf der linken Schädelseite gut erhalten und weist auf eine beträcht- liche Höhe der verticalen Lamelle des Flügelbeins, also zugleich auf eine bedeutende Tiefe des Choanencanals hin. Mit Sicherheit lässt sich ferner constatiren, dass die seitlichen Lamellen des Flügelbeins von schmächtiger Anlage sind und nichts von den extremen Verdickungen erkennen lassen, welche wir bei den recenten Suiden beobachten. Die dünnen Verticallamellen des Flügelbeins und der tief eingesenkte Choanencanal bieten im Gegentheile wichtige Vergleichspunkte mit dem Ruminantenschädel. Hakenförmige Fortsätze in der für manche Ruminanten charakteristischen Entwicklung scheinen jedoch nicht vorhanden zu sein.
Der zahntragende Theil des Oberkiefers läuft hinter den Schlussmolaren in eine ebene freie Platte aus, die auf eine Länge von 0'020 m über den ÖOrbitalraum hin fortsetzt. Eine tiefe, bis zum Hinterrande von »», zurückgreifende Incisur trennt diese Knochenbrücke von dem Pterygoidalkamm. Auch hinsichtlich dieses Merkmals schliesst sich der Antkracotherium-Schädel enger an die Ruminanten als an die Suiden an, bei welchen bekanntlich die für die Ruminanten so charakteristischen, in die Gaumenplatte zurückgreifenden, halbmondförmigen Ausschnitte zu beiden Seiten der Choanenbegren- zung nicht einmal andeutungsweise entwickelt sind.
In Bezug auf die Deutung der an der Basis cranii wahrnehmbaren Details sind wir durch den mehrfach besprochenen Erhaltungszustand des vorliegenden Restes zu noch grösserer Reserve genöthigt. Ueber die natürliche Abgrenzung der Flügelbeine gegen das Sphenoideum lässt sich nichts Genaueres ermitteln. Die Grenze des letzteren gegen das Basoccipitale ist durch eine mit dem Hinterrande der Glenoidalfossa in einer Transversale liegenden Furche markirt, die ungefähr o'ıo m von der Incisura palatina absteht. Dem gegenüber erscheint der Basaltheil des Occipitale sehr kurz, seine Länge dürfte höchstens ?/, des letztgenannten Werthes betragen. Kurz vor der Vereinigung dieser beiden Hauptelemente der Schädelaxe bemerkt man zu beiden Seiten des Keilbeinkörpers geräumige, von aufgewulsteten Rändern umgebene Gruben, die in Lage und Gestalt auf das Voll- ständigste dem Foramen ovale des Ruminanten-Schädels entsprechen. Sie sind von kreisrundem Umriss mit einem Durchmesser von 0'014 m, der Abstand ihrer medianen Ränder beträgt 0'025. Der Hinterrand liegt der Keilbein-Hinterhauptnaht schon ausserordentlich nahe, doch unterliegt es keinem Zweifel, dass die Foramina nach rückwärts vom Alisphenoideum noch umschlossen, also vom „Foramen lacerum“ vollständig getrennt sind. Ich hebe diesen Umstand deshalb besonders hervor, weil gerade in diesem Punkte ein wesentlicher Unterschied zwischen dem Ruminanten- und Suiden- Schädel besteht. Bei den Ruminanten liegen die Verhältnisse in Bezug auf das Foramen ovale so, wie wir sie an dem Schädel von Trifail geschildert haben. Die Aeste des fünften Nervenpaares treten jeder- seits durch ein sehr geräumiges, meist vollständig kreisrundes, nach hinten vom Keilbeinflügel umrahmtes Foramen an die Schädelbasis hinaus. Bei den Suiden dagegen ist der Flügelfortsatz des Keilbeins nicht durchbohrt, und als Mündung für das fünfte Nervenpaar fungirt das die Bulla tympanica von vorn und innen umfassendeForamen lacerum; ein-selbstständiges Foramen für diesen Nerv, und das ist eben das Foramen ovale, existirt hier überhaupt nicht. Wir gewinnen durch diese Daten einen neuen Vergleichspunkt zwischen dem Anthracotherium- und Ruminanten-Schädel, bzw. ein schärfer zu fassendes diagnostisches
Merkmal gegen jenen der Suiden, Die Mündungsebene der Foramina ovalia fällt an dem Schädel
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von Trifail nahezu ins Niveau der Gelenkflächen des Unterkiefer-Condylus, liegt also horizontal, doch lassen sich an diesen Umstand vorläufig keine vergleichenden Bemerkungen knüpfen, da durchaus nicht ausgeschlossen ist, dass der Seitenflügel des Keilbeins, um dessen Stellung es sich hiebei handelt, erst nachträglich durch die Deformation der Schädelbasis in die horizontale Lage gekommen sei. Ein selbstständiger Canal für den Durchgang der Carotis externa (Turner’s Alisphenoidal-Canal) ist nicht zu beobachten.
Unmittelbar nach hinten und aussen von dem Foramen ovale beobachtet man in der linken Schädelhälfte eine flache, rundliche Erhebung, welche die Bulla tympanica repräsentirt. Genaueres über Umriss und Dimensionen der Bulla ist nicht mehr zu ermitteln.
Die Condyli occipitales sind ausserordentlich kräftig entwickelt, sie stehen gegenwärtig durch die Verzerrung der Schädelbasis in querer Richtung weit von einander ab!). Nach aussen von dem besser erhaltenen rechten Condylus bemerkt man einen von der Ocecipitalplatte scharf sich abhebenden Fortsatz, den Proc. paramastoideus (paroccipital process der engl. Autoren). Er ist relativ schlank (Basalbreite 0'020 m, Höhe approximativ 0:040 m), hakig nach innen gekrümmt, und zeigt hinsichtlich seiner Lage zum Hinterhaupt-Condylus mehr Uebereinstimmung mit dem entsprechenden Fortsatze des Ruminanten-, als jenem des Suiden-Schädels. An dem letzteren ist der ungewöhnlich mächtig entwickelte Proc. paramastoideus bekanntlich sehr weit nach vorn gerückt, während er hier, den für die Ruminanten-Schädel charakteristischen Verhältnissen sich annähernd, unmittelbar vor dem Hinter- haupt-Condylus entspringt.
Der Jochfortsatz der Squama geht, wie wir schon in der Scheitelansicht beobachtet haben, nicht rechtwinklig, sondern in schiefer Stellung zur Schädelaxe nach aussen ab. Er trägt auf breiter Brücke die auffallend grosse, flache, in der Mitte sogar merklich aufgewölbte Gelenkfläche für den Unterkiefer-Condylus. Eine leichte, dem Hinterrande der Gelenkfläche entlang etwas tiefer eingesenkte Rinne markirt auf das Schärfste ihren Umriss. Derselbe präsentirt sich als eine regelmässige Ellipse, deren längere transversale Axe (0'080 m) ungefähr das Doppelte des zweiten in sagittaler Richtung liegenden Durchmessers (0'043 m) beträgt. Die der Breite des Unterkiefer-Condylus entsprechende längere Axe schliesst mit der longitudinalen Schädelaxe einen Winkel ein, der sich nur wenig von einem rechten entfernt; in jedem Falle ist derselbe beträchtlich grösser als bei A. dalmatınum oder Hyopotamus, Schädelformen, die durch eine auffallend schiefe Stellung der Glenoidalfläche ausgezeichnet sind. Nach hinten und innen wird die Condyloidfläche durch einen kräftigen Knochendamm, den Proc. postglenoidalis abgeschlossen, er misst bei geringer Breite und mässiger Höhe dem Rande der Glenoidalfläche entlang 0'050 m. Bemerkenswerth erscheint seine schiefe Stellung zur queren Axe des Condylus. Gestalt und Lage dieses Fortsatzes und die Beschaffenheit der Glenoidalfläche selbst weisen auf eine ausserordentlich freie Beweglichkeit des Unterkiefers hin.
Mit diesen Daten dürfte so ziemlich Alles erschöpft sein, was sich an dem vorliegenden
Reste in der Basalansicht der Beobachtung darbietet. Wir sind hiebei mit einer Reihe von Merkmalen
!) Unter den neuen Anthracotherienresten von Trifail, welche erst vor Kurzem durch die gütige Vermittlung des Herrn Oberbergrathes E. v. Mojsisovics in die Sammlung der geologischen Reichsanstalt gelangt sind, fanden sich die beiden Hinterhaupt-Condyli eines zweiten Individuums, die zwar vollständig isolirt, im Uebrigen aber viel günstiger erhalten waren als jene an dem oben beschriebenen Schädelstücke. Jeder dieser Gelenksköpfe hat in seiner natürlichen Stellung von hinten betrachtet, die Gestalt eines mit der Spitze nach unten und aussen gerichteten Eies, das kurz vor seinem stumpfen Ende schief abgestutzt wurde. Von der quer über die Hauptwölbung vom Foramen magnum zur Mastoidalregion ziehenden Kante, welche man an den Condylen recenter Ungulaten beobachtet, ist hier keine Spur. Die Gewölbefläche ist gleichmässig eiförmig gerundet. Die Höhe des Condylus (als Maximalwerth nahe dem Innenrande gemessen) beträgt 0'038, die Breite an der dem Supraoccipitale zuge-
wendeten Seite 0'030, an ber Verbindungsstelle mit dem Basoccipitale 0'036. Als grösste Breite des Condylus, von der äusseren Spitze bis zur incisura condyloidea gemessen, ergibt sich 0'055.
[29] Neue Anthracotherienreste aus Südsteiermark una Dalmatien. 718
bekannt geworden, die uns direct zu einem Vergleiche mit dem Schädelbau der Ruminanten hingeführt haben. Als solche können wir, das Vorstehende zusammenfassend, bezeichnen: Das Vorhandensein der zwischen Palatinum und Maxillare in den harten Gaumen eingreifenden, halbmondförmigen Aus- schnitte, — die bedeutende Tiefe des Choanencanals und die Beschaffenheit der langgestreckten, dünnen Palatopterygoidal-Lamellen, — die auffallende Längsentwicklung der Schädelaxe im Bereiche des Sphenoideums, — die Existenz eines vom Alisphenoideum rings umschlossenen Foramen ovale, — die Lage des Proc. paramastoideus zum Hinterhauptcondylus —und endlich die Beschaffenheit der Fossa glenoidalis, die auf eine in hohem Grade freie Beweglichkeit des Unterkiefers hinweist. In allen diesen Punkten herrscht eine auffallende Uebereinstimmung zwischen dem Schädel des grossen Anthraco- theriums von Trifail und jenem der heutigen Wiederkäuer, ob wir nun einen Cavicornier oder einen Cerviden zum Vergleich herbeiziehen mögen. Andererseits sind es aber wieder gerade diese hier schärfer betonten osteologischen Details, welche die Grundlage für eine Differentialdiagnose der Basis eines Ruminanten- und jener eines recenten Suiden-Schädels abgeben. So finden wir z. B. bei der Gattung Szs keine Spur von den für die Ruminanten charakteristischen Ausschnitten zu beiden Seiten des Choanenwalles; dieser selbst besteht aus stark verkürzten, doppelflügeligen, mit knopf- förmig aufgewulsteten Fortsätzen abschliessenden Pterygoidalplatten; das Sphenoideum steht hinsichtlich seiner Längsausdehnung in der Richtung der Schädelaxe hinter dem Basoccipitale zurück, ein selbst- ständiges, vom Alisphenoideum umschlossenes Foramen ovale ist nicht vorhanden; die Proc. para- mastoidei sind, wie schon oben bemerkt, weit nach vorn gerückt, und die Beschaffenheit der lang- gestreckten, schmalen, in querer Richtung concav eingesenkten Condyloidfläche weist auf einfachere, vornehmlich in verticalem Sinne wirkende Kaubewegungen hin.
Auf Grund dieser Daten sind wir wohl vollauf zur Annahme berechtigt, dass der osteologische Bau der Schädelbasis des grossen Anthracotheriums sich weit mehr an die selenodonten als an die bunodonten Paarhufer der Jetztzeit anschliesst. Da es sich bei diesem Vergleiche um Merkmale handelt, die mehr als irgendwelche andere Eigenthümlichkeiten des Schädel- und Körperskeletes dem Einflusse speciellerer Anpassungsbestrebungen entrückt sind, so dürfen wir die aus demselben sich ergebenden Beziehungen wohl als Züge engerer Stammesverwandtschaft betrachten, nicht mehr als rein morphologische, in gleichartigen Lebensverhältnissen begründete Analogien, wie die früher erwähnten, auf die Scheitelansicht bezüglichen Relationen zu Hrppopotamus. Auf einen Vergleich mit der Schädelbasis der Hyopotamen soll hier nicht näher eingegangen werden, da wir auf diesen Gegenstand ohnehin nach Besprechung der Schädelreste von A. dalmatinum H. v. M. ausführlicher
zurückkommen müssen. Zum Schlusse mögen hier noch einige auf die Schädelbasis bezügliche Messungen Platz finden.
Länge des harten Gaumens vom Alveolarrande des z, bis zur Incisura palatina . . . 0'310 m 7 » Schnauzentheiles (vom Alveolarrande des z, bis zum Vorderrande des vor- derstenWPramolars) er Kae Et 1 5030 R ,„ auf die Backzahnreihen entfallenden Gaumenabschnittes . . . 2... 2... 0'180 „, Abstand des For. palatinum posterius von der Mitte des hinteren Gaumenausschnittes 0'073 ,„ Querabstand der Medianränder der beiden hinteren Gaumenlöcher . . . . 2... 0042 „, Abstand der Keilbein-Hinterhauptsnaht von der Ineisura palatina . . . 2. 2.2.2... 0'110 , EDPEOSImatıyes Ts ängezdeswBasoccipitaleg re EEE Er E90 Gesammtlänge der Cranialbasis von der Incisura palatina ab gemessen . . . ... . 0'185 „ Poprosimatives Breite, dessHlinterhaupteondyluse 2. er 05045, >
Beiträge zur Paläontologie Oesterreich-Ungarns. IV, ı. 10
74 Teller. [30]
B. Die Bezahnung.
Ueber das Zahnsystem der Gattung Anthracotherium hat Kowalevsky (Monographie etc. pag. 335 ff.), die Resultate der Arbeiten von Cuvier, Blainville, Gastaldi, H. v. Meyer, Bayle und Rütimeyer zusammenfassend und auf Grund eigener Beobachtung erweiternd und schärfer präcisirend, eine so klare und erschöpfende Darstellung gegeben, dass wir hier ohne weitere einlei- tende Bemerkungen direct auf die Details eingehen können, welche die aus den Kohlenablagerungen
von Trifail vorliegenden Reste der Beobachtung darbieten.
I. Bezahnung des Oberkiefers.
An dem auf Taf. XI [I], Fig. ı abgebildeten Schädel des grossen Anthracotheriums von Trifail ist von der Bezahnung in situ erhalten: Auf der rechten Seite — 25, 3 — Ps Ps, Pa, fi — Mg, Mz, iN der linken Kieferhälfte die gesammte Backzahnreihe mit Ausschluss von ?,'). In demselben Kohlen- blocke, dem der vorliegende Rest entnommen wurde, fanden sich endlich isolirt, dem Schädel zur Seite, der rechte Canin und der linke z,, beide in tadelloser Vollständigkeit erhalten, so dass also von diesem Individuum mit Ausnahme von 2, alle Elemente der Oberkieferbezahnung der Beurtheilung zugänglich sind.
Bei der Blosslegung der Zahnreihen fiel zunächst der sonderbare Umstand auf, dass in der rechten Kieferhälfte im Gegensatze zur linken, in der eine vollkommen normale Bezahnung vorliegt, der erste Molar vollständig fehlt, und dass die durch seinen Ausfall bedingte Lücke durch das Nachrücken der beiden letzten Backzähne nahezu ganz geschlossen erscheint, so zwar, dass »z, und fi fast in unmittelbare Berührung treten. Das mit Kohle ausgefüllte Intervall zwischen dem Schluss- rand des hintersten Prämolars und der vorderen Aussenecke von 72, beträgt gegenwärtig nicht ganz 0'003 m; x, erscheint hiebei an seinem Hinterrande etwas emporgerückt, so dass die vordere Aussenecke von 2, den vor ihm stehenden Molar seitlich zu umfassen scheint, im Uebrigen sind aber die Kauflächen beider Molaren in Bezug auf ihr Niveau jenen der Gegenseite vollkommen analog. In horizontaler Richtung ist dagegen die Veränderung in der relativen Stellung der Molaren beider Kieferhälften eine ganz beträchtliche. Ein Frontalschnitt, den man sich durch den Hinterrand von 2, der rechten Seite gelegt denkt, setzt in der linken Kieferhälfte genau durch die Gipfel des hinteren Pyramidenpaares hindurch, und ein Parallelschnitt durch das mittlere Querthal des rechten 2, fällt in seiner Verlängerung durch die linke Kieferhälfte mit dem Vorderrande des linken »=, zusammen. Im Bereiche von »z, ist somit das Mass der Verschiebung in horizontaler Richtung der halben Länge dieses Zahnes gleich.
Für die Annahme einer nachträglichen, gewaltsamen Verschiebung innerhalb der zahntragenden Basis, und zwar in der hier nothwendigerweise vorauszusetzenden Ausdehnung, liegen keine Anhaltspunkte vor. Weder der hintere Gaumenausschnitt noch die Lage der hinteren Gaumenlöcher lassen Spuren einer seitlichen Verzerrung erkennen. Auch an den Alveolarrändern der beiden Molaren ist von Störungen in dem eben angedeuteten Sinne nichts zu beobachten. Nachträgliche
Verschiebungen von dem angegebenen Umfange hätten aber nicht stattfinden können, ohne in der
!) In Bezug auf die Zählung der Prämolaren folge ich Hensel’'s Methode, und bezeichne demgemäss den an m,
nach vorn anschliessenden Prämolar als den ersten, »,, die gegen den Canin hin folgenden sodann als 9,, P,, P4- P, ist somit der vorderste Prämolar.
[31] Neue Anthracotherienreste aus Südsteiermark und Dalmatien. 75
einen oder anderen der genannten Regionen entweder als Bruch oder, eine gewisse Plasticität voraus- gesetzt, als Verzerrung des ursprünglichen Bildes zum Ausdrucke zu gelangen. Es ist daher im höchsten Grade wahrscheinlich, dass die Veränderungen in der Backzahnreihe der rechten Kiefer- hälfte das Resultat eines physiologischen, in die Lebenszeit des Individuums fallenden Processes darstellen. Zu meiner Ueberraschung fand ich an dem zum Vergleich herbeigezogenen Schädel von Mte. Promina, der das Original zu H. v. Meyer's Anthracotherium dalmatinum "bildet, eine weitere Analogie zu den hier beobachteten Verhältnissen, und zwar unter Umständen, die ganz darnach angethan sind, mich in der eben ausgesprochenen Vermuthung zu bestärken. An dem genannten Fundstück fehlt »z, in der linken Kieferhälfte, die zwischen /, und »z, liegende Lücke misst nur mehr 0'009 m, während die Länge des »z, der rechten Seite, der da vortrefflich erhalten und in situ vorliegt, 0'016 m beträgt. (Vergl. Taf. XIII [III], Fig. 4.) Die Lücke ist also auf ungefähr °/, reducirt. Ein Umstand ist aber hier besonders wichtig. Man hat hier noch Gelegenheit, sich zu überzeugen, dass »w, sammt seinen Wurzeln fehlt, und dass die denselben entsprechenden drei Alveolargruben, von denen zwei kleinere auf die Lateralseite fallen, die dritte grössere auf die Medianseite, vollständig mit derselben Glanzkohle aufgefüllt sind, welche die Umhüllung des Schädelstückes bildete. Ein derartiger Zustand der Dinge kann aber unmöglich in nachträglichen, zufälligen Druckwirkungen seine Erklärung finden; »z, musste vielmehr schon vor der Einbettung des Kiefers in die genannte Matrix gefehlt haben und wurde somit schon bei Lebzeiten des Thieres abgeworfen.
Der hier supponirte Vorgang steht mit der Rolle, welche »z, in der Reihe der Molaren spielt, und dem Modus der Abkauung des Anthracotherien-Gebisses in bestem Einklange. Der mehr- erwähnte erste Molar ist nicht nur, wie wir weiter unten sehen werden, weitaus der schwächste der ganzen Reihe, sondern unterliegt auch als der erste in Function tretende Zahn des persistenten Kauapparates zuerst den Wirkungen der Abnützung. Da nun die Abkauung an den Molaren des Oberkiefers in der Weise vor sich geht, dass zunächst immer die vordere Hälfte des Zahnes ange- griffen und sodann rascher abgetragen wird als die hintere, so ist, dem successiven Eintritt der drei Molaren in das Kaugeschäft entsprechend, der Vorderrand von 72, meist schon bis auf die Kronen- basis abgenützt, bevor das hintere Gipfelpaar von »z, energischer in Action tritt. Die beste Erläuterung dieses Vorganges, des allmäligen Fortschreitens der Abnützung vom Vorderrande des Zahnes zum Hinterrande und zugleich von 72, durch »z, zu m; bietet Bayle’s treffliche Abbildung des Kiefer- stückes von Brain (Depart. Nievre)!). Von dem dreigipfligen vorderen Abschnitt von »z, ist nichts mehr vorhanden, hier liest schon die Alveole bloss; die Hinterhälfte von »z, und der vordere Abschnitt von »z, bilden zusammen eine ebene Kauplatte, die nichts mehr von dem ursprünglichen, complicirten Schmelzrelief erkennen lässt; auch in der Hinterhälfte des =, ist von der Schmelz- bedeckung der Krone nur noch eine einzelne Leiste vorhanden, in der Vorderhälfte von x, dagegen liegen schon zusammenhängende Lobenfragmente vor und das hintere Gipfelpaar von »z, ist noch so gut conservirt, dass man über den Bau der Gipfelpyramiden vollkommen genügenden Aufschluss erhält.
Durch diese Art der Abnützung verliert z, schon frühzeitig seine feste Position im Kiefer und es erscheint somit auch die Vorstellung nicht besonders gewagt, dass er in einzelnen Fällen durch das Uebergewicht der nachrückenden Molaren völlig aus dem Kiefer herausgedrängt wird. Wenn dieser Vorgang aber auch in den vorstehend geschilderten Eigenthümlichkeiten des Anthra- cotherien-Gebisses in gewissem Sinne begründet erscheint, so wird er doch andererseits auf Grund
der vorliegenden Einzelnbeobachtungen noch nieht als eine gesetzmässige Erscheinung betrachtet
t) Bull, Soc. geol. France 1855, 2° serie, tome XII, pl. 22.
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76 Teller. [32]
werden können. Von dem grossen Anthracotherium von Trifail sowohl, wie von A. dalmatinum H. v. Meyer sind Kieferstücke mit wohlerhaltenem »z, bekannt!), so dass die beschriebenen Veränderungen in der Backzahnreihe den Charakter individueller Anomalien an sich tragen.
Sollten weitere Funde darthun, dass dem ältesten Molar im Zahnsystem der Gattung Anthracothertum thatsächlich die Rolle eines im höheren Lebensalter des Thieres hinfälligen Zahnes zukommt, so ergäbe sich hieraus ein interessanter Vergleichspunkt mit dem Zahnsystem der aberranten Ungulatengruppe, die man in die Familie der Sireniden zusammenzufassen pflegt. In dieser Hinsicht wäre in erster Linie an die Gattung Aaltherium zu erinnern, bei welcher der Ausfall von »z, des Oberkiefers längst als eine besondere Eigenthümlichkeit des Gebisses älterer Individuen bekannt ist. R. Lepsius spricht sich hierüber in seinem schönen Werke über Halitherium Schinzi (Abh. d. mittelrhein. geol. Vereins, Darmstadt 1882, I. Band, 2. Lief., pag. 9ı) folgendermassen aus: „Den Molaren des Oberkiefers von HZalitheriuwm eigenthümlich ist die Erscheinung, dass die hinteren Zähne im Verlaufe des Lebens des Thieres sich nach vorn vorschieben, so dass der vorderste Molar, »,, mit seinen Wurzeln schliesslich ganz aus dem Knochen herausgedrängt wird und ausfällt; dies letztere geschieht zu einer Zeit, wo die Krone von »z, schon fast ganz abgekaut ist, und die Wurzeln desselben zum Theil resorbirt sind. Die Vorschiebung kann am besten beurtheilt werden nach der Stellung der Molaren zum Hinterrande des Proc. zygomatico-orbitalis des Oberkiefers: Bei Schädeln junger Thiere liegt dieser Knochenrand noch etwas vor der Lücke zwischen »z, und 3, bei etwas älteren trifft diese Linie auf den dritten Molar und bei ganz alten Thieren, wo »z, bereits fehlt und seine Alveolen bereits zugeschoben und verwachsen sind, erreicht